052 - Sie wollten meine Seele fressen
Ex-Dämon schloß die Faust fest um den silbernen Kelch. »Ich kann nur hoffen, daß Roxane diesen Überfall überlebte. Wenn sie noch am Leben ist, werde ich sie finden, egal, wo sie ist.«
***
Angelo d'Alessandro schloß die Tür auf und trug alles, was hier verwahrt worden war, wieder an seinen Platz. Er grinste. Wenn Tony Ballard geahnt hätte, was hier inzwischen gelaufen war, wäre er unverzüglich nach London zurückgekehrt.
Aber wahrscheinlich trieb er sich noch in Cornwall herum und versuchte Kaddos Ornamentdrittel zu bekommen.
Der schwarze Priester baute seinen Altar wieder auf. Er mußte sich mit den Mächten der Finsternis in Verbindung setzen und ihnen mitteilen, daß sie ihn zu Unrecht fallenlassen wollten.
Er war kein Verräter. Alles, was er preisgegeben hatte, gehörte zu einem großen Plan. Wenn sich die Ereignisse so abspielten, wie er es sich vorstellte, hatte die Hölle keinen Grund, ihm gram zu sein.
»Ich bin kein Verräter!« brummte er.
Aber er mußte schnellstens Klarheit schaffen, denn die Hölle hatte auf seinen vermeintlichen Verrat sofort reagiert und Jack Sarno auf ihn angesetzt.
Sie konnte bereits jemand anders in Marsch gesetzt haben - oder auch selbst schon zum vernichtenden Schlag ausholen.
D'Alessandro öffnete eine Lederschatulle. Er entnahm dieser eine Glasphiole und begab sich damit zu Jack Sarno. Nachdenklich musterte er das Gesicht des Toten.
Sein Blick blieb an dem Loch in Sarnos Stirn haften. Dort hatte die Kugel ihn getroffen. Ein Zufallstreffer, auf den sich d'Alessandro nichts einbildete.
Er war kein allzu guter Schütze.
Doch dieses eine Mal hatte er Glück gehabt.
D'Alessandro beugte sich über den Leichnam und öffnete das Glasröhrchen. Es war ihm nicht gegönnt gewesen, seinen Lieblingsschüler Peter Redgrave zurückzuholen, denn Tony Ballard hatte dies vereitelt. Doch nun war Ballard weit weg. Die Gelegenheit hätte besser nicht sein können, Jack Sarno zum Zombie zu machen…
***
Mr. Silver schob den Silberkelch in sein Hemd und verließ mit Boram die Höhle. Wieder schwärmten sie aus und suchten nach einer Spur, die sie zu Tony Ballard führte.
Wenig später eilten sie auf eine Formation von Lavafelsen zu. Ob sie am Ende der Spur auf Roxane oder auf Tony Ballard stoßen würden, wußten sie nicht. Natürlich wäre es Mr. Silver am liebsten gewesen, wenn sie beide wiedergefunden hätten - Roxane und Tony. Aber das war wohl nur ein unerfüllbarer Wunschtraum.
Sie gelangten in ein regelrechtes Felsenlabyrinth und zwängten sich durch enge Zwischenräume. Plötzlich stieß Boram einen Zischlaut aus. Der Ex-Dämon kreiselte herum.
Boram hatte einen Paviandämon entdeckt. Mr. Silver nahm an, daß mehrere Affenkrieger in der Nähe waren, deshalb bedeutete er dem Nessel-Vampir, sich ruhig zu verhalten.
»Was hast du vor?« wollte der weiße Vampir wissen.
»Ich schnappe mir den Kerl.«
»Das kann ich auch.«
Der Ex-Dämon schüttelte den Kopf. »Kannst du nicht, denn wenn du ihn berührst, wird ihn das vielleicht töten. Ich brauche ihn aber lebend.«
Mr. Silver preßte sich an den Lavafelsen und beobachtete den Affendämon. Er war damit beschäftigt, seinen Dolch mit einem Stein zu schärfen. Er war völlig in diese Arbeit vertieft.
Der Hüne duckte sich und pirschte sich an den ahnungslosen Affen heran. Er ballte die rechte Hand zur Faust und ließ sie zu Silber erstarren.
Ein Schlag mit diesem »Hammer« würde dem Affenwesen die Besinnung rauben. Mr. Silver hoffte, daß der Pavian ihn nicht zu früh entdeckte, denn in diesem Fall würde er gezwungen sein, ihn zu vernichten.
Der Hüne bewegte sich mit größter Vorsicht. Vier Schritte trennten ihn nur noch von dem Affenkrieger. Er hörte die Artgenossen des Feindes. Sie befanden sich auf dem Weg hierher. Jetzt ging es um Sekunden!
Der Ex-Dämon jagte auf den Paviandämon zu. Der Feind reagierte erst, als es für ihn bereits zu spät war. Er fuhr hoch, ließ den Stein fallen, mit dem er die Dolchklinge bearbeitet hatte, und wandte sich dem Hünen zu. Sicherlich hätte er auch noch den Dolch gegen den Angreifer eingesetzt, doch Mr. Silvers Faust war schneller.
Sie schmetterte seinen Gegner nieder. Der Ex-Dämon krallte seine Finger in das Fell des Feindes, riß ihn hoch und trug ihn fort.
»Boram! Komm!« rief er gepreßt, und der Nessel-Vampir folgte ihm.
Sie setzten sich weit von den Affenkriegern ab. Unter dem Vorsprung eines gewaltigen Felsens ließ der Hüne seinen Gefangenen zu Boden
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