Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sie in sein Arbeitszimmer.
    Nicole flegelte sich in einen der bequemen Ledersessel, die abseits des Arbeitspultes eine gemütliche Sitzgruppe zwischen großen, dschungelartig wuchernden Pflanzen bildeten, und hörte zu.
    »Du kannst also nicht hundertprozentig sicher sein, daß dies hier die wirkliche Realtität ist, ja?« vermutete Nicole, als er mit dem Tagesgeschehen und den Spekulationen über den vergangenen Tag fertig war. »Nun, ich wäre die effektive Kontrollperson, oder? Ich war den ganzen Tag über außerhalb und habe praktisch nichts mitbekommen können. Wenn dieser Dschinn es fertigbringt, Realitäten zu verändern, wird er kaum über Frankreichs Grenzen hinaus auch Italien oder überhaupt die ganze Welt oder das ganze Universum verändern können. Das schaffen nicht einmal Geschöpfe wie Merlin. Die Veränderungen können sich also nur in einem relativ kleinen Raum abspielen. Der mutmaßliche Flaschengeist müßte also schon ein Superwesen sein, praktisch eine Gottheit, wenn er mehr fertigbrächte. Aber wenn er nur normalstark ist, kriegen wir ihn auch in den Griff. Raffael ist also die Schlüsselperson, weil er die Flasche gefunden hat. Und Raffael hat sein Verhalten geändert… also steht er unter der Kontrolle des Flaschengeistes. Kann mir mal jemand erklären, wie das möglich ist? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er so dumm war, seine mentale Sperre bewußt auszuschalten, bevor er auf die Flasche an Straßenrand stieß. So dämlich kann kein einzelner Mensch sein - nicht einmal ein Mann!«
    »Danke für dein Vertrauen in meine Geschlechtsgenossen«, brummte Zamorra. »Aber du hast recht. Es muß eine Möglichkeit geben, ihn zu packen.«
    »Wir müssen den Grund für sein Verhalten herausfinden«, sagte Nicole. »Offenbar plant er nichts unbedingt Böses. Sonst hätte er ja auch nicht hereinkommen können…«
    »Soweit war ich auch schon«, konterte Zamorra. »Wir brauchen bessere Ideen.«
    Sie nickte. »Und da du den ganzen Tag über im totalen Streß warst, hast du Entspannung nötig. Ich werde also unverzüglich deiner anfänglichen Aufforderung nachkommen und dir vorführen, was ich an brauchbaren Klamotten in den Boutiquen in der Via Veneto gefunden und gekauft habe. Laß mir ein paar Minuten Zeit, dann treffen wir uns im Kaminzimmer. Da ist's gemütlich, und ich habe vorhin beim Zurückkommen zufällig festgestellt, daß der Kamin in Betrieb ist. Also…?«
    Welchen Grund hätte Zamorra haben sollen, abzulehnen?
    ***
    Der Dschinn hatte entschieden. Er glaubte jetzt sicher zu sein, daß wichtige Gründe für seine Unentbehrlichkeit sprachen. Zumindest zwei wichtige Personen würden zu seinen Gunsten reden.
    Einmal Nicole Duval, die laut ihrem Bekunden an seinem Tun nichts Negatives erkennen konnte, und zum anderen aus äußerst triftigem Grund Lady Patricia Saris. Der Zufall, ihr das Leben retten zu können, war möglicherweise der Sclüssel zum Erfolg.
    So beschloß der Dschinn, sich nun endlich zu erkennen zu geben.
    ***
    In der Tat knisterte das Feuer im Kamin. Zamorra schüttelte verwundert den Kopf. Er hatte keine Anweisung gegeben, die Scheite in Brand zu setzen. In diesen heißen Sommertagen setzte man sich lieber abends nach draußen und genoß die Kühle und den Lärm, den die Grillen veranstalteten.
    Mücken waren das geringere Problem; Zamorra hatte einen magischen Trick gefunden, sie effektiver von seinem und Nicoles Blut fernzuhalten als mit allen bisherigen biochemischen oder elektrophysikalischen Mitteln und Mittelchen. Warum also sollte jemand das Kaminfeuer entfacht haben, wo sich doch unter normalen Umständen jetzt niemand hierhersetzte?
    Nicole selbst konnte die Anweisung auch nicht erteilt haben. Dafür war sie noch nicht lange genug wieder im Château.
    Sollte etwa auch hier der Dschinn seine unsichtbaren Hände im Spiel haben? Seinen Fähigkeiten war es zuzutrauen, daß er die Unterhaltung zwischen Zamorra und Nicole belauscht hatte und nun das Feuer so kräftig entfachte, daß es aussah, als brenne es bereits seit einer Stunde - für Magie absolut kein Problem!
    Wenn er aber die Unterhaltung mitbekommen hatte und entsprechend positiv reagierte, dann würde er sich vermutlich bald zeigen. Das zumindest hoffte Zamorra.
    Zunächst zeigte sich aber Nicole.
    Völlig nackt.
    Das heißt, etwas trug sie schon - in der einen Hand eine Flasche Wein und in der anderen zwei Gläser.
    Sie setzte alles auf dem kleinen runden Tischchen mit der Holz-Inletmuster-Platte ab, reckte

Weitere Kostenlose Bücher