0502 - Die Disco-Hexe Tessy
Ausstrahlung, die Männer anmacht. Sogar Kid.«
»Ich werde sie mir sowieso ansehen.«
Susan kippte langsam zurück. »Auch auf Sie wird sie nicht ohne Wirkung bleiben. Ich spüre das.«
Da ihre Beine noch schräg lagen, hob ich sie an und legte sie auf das Bett. In der Rückenlage blieb sie und lächelte noch einmal zu mir hoch. Mit einer trägen Bewegung hob sie den Arm und strich mit der Handfläche über ihr Gesicht. »Müde«, murmelte sie. »Ich bin so müde. Auf einmal…«
Sie wollte noch etwas sagen, der Schlaf war stärker. Er überkam sie von einer Sekunde zur anderen.
Mike Fox trat zu mir. »Nun?« fragte er.
»Sie ist eingeschlafen.«
»Zum Glück.«
»Jetzt können wir warten.« Ich schaute mich nach einem Stuhl um.
An der Wand lehnten zwei weiße Klappstühle. Ihre Rückenlehnen waren mit Aufklebern dekoriert. Mike Fox und ich holten die Stühle heran und ließen uns unweit der Schlafstätte nieder.
Wir sprachen zunächst nicht. Es war sehr ruhig im Raum, nur die Atemzüge des Mädchens durchdrangen die Stille. Susan atmete ruhig. Sie lag auch weiterhin auf dem Rücken, wirkte entspannt, obwohl sie die Hände zu Fäusten geballt hatte.
Mike Fox erhob sich. »Die Luft ist zu schlecht. Ich werde mal Durchzug machen.«
Eine gute Idee, wie ich fand. Fox öffnete zwei sich gegenüberliegende Fenster, damit die kühle Luft durch den Raum wehen konnte.
Mein Kollege blieb neben einem offenen Fenster stehen. »Haben Sie schon einmal so einen Sommer erlebt, John?«
»Kaum.«
»Ich auch nicht. Na ja, ich war in Spanien, da hatte ich besseres Wetter. Meine Frau hat überhaupt keine Lust, wieder nach London zurückzukehren, wenn sie von dem Wetter hört.« Er ging mit zwei Aschenbechern in die kleine Küche und leerte die Schalen dort. Als er zurückkam, stand ich am Fenster und schaute zum Sternenhimmel.
»Spielen die eigentlich jeden Tag, Mike?«
»Sie meinen die Gruppe?«
»Genau!«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Wo kommen Tessy and the Monsters her? Haben Sie sich damit beschäftigt? Haben Sie Nachforschungen betrieben?«
»Nein, nicht direkt. Ich nehme an, daß sie da herkommen, wo viele andere Gruppen dieser Art ebenfalls ihre Heimat haben. Im Untergrund oder aus dem Underground.«
»Underground Music.« Ich nickte. »Das ist gut möglich. Und da gibt es auch gewisse Tendenzen, die in eine ganz bestimmte Richtung weisen.«
»Welche meinen Sie?«
»Ich denke da an den Teufel, an Schwarze Messen, an Geheimbünde und gefährliche Sekten.«
»Ach, meinen Sie wirklich?«
»Sicher.«
»Kennen Sie welche?«
»Nein, nicht direkt. Ich weiß nur, daß es diese Art von Sekten gibt. Sie existieren, und sie schaffen es immer wieder, unter gewissen Gruppen Nachschub zu rekrutieren.«
»Jugendliche meist?«
»So ist es.«
»Das ist natürlich nicht gut.« Mike Fox schüttelte den Kopf. »Dabei habe ich meinen Sohn immer für einen vernünftigen Menschen gehalten. Ich war auch froh, daß er Susan kennenlernte. Sie ist ein patentes Mädchen, sie paßt zu ihm. Meine Frau ist ebenfalls begeistert von ihr. Und jetzt dies. Da dreht Kid durch, nur weil er dieses Weib gesehen hat.«
»Tessy muß eine ungeheure Wirkung auf ihn gehabt haben. Wir können das nicht nachvollziehen.«
»Ja, leider.« Mike Fox schüttelte den Kopf. »Dabei habe ich immer gedacht, meinen Sohn zu kennen. Nun ja, man kann sich auch bei den eigenen Kindern irren.«
Mike Fox machte einen geschafften Eindruck. Von einer Urlaubs-Erholung war bei ihm nichts mehr festzustellen. Ich schaute mir das Mädchen näher an.
Susan schlief noch immer. Sie atmete sehr ruhig, das wiederum gefiel mir. Auch ihre Hände hatten sich gestreckt. Auf der Stirn lag ein matter Schweißfilm.
Die Nacht konnte lang werden. Nicht allein für Mike Fox und mich, auch für Suko, der unten wartete.
Ich sprach mit Mike darüber, daß mein Kollege und Freund nahe des Hauses im Wagen saß.
»Weshalb ist er nicht mit hochgekommen?«
»Wir wollten auch das Äußere unter Kontrolle behalten.«
»Rechnen Sie denn mit irgend etwas, das aus dem Rahmen fällt?«
»Vielleicht.«
»Da kann ich nicht mithalten, sorry.« Mike schaute zu, wie ich ein Walkie-talkie aus der Tasche holte und die Antenne hervorzog. Ich nahm Verbindung mit Suko auf.
»Ja, John?«
»Ist alles klar bei dir?«
»Hier ist es ruhig. Ich würde sagen, eine schöne Gegend. Hier kann man wohnen.«
»Bleib du mal in unserem Hochhaus. Dort sind wir schon gut aufgehoben. Und halte
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