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0507 - Die Lady mit dem Schädeltick

0507 - Die Lady mit dem Schädeltick

Titel: 0507 - Die Lady mit dem Schädeltick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mrs. Brent keine Antwort.
    Die Lady atmete tief ein. Sie setzte sich aufrecht hin, plötzlich gefiel ihr die Haltung nicht mehr. Sie zwinkerte mit den Augen und starrte Madeline an.
    Diese Person war eine Fremde, das stimmte. Nur kam sie ihr nicht so fremd- vor. Eleonore Brent hatte das Gefühl, dieser Person schon einmal begegnet zu sein.
    Das Gesicht war bekannt, der Ausdruck der dunklen Augen, der Mund mit den geschwungenen Lippen, die hohe Stirn, die blaß wirkende Haut. Ja, sie war eine schöne, junge Frau.
    »Wer?« fragte sie.
    Zum erstenmal bekam sie eine Antwort. Die junge Frau sprach leise. Die Stimme war nicht mehr als ein Hauch. »Ich bin Madeline, du mußt mich kennen…«
    Eleonore lauschte den Worten und auch dem Klang der Stimme nach. Sie hatte sich so angehört, als wäre sie woanders hergekommen, aus einer fremden, fernen Welt.
    Leicht hallend…
    »Ich kenne keine Madeline.«
    »Doch, die kennst du.«
    Mrs. Brent nickte. »Ja, irgendwie kommen Sie mir auch bekannt vor. Das stimmt. Ich habe Sie schon mal gesehen.«
    »Nicht nur einmal, sehr oft.«
    »Und wo?«
    »Hier!«
    Eleonore Brent zog die glatte Stirn kraus und hob die Brauen.
    Mehr tat sie nicht, weil sie auf eine weitere Erklärung der jungen Frau wartete. Manchmal hatte sie das Gefühl, einen Traum zu erleben. Das konnte einfach nicht wahr sein, und es störte Eleonore nicht einmal, daß die Fremde sie duzte.
    »Hier?« wiederholte sie.
    »Ja…«
    Mrs. Brent dachte nach. Sie schaute ihre Besucherin an, tastete das Gesicht sehr genau ab, suchte nach Erkennungsmerkmalen, nach Spuren, doch die Erinnerung wollte einfach nicht kommen. »Nein, ich habe dich hier noch nicht gesehen. Du bist nie Gast in unserem Hause gewesen, bei keinem Fest.« Sie hob die Schultern. »Ich müßte mich erinnern.«
    »Ich war immer hier.«
    Lady Eleonore wollte lachen, es gelang ihr nicht. Zudem zeigte sie sich etwas erschreckt über den Ernst in der Stimme dieser jungen Person. Die gab sich so sicher, und das war beileibe nicht gespielt.
    »Immer hier?« sinnierte Eleonore. Ihre Augen verengten sich ein wenig. Das intensive Nachdenken strenge sie an. »Ja, ich habe den Eindruck, daß du mir irgendwie bekannt vorkommst.« Sie nickte in Madelines Richtung. »Nicht nur bekannt, auch vertraut.«
    »Das ist möglich!«
    Mrs. Brent holte tief Luft. Danach stand sie so heftig auf, daß Schwindel sie erfaßte. Sie ging so weit vor, bis sie der Besucherin gegenüber stand.
    »Bleibst du noch?«
    »Und ob.«
    »Ich komme gleich wieder.« Mrs. Brent hatte es plötzlich sehr eilig.
    Mit langen Schritten durchquerte sie den großen Raum, öffnete die Tür und trat hinaus auf den Gang, wo die Bilder der Ahnen an den Wänden hingen. Im ersten Augenblick zeigte sie sich irritiert. Sie fand sich nicht mehr zurecht. Sollte sie nach rechts gehen oder zuerst nach links? Sie entschied sich für die linke Seite.
    Sehr gemächlich lief sie an der Reihe der Bilder entlang, obwohl ihr Inneres vor Spannung vibrierte.
    Männer- und Frauenporträts wechselten sich ab. Ältere und jüngere waren dabei.
    Jüngere?
    Bei diesem Gedankengang stockte und stoppte sie. Plötzlich wußte Eleonore Brent Bescheid. Es fiel ihr von den Augen wie Schuppen.
    Sie brauchte nur wenige Schritte zu laufen.
    Es war das zweite Porträt vom Ende der Treppe aus gesehen.
    Mit klopfendem Herzen und zitternden Knien blieb sie davor stehen. Ihre Augen weiteten sich, als sie das hübsche Frauengesicht vom Bild her anschaute.
    Der etwas lächelnde Mund, die Augen, die Form des Gesichts, die Pracht der Haare, alles stimmte genau überein.
    Ja, das war sie.
    Ihre Vorfahrin, Ahnherr in oder was immer.
    Madeline Brent!
    ***
    Die Knie der Frau weichten auf. Eleonore konnte sich nicht mehr halten. Schwindel überkam sie. Plötzlich drehte sich das Bild vor ihren Augen. Sie kippte zurück und damit in die volle Breite des Gangs hinein, und sie wäre gefallen, wenn nicht jemand dagewesen wäre, der seine Arme ausgestreckt hätte, um sie aufzufangen.
    Es waren kalte Finger, die sie abstützten. Das spürte sie durch den Stoff des Kleides, aber sie dachte darüber nicht mehr länger nach.
    Wichtig war, daß sie gehalten wurde.
    Madeline befand sich dicht hinter ihr. Sie drückte ihren Kopf so weit vor, daß sich die Lippen der jungen Frau nicht mehr weit von ihrem Ohr entfernt befanden.
    »Hast du es gesehen?«
    Eleonore nickte. Sie wußte nicht, auf wen sie sich konzentrieren sollte. Auf das Bild oder auf die hinter ihr stehende

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