0505 - Jagd der Skelette
ihn.
Zumindest war die Tür jetzt offen und bot seinem Schatten einen Fluchtweg, wenn er das Amulett erst einmal in seinem Besitz hatte.
Er bewegte sich weiter. Er konnte die Nähe der Silberscheibe fühlen. Ohne lange suchen zu müssen, glitt er jetzt auf die richtige Zimmertür zu.
Plötzlich flammte Licht auf.
Und dann schrie ein Mädchen…
***
Angelique glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Sie sah einen Schatten, doch ohne einen dazugehörigen Menschen! Er glitt halb über den Fußboden und halb an der Wand entlang, gerade so, als bewege sich ein Unsichtbarer durch den Mini-Flur, der sich nur durch seinen Schatten verriet…
Angelique war nicht der Typ Frau, der sofort losschrie. Aber mit dieser Überaschung hatte sie keinesfalls gerechnet. Noch während ihr verblüffter Aufschrei verhallte, schoß ihre Hand vor, griff dorthin, wo der Werfer des Schattens ihren Berechnungen nach sein mußte, und faßt ins Leere. Da war nichts und niemand! Und im nächsten Moment registrierte sie auch, daß der Schatten sich falsch bewegte.
Das Licht hätte ihn ganz anders fallen lassen müssen!
Im nächsten Moment schon flog Yves’ Tür auf. Unwahrscheinlich schnell hatte l’ombre auf den Schrei seiner Schwester reagiert. Jetzt aber sah er sich keinem Gegner gegenüber, während der Schatten, nur von Angelique bemerkt, an ihm vorbei in sein Zimmer glitt.
Sie verlor die Nerven und sprach ihn in dieser Situation mit seinem Spitznamen an, verriet damit möglicherweise ein gutgehütetes Geheimnis. »Ombre, der Schatten… hinter dir…«
Yves flog herum.
Hinter ihm im Zimmer war es dunkel. Auch er hatte aufs Licht verzichtet und war im Dunkeln aufgesprungen, als er Angeliques Aufschrei gehört hatte. Jetzt knallte seine Faust gegen den Lichtschalter. Die aufflammende Helligkeit riß den sich bewegenden Schatten aus der Finsternis. Dieser Schatten streckte gerade die Hand nach Cascals Amulett aus…
Ombre handelte, ohne zu überlegen. Er dachte nicht daran, daß er dieses verflixte Ding eigentlich loswerden wollte. Er registrierte nur, daß er bestohlen werden sollte. Er schnellte sich auf den Tisch zu, bekam das Amulett an der Kette zu fassen und riß es mit sich. Es gab einen wahren Ruck. Auch der Schatten hatte die Silberscheibe erfaßt und erwies sich als außerordentlich unnachgiebig!
Yves war vom Schwung am Tisch vorbei auf sein Bett getragen worden, rollte sich herum und faßt mit der zweiten Hand nach. Da, wo er die Schattenhand auf der Silberscheibe aufliegen sah, spürte er Widerstand. Da war etwas, das er fühlen konnte, obgleich es sich seinem Begreifen entzog!
»Loslassen!« brüllte er. »Verdammter Dieb…«
Im gleichen Moment, in dem er nicht nur die Kette, sondern auch das Amulett berührte, wurde die Silberscheibe aktiv. Ein greller Lichtblitz flammte auf und hüllte den fremden Schatten in eine Aura gleißender Helligkeit. Aber der Schatten verschwand nicht so, als habe jemand einen Lichtstrahl direkt auf ihn gerichtet, sondern er ließ das Amulett los, jagte in weiten Sprüngen aus dem Zimmer, an Angelique vorbei, die er heftig zur Seite stieß, und glitt dann unter der Wohnungstür hindurch nach draußen. Yves schnellte sich vom Bett hoch, setzte dem Unheimlichen nach und riß die Tür auf, um ihm zu folgen. Die Halbtreppe hinauf zur Haustür, die nie richtig abgeschlossen wurde, seit ein abgebrochenes Schlüsselstück im Schließzylinder steckte und ihn blockierte, und dann hinaus auf die Straße…
Aber der Schatten war fort.
Er war in der Nacht verschwunden.
***
Eysenbeiß murmelte einen Fluch, vor dem der Teufel selbst erblaßt wäre. Es war schief gegangen! Das Mädchen hatte ihn aus einem unerfindlichen Grund trotz seiner Vorsicht entdeckt und der Amuletträger hatte sein magisches Instrument eingesetzt! Eysenbeiß spürte den Schmerz, als habe nicht der Schatten, sondern er selbst mit der abwehrenden Energie Berührung gehabt!
Das alles wäre weiter gar nicht so schlimm gewesen.
Schlimm war, daß der Amuletträger jetzt gewarnt war.
Eysenbeiß mußte sich etwas anderes ausdenken…
***
»Yves…«
Cascal kehrte in die Kellerwohnung zurück. Daß er im Adamskostüm nach draußen gesprintet war, fiel ihm erst jetzt auf. Auch, daß die Wohnungstür entriegelt gewesen war, obgleich er sie sorgfältig verschlossen hatte. Er drückte sie hinter sich ins Schloß. »Bist du in Ordnung, Angelique?«
»Ich? Ja…« Es kam etwas zögernd. Yves marschierte in sein Zimmer und stieg
Weitere Kostenlose Bücher