0516 - Sandal, der Rächer
Halbkugeln.
Der Sitz war kalt und naß, aber die terranische Kombinationshose hatte keine Feuchtigkeit durchgelassen.
Sandal fror ein bißchen in der Morgenkühle, aber als das Fieber des Jägers wieder über ihn kam, spürte er nichts mehr von der Kälte.
„Los!" sagte er.
Er beobachtete die acht Gruppen aus der sicheren Deckung einiger übereinander gestürzter Riesenquadern. Etwa jeweils zweihundert Wesen formierten sich, kaum daß sie das Schiff verlassen hatten, zu einen Zug, der aus Dreierreihen bestand. An der Spitze marschierten jeweils zwei Anführer, an großen Gesichtern auf den Panzern zu erkennen.
Jemand schrie dreimal hintereinander laut und gellend: „Y Xanthomonary!"
Dann marschierten die Züge in schnellem Tempo los. Sandal blieb stehen, und an die ersten des Zuges schlossen sich etwa weitere zweihundert Wesen an, die riesige, aber anscheinend leichte Behälter trugen. Alles wirkte wie eine schwerbewaffnete, gesicherte Karawane, die zu einem langen Marsch durch einen unbekannten Erdteil aufbrach.
Das Feuer rundum loderte noch immer, aber jetzt war, soweit dies noch sichtbar blieb, das lodernde Feuer von einer dahinkriechenden intensiven Glut abgelöst worden. Sie wirkte wie ein Ring aus kochender Lava, und Sandal schien es, als kröche diese Flut näher ans Zentrum, also an das Schiff heran.
Keine hundert Meter vor ihm zog die erste Gruppe vorbei, bahnte sich einen breiten Weg durch das Unterholz, wich allerdings den riesigen Bäumen und den Felsen aus und bemühte sich, geradeaus zu marschieren. Dies geschah an insgesamt acht Stellen. Hinter den letzten Trägern schlossen sich die Portale unter den dämonisch grinsenden Mündern des Götzen wieder bis auf kleine Spalten. Sandal zweifelte nicht, daß er darunter hindurchkommen würde, wenn er es versuchte.
Er sagte: „Wenn es heller geworden ist, greifen wir an. Ich werde überall kämpfen. Die Mörder sollen ihr Ziel nicht erreichen."
„Wir verstehen, Mensch mit dem lautlosen Tod in den Fingern!"
sagte die Maschine.
Sandal wartete nicht deswegen, um besseres Licht zu haben - die Nacht war sein bester Schutz. Die Nacht, das Versteck und die Dunkelheit - beste Hilfen gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner. Er wartete, bis sich die acht Gruppen genügend weit vom Schiff entfernt hatten und sich im unwegsamen, unübersichtlichen Gelände befanden. Dort konnte er entscheidend zu-, schlagen.
„Halt!" sagte er. „Drei oder vier Gruppen marschieren über den Raumhafen. Die Roboter müssen in diesem Fall mit einer gewaltigen Übermacht angreifen, von allen Seiten kommen und die Gruppen aufreiben. Das alles muß mit größter Geschwindigkeit geschehen."
„Verstanden."
Die Gegend um das Schiff war wieder bis auf die Reste der Maschinen und die zusammengeschrumpften Fremden leer.
Nichts mehr bewegte sich. Der Himmel begann sich von Osten her fahlgrau zu färben. Die Feuer am Horizont wurden schwächer und kleiner. Sandal drehte den Mnesadocer herum und folgte der Karawane, die ihm am nächsten war. Er überholte sie und blieb dann im bewachsenen, steilen Gelände jenseits der niedrigen Bergbarriere neben und schräg vor den Marschierenden. Hinter ihm ragte düster das Gesicht des Götzen in den Himmel.
Dann hörte er weit hinter sich den Lärm, der entstand, als die Maschinen und die Marschkolonnen aufeinandertrafen.
Er hielt die Maschine an und wartete, verborgen hinter Steinen und Pflanzen. Die Schritte, genauer das schleifende, kratzende Geräusch der marschierenden Wesen kam näher und wurde lauter. Schräg hinter ihm schoben sich schwere und kleinere Roboter zusammen und warteten. Sandal brachte seinen Bogen in die richtige Position und verfluchte die nassen, klammen Handschuhe. Er riskierte Fehlschüsse.
Dann griff er an.
Er lehnte sich nach rechts aus dem Sattel, während die Maschine genau eineinhalb Meter über dem Boden dahinglitt und selbständig stets die Deckung suchte, aus der heraus Sandal schießen konnte. Er griff über die Schulter, holte an der Nock einen Pfeil aus dem vollen Köcher, legte ihn ein und zog den zweieinhalb Meter langen Kompositbogen langsam aus. Der Anführer war sein Ziel - die Augen auf seiner Seite waren geschlossen, nur zwei, die nach vom gingen, schienen auf den Weg zu achten.
Heulend raste der Pfeil von der Sehne. Ein harter Schlag gegen den Lederschutz am Unterarm, der nächste Pfeil. Noch während der Anführer fiel, schwirrte die Sehne erneut. Der zweite Fremde verlor die Kontrolle
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