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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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einige vor ihnen hockende Schatten zu überrennen. Sofort wurden sie mit den Blasrohren unter Beschuss genommen.
    Zwei Nams brachen mitten im Lauf zusammen. Die winzigen Pfeile, die in ihren Hälsen steckten, waren mit einem schnell wirkenden Gift bestrichen.
    Sofort änderte die Gruppe ihre Fluchtrichtung. Genau auf eine Kluft zu, die zwischen zwei schroff aufragenden Felsen hindurch führte.
    Brina schauderte. Sie rannten sehenden Auges in eine Falle, doch was blieb ihnen anderes übrig? Alles war besser, als an Ort und Stelle zusammengeschossen zu werden.
    Der rote Schimmer am Himmel erlosch, während sie durch den Hohlweg drängten. Klopfenden Herzens zählte sie die Atemzüge bis zur nächsten Leuchtkugel, doch diesmal blieb es dunkel. Während sich ihre Pupillen erweiterten, keuchte jemand entsetzt auf.
    »Was ist?«, rief sie, von einer bösen Vorahnung beseelt.
    Ehe sie eine Antwort erhalten konnte, wichen die Felswände zur Seite. Brina wollte beschleunigen, um keine träge Zielscheibe abzugeben, wäre in ihrem Eifer aber beinahe gestolpert. Fluchend fing sie sich ab, den Blick zu Boden gerichtet. Was sie dort sah, brachte ihren Magen zum Rebellieren.
    Abgenagte Knochen schimmerten bleich im Gras. Eindeutig menschlich; das bewiesen Beckenfragmente und Totenköpfe. So weit sie ausmachen konnte, wurde der gesamte Platz von Leichenresten bedeckt. Es musste ein Schlachtfeld sein, auf dem sich die Bewohner von Bevvely ein erbittertes Gefecht mit den anrückenden Untoten geliefert hatten.
    Kimjo kickte eine abgenagte Elle zur Seite, die ihm im Weg lag. »Was ist hier bloß los?«, fragte er entsetzt.
    »Keine Ahnung«, gestand Brina. »Wir sollten schleunigst von hier verschwinden.«
    Die Schatten im Rücken, blieb ihnen nur eine Richtung: geradewegs durch die menschlichen Überreste.
    Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den anderen, um nicht auf dem glitschigen Untergrund auszugleiten. Es war nicht nur das Gewürm der Erde, das sich an den Toten vergriff, sondern noch etwas weitaus Größeres, vor dem selbst die Schatten so viel Respekt hatten, dass sie ihnen nicht weiter folgten.
    Brina ahnte, um wen es sich dabei handelte, noch ehe das erste Augenpaar in der Dunkelheit aufglühte.
    Taratzen! Ein leises Fiepen erklang und wurde als vielfaches Echo aus allen Himmelsrichtungen zurückgeworfen. Borstige Silhouetten lösten sich aus der Dunkelheit und tapsten langsam näher. Scharfe Krallen reflektierten im Mondlicht.
    Wulfgar und Kimjo drängten sich an Brinas Seite. Auch die anderen ihrer Gruppe rückten zusammen. Schulter an Schulter bildeten sie einen Kreis. Eine unheimliche Ruhe überkam sie. Niemand sprach ein Wort, keine einzige Träne floss. Siebenundzwanzig gepeinigte Geschöpfe, die schon alle Schrecken dieser Welt gesehen hatten, machten sich bereit zum letzten Gefecht.
    Manche Streitmacht wäre vor so viel Entschlossenheit zurückgeschreckt, doch die Taratzen befanden sich in hundertfacher Übermacht. Immer enger schloss sich der Kreis, als wollten sie die Menschen mit ihrer bloßen Masse erdrücken.
    »Wartet!«, rief ihnen Brina zu. »Ich weiß, dass einige von euch die Sprache der Menschen verstehen! Hört mich also erst an, bevor ihr über uns herfallt!«
    Schrilles Fiepen erhob sich in den Reihen der Riesenratten, als wäre die Bitte um Verhandlungen ein Affront. Trotzdem kam der bepelzte Haufen zum Stehen.
    Brina schöpfte ein wenig Mut, obwohl sie wusste, wie wahnwitzig ihr Plan war. Doch selbst wenn er misslang, hatte sie ihr kostbares Leben zumindest um ein paar Herzschläge verlängert. Sie stieß das Schwert in den Boden und hob ihre Hände in einer für die Taratzen weithin sichtbaren Geste über den Kopf.
    »Wir sind keine Feinde«, versicherte sie. »Erst vor wenigen Tagen habe ich mit einem der euren gegen die tot riechenden Menschen gekämpft!« [7]
    Das Fiepen schwoll an. Jene, die sie verstanden, übersetzten für ihre Artgenossen. Brina ließ sich davon nicht beirren, sondern fuhr fort: »Sein Name war Raszkar!«
    Die schrillen Laute wurden auf einen Schlag ohrenbetäubend. Aufgeregt pendelten die Taratzen mit ihren Köpfen von einem Nachbarn zum anderen, um die ungeheuerliche Nachricht zu verbreiten. Das Fiepen bekam einen Rhythmus, den Brina verstehen konnte.
    AIKO! AIKO! AIKO!, hallte es in ihren Ohren.
    Eine Riesenratte mit silbergrauem Haar drängte nach vorne. Einst war sie ein gutes Stück größer als die meisten Taratzen gewesen, doch das Alter hatte sie gebeugt, so dass sie

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