053 - Die Schlacht von El'ay
aufgeklappten Notebook saßen. Was sie auf dem flackernden Bildschirm verfolgten, ließ sich auf die Entfernung nicht ausmachen, doch sie waren offensichtlich dabei, einen Zombietrupp herbeizurufen. Der Samurai stand einige Schritte entfernt, unbeweglich wie aus Bronze gegossen.
Er war es auch, der die aufziehende Gefahr bemerkte.
Auf seinen Befehl hin sprangen die Schatten in die Höhe und griffen nach ihren Schwertern. »Flieht, Fudoh-san«, rief einer seinem Herrn zu, doch dafür war es zu spät.
Brinas Gruppe stürmte von allen Seiten zwischen den Bäumen hervor. Siebenundzwanzig kampferprobte Männer und Frauen, die die harte Auslese der letzten Tage überstanden hatten. Sie waren den Schatten ein würdiger Gegner, und dazu fünf zu eins überlegen.
Das Gefecht war kurz und brutal.
Eben noch erfüllte stählernes Klirren die Luft, da krümmten sich schon fünf Schatten und acht Nams auf dem Boden. Nur Brina und der Samurai kreuzten noch die Klingen. Obwohl sie immer wieder ungestüm angriff, wehrte er ihre Hiebe scheinbar mühelos ab. Umringt von einem Dutzend Feinde musste sich der asiatische Ritter aber schließlich doch geschlagen geben.
»Krümmt ihm kein Haar«, forderte Brina von ihren Freunden. »Er ist unser Pfand für eine sichere Passage durch die feindlichen Linien.« Sie hatte den Namen, mit dem er von dem Schatten angesprochen wurde, genau verstanden.
Fudoh-san.
Der verhasste Gegner befand sich tatsächlich in ihrer Hand. Miki Takeo würde hoch erfreut sein.
Grobe Hände entwaffneten ihn. Die Rockklappen und die metallbeschlagenen Kettenärmel wurden ihm genauso heruntergerissen wie der Leibpanzer. Seine schwere Rüstung wäre nur hinderlich bei der Flucht.
Fudoh ließ alle Demütigungen reglos über sich ergehen. Erst als man ihm Helm und Eisenmaske abnehmen wollte, schlug er die fremden Hände mit blitzschnellen Bewegungen zur Seite. Brina setzte ihm darauf die Schwertspitze auf den ungeschützten Brustkorb.
»Zeig uns ruhig dein wahres Gesicht«, forderte sie, »damit wir alle wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
Die dunklen Augen über der eisernen Maske funkelten böse, doch dann griff Fudoh mit provozierend langsamer Geste an den seitlichen Helmriemen. Die Schlaufe löste sich, der Sichtschutz fiel in die Tiefe.
Das narbenübersäte Gesicht, das dahinter zum Vorschein kam, ließ allen das Blut in den Adern gefrieren. General Fudoh besaß weder Nase, Lippen noch Ohren. Tiefe Narben kreuzten sich über seine Wangen. Die Schnitte mussten einst bis auf den Knochen durchgedrungen sein.
Wie ist das passiert?, wollte Brina fragen, doch sie brachte kein einziges Wort hervor. Fudoh verzog die ausgefransten Hautlappen, die seine Zähne nur noch dürftig bedeckten, zu einem bizarren Grinsen. »Was du hier siehst«, sagte er auf Englisch, »ist der Grund für den Untergang von El'ay.«
Nur dieser eine Satz. Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen. Leises Fiepen kündigte das nahende Taratzenrudel an.
Brina setzte Fudoh die Schwertklinge an den Hals. »Los gehts, Richtung S'anando. Und versuch lieber keine Tricks!« Sie wollte nicht warten, bis die Riesenratten auftauchten und im Blutrausch ihre Abmachung vergaßen.
Silberhaar lauerte ihnen am Waldrand auf. »Briiingt uuuns weiiiterrr tooote Meiiister«, forderte er, »daaann bleiüben wiiir Frrreunde!«
Niemand mochte ein solches Versprechen geben. Es war schlimm genug, dass sie ihre toten Kameraden als Taratzenfraß zurücklassen mussten. Im Licht der aufgehenden Sonne floh die Gruppe Richtung Norden, ohne den Schatten zu sehen, der sich in einer Baumkrone über ihren Köpfen versteckte.
Die patrouillierenden Zombies, die ihnen unterwegs begegneten, zogen sich stets zurück, sobald sie Fudoh sahen. Er schien in ihrer Programmierung ein »Unberührbarer« zu sein. So gelangten sie bis in das mit Flüchtlingscamps übersäte Tal, in dem alleine Takeos Robots für einen Hauch von Ordnung sorgten. Sie hielten einen der Eisernen an und brachten ihm ihr Anliegen vor.
Nach kurzer Rücksprache forderte er sie auf, ihm zu folgen.
***
Luftraum über dem San Fernando Valley
Matt staunte nicht schlecht, als er einen Blick aus dem Fenster warf. Seit seinem letzten Überflug waren erst vier Wochen verstrichen, trotzdem hatte sich das Tal radikal verwandelt. Wo zuvor gelb leuchtende Felder und grüne Wiesen gelegen hatten, breiteten sich nun primitive Zeltsiedlungen aus. In Ermangelung einer einfachen Decke, die ihnen als Wind- und Regenschutz
Weitere Kostenlose Bücher