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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Begriff Gespenst.
    Es bestand aus einem zitternden Plasmazeug, besaß einen Schädel und einen schwingenähnlichen Körper. Das Gesicht, ebenfalls wie gezeichnet wirkend, kam Marek vor wie die Totenmaske eines alten Menschen. Hager, eingefallen, mit einem grauenhaften Ausdruck versehen. Dabei fast ohne Nase und Augen, dafür mit einem Mund versehen, der wie ein halbmondförmiger Strich wirkte, sich jetzt bewegte und geöffnet wurde. Marek schaute direkt auf ihn.
    Etwas blinkte hell und leicht gelblich, zudem an zwei verschiedenen Seiten.
    Zähne!
    Hauer, Vampirzähne!
    Marek schluckte. Innerhalb einer halben Sekunde war ihm klargeworden, wen er vor sich hatte. Das war ein Geist, ein Gespenst, aber es war gleichzeitig der Geist eines Vampirs, der irgendwann einmal getötet worden war.
    Mit dem Fletschen der Zähne hatte auch das Gesicht einen anderen Ausdruck bekommen. War es noch vor kurzer Zeit einfach glanzlos gewesen, so besaß es nun einen gefährlichen Ausdruck, den Marek sogar mit dem Begriff blutgierig und mordlüstern umschrieb.
    Er hatte seinen Pfahl gezogen und hielt ihn hart umklammert. Der Pfähler wollte einen Versuch wagen. Noch nie zuvor hatte er einen Geist gepfählt, er wußte auch nicht, ob ihm so etwas überhaupt gelingen konnte. Angst jedenfalls zeigte er nicht.
    Gebückt stand er auf dem Fleck, hatte den linken Arm ausgestreckt und winkte mit dem Zeigefinger. »Komm schon her, verflucht«, sagte er keuchend. »Los, komm schon…«
    Der Vampirgeist rührte sich nicht. Aus dem Hintergrund hörte Marek die flüsternde Stimme des Mädchens. Wenn er den Worten trauen konnte, mußte er annehmen, daß Manuela betete.
    Noch tat er nichts. Auch die Gestalt rührte sich nicht. Sie schwebte etwa drei Schritte vor dem Pfähler. In ihrem Gesicht leuchteten die beiden spitzen Zähne wie blinkende Sterne.
    Noch wartete Marek, dann aber explodierte er.
    Aus dem Stand warf er sich vor. Er streckte dabei den rechten Arm. Der angespitzte Eichenpfahl bildete die Verlängerung seiner Hand, und Marek hatte nicht auf die Brust des Wesens gezielt, sein Angriff galt dem Kopf mit den beiden Vampirhauern.
    Er traf!
    Bisher hatte Marek angenommen, einen Geist vor sich zu haben.
    Nun wurde er eines Besseren belehrt.
    Die Spitze des Pfahls teilte den Schädel in zwei Hälften. Frantisek Marek glaubte sogar, einen fernen und gleichzeitig schrillen Schrei zu vernehmen, dann zerplatzte etwas vor seinen Augen, er hörte auch die schrillen Rufe und vernahm das Heulen, als sich das Wesen vor seinen Augen einfach auflöste.
    Es zerflatterte, es verschwand; nur vom Kopf blieb noch etwas zurück. Ein dünner Staubfilm, der dem Boden entgegenwehte und sich dort mit dem Belag vermischte.
    Marek senkte den Kopf. Er stand unbeweglich und schaute auf seine Schuhspitzen. Erst als er Schritte hinter sich hörte und von Manus Hand berührt wurde, schaute er auf.
    Sie stand neben ihm, lächelte etwas künstlich und hob die Achseln. »Können wir jetzt beruhigter sein?« erkundigte sie sich mit sehr leiser Stimme.
    Marek nickte. »Das können wir.«
    »Es… es war ein Vampir, nicht wahr?« Das Mädchen brachte ihre Lippen dicht an sein Ohr.
    »So ist es.«
    »Und woher ist er gekommen?«
    Marek zeigte mit einer verlegen wirkenden Geste an, daß er auch keinen direkten Bescheid wußte. »Ich weiß es nicht genau, Kind. Ich nehme allerdings an, daß er aus einem Sarg kam.«
    »Wie…«
    »Als Vampirgeist. Möglicherweise habe ich ihn sogar befreit. Ich kann dir keine andere Erklärung geben. Dieser Blutsauger ist ein Geist gewesen. Möglicherweise einer, der einen Körper sucht oder seinen alten wiederfinden will. Ich kenne mich da nicht aus. Die Rätsel sind einfach zu groß.«
    »Er hatte doch ein Gesicht?«
    »Das stimmt allerdings. Ein Gesicht mit einem Mund, aus dem zwei Vampirzähne schauten. Und weil er so etwas besaß, müssen wir davon ausgehen, daß er versuchen wollte, Opfer zu finden.«
    »Ja, Blut zu saugen.«
    »So ist, es Kind.«
    Manuela Micek schauderte. »Ich kann das alles nicht fassen. Ich weiß ja, daß hier Dinge geschehen sind, über die viele Leute in Petrila reden, aber daß ich es selbst erleben würde, das ist mir einfach unbegreiflich. Glauben Sie mir.«
    »Am besten wird es sein, wenn du nicht mehr darüber nachdenkst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Außerdem denke ich an die Katze, von der Sie erzählt haben. Kann es sein, daß der Vampir sie getötet hat?«
    »Davon gehe ich sogar

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