0499 - Garingas Fluch
Bänder hervor.
Es waren zwei.
Suko hatte mittlerweile den Recorder bereitgestellt. »Es geht zwar nur John Sinclair etwas an, aber der ist dienstlich verhindert. Wir beide bilden praktisch ein Team.«
»Das sagte man uns.«
»Herr Knäpper, ich möchte Sie noch fragen, ob Sie nach dem Anruf Ihres Sohnes wieder Stimmen vernommen haben?«
»Ich nicht, Inspektor. Mein Sohn.«
»Du also?«
»Ja. Das war immer komischer.«
Suko lächelte. »Dann wird es am besten sein, wenn du uns das Band mal vorspielst.«
»Mach' ich, Sir.«
Da Suko recht gut deutsch sprach, gab es hinsichtlich der Verständigung keine Probleme. Timo Knäpper durfte das Band selbst in den Recorder einlegen. Er ließ es zurücklaufen, nickte Suko zu, der den Recorder auf die normale Geschwindigkeit stellte.
»Das waren die letzten Aufnahmen«, sagte Timo. »Aus der vergangenen Nacht. Die anderen habe ich vorher gehört, aber die letzten sind wohl am besten.«
Suko nickte lächelnd. Sie mußten warten. Zunächst vernahmen sie nur das Rauschen, irgendwann die Stimme des Jungen, der rief: »Melde dich doch. Melde dich! Du kannst uns nicht im Stich lassen. Du mußt dich melden, Geist…«
Der Geist blieb stumm.
Andere Geräusche erklangen. Ein leichtes Hüsteln, das Scharren mit dem Fuß über einen Teppich.
»Gleich kommt es«, sagte Timo.
Noch einmal war seine Stimme zu vernehmen. Fragend und auch leise. »Seid ihr es jetzt?«
»Vorsicht!« hörten sie ein etwas rauh klingendes Organ. »Vorsicht, eine Falle… Baphometh… Der Verräter Saunders, er heißt Sauniere. Er will den Dunklen Gral. Das Schwert… wenn er es hat, wird er gegen Garinga kämpfen müssen. Er hat den Fluch gelöscht, er hat ihn gelöscht. Meine Güte, es ist fast zu spät… Baphometh… John… John Sinclair…«
Stille.
Die drei Menschen saßen angespannt auf ihren Stühlen. Mit Sukos Gesicht war eine Veränderung vorgegangen. Nicht nur, weil auf ihm eine Gänsehaut lag, es hatte auch sehr harte Züge angenommen und zeigte etwas von der inneren Spannung, die den Inspektor gefangen hielt. Was er vor einigen Sekunden vernommen hatte, das war keine Täuschung oder leeres Gewäsch gewesen, sondern knallharte und dämonische Tatsachen, denn Suko wußte genau, weshalb John Sinclair nach Garway unterwegs war. Er wollte dort einen Mann namens Saunders treffen, von dem Abbé Bloch in seinem Schreiben berichtet hatte.
Das Band lief weiter. Timo Knäppers Stimme war zu hören. Er fragte noch einige Male nach, doch eine Antwort bekam er nicht.
»Das war es, Inspektor«, sagte Peter Knäpper.
Suko nickte. Timo schaltete das Gerät aus. Erst das dabei entstehende Geräusch schien den Inspektor aus seiner Starre zu erwecken. Er schaute Timo an.
»Bitte, ich möchte das Band noch einmal hören.«
»Natürlich.«
Schnell war zurückgespult, dann vernahmen sie wieder die Stimme des Geistes.
Diesmal hörte Suko noch konzentrierter zu. Die Knäppers störten ihn auch nicht mit Fragen. Erst als das Band abgelaufen war, atmete der Inspektor tief aus, erhob sich und ging zum Fenster, durch dessen Scheibe er starrte.
Eine Minute verstrich. Nur das Atmen der drei Menschen war zu hören. Dann drehte Suko sich um.
Mit seiner Frage wandte er sich an den Vater und den Sohn.
»Sie haben die Stimme beide nicht erkannt - oder?«
»Nein«, erwiderte Peter, und Timo schüttelte den Kopf.
»John Sinclair ist heute nach Garway gefahren«, sagte Suko mehr zu sich selbst. »Ihm galt ja die Warnung. Sie ist leider etwas spät gekommen, aber die Stimme«, sinnierte Suko, »ich habe sie schon einmal gehört.« Er blickte den Vater an. »Haben Sie herausfinden können, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hat?«
»Das habe ich nicht, Inspektor. Sie hörte sich irgendwie neutral an.«
»Ja, das ist richtig. Sie könnte sowohl einem Mann als auch einer Frau gehört haben.«
»Bestimmt.«
»Wobei ich eher zu einer Frauenstimme tendiere«, sagte Suko. »Und ich glaube auch, sie zu kennen.«
»Wer ist es denn?« fragte Timo.
Suko lächelte vor seiner Erwiderung. »Der Name wird dir nicht viel sagen, mir aber um so mehr. Es handelt sich um eine Verstorbene, die sich aus dem Geisterreich gemeldet hat und die zu Lebzeiten zu unseren Freunden gehört. Die Frau war eine Wahrsagerin und auch noch mehr. Sie hieß Tanith…«
***
Timo und sein Vater blickten sich an, um gleichzeitig die Köpfe zu schütteln. Mit diesem Namen konnte keiner von ihnen etwas beginnen. Den hatten sie noch nie
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