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054 - Josephas Henker

054 - Josephas Henker

Titel: 054 - Josephas Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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erinnerte. Fast fleischlos lag die Haut auf den Knochen der Alten. Ihre Augen glühten.
    „Komm nur herein, Warringer“, sagte sie mit hohler Stimme. „Ich habe schon auf dich gewartet. Sag mir, was du willst.“
    Warringer erzählte mit leidenschaftlichen Worten von seiner Liebe zu Esther Souza.
    „Ich muß sie haben“, schloß er, „und ich muß irgendwie genug Geld bekommen, um ihr das Leben bieten zu können, das sie gewohnt ist. Kannst du mir dazu verhelfen, Alte? Du bekommst dafür alles, was du willst.“
    „Nichts leichter als das“, sagte Gavra. „Ich werde dir einen Zaubertrank geben, den Esther Souza trinken muß. Wenige Tropfen genügen. Dann wird sie mit dir gehen. Aber erwarte nicht zuviel. Ihren Körper kann ich dir verschaffen, aber ihre Liebe nicht.“
    „Das ist mir gleich. Ich will sie haben, so oder so.“
    „Was das Geld angeht, so muß ich meinen Ratgeber fragen.“
    Die Urwaldhexe stand auf. Sie nahm einen Totenkopf von einem Regal und setzte ihn auf einen Stock vor dem Feuer. Sie hängte einen Topf über die Glut, warf eine Handvoll Pulver hinein und murmelte ein paar Zaubersprüche.
    Die Flüssigkeit im Topf brodelte und kochte. Rötlicher Dampf stieg auf. Ein süßlicher, betäubender Geruch verbreitete sich in der niederen Hütte. Warringer bekam kaum noch Luft.
    Plötzlich sprach eine Stimme in der Hütte. Warringer konnte nicht verstehen, was sie sagte. Die Hexe redete in einer fremden Sprache. Die Stimme antwortete ihr. Dann wandte sich Gavra Warringer zu.
    „Mit dem nächsten Schiff wird ein alter, einbeiniger Matrose kommen“, sagte die Urwaldhexe. „Er wird dir einen Plan verkaufen, auf dem das Versteck eines Schatzes eingezeichnet ist. Den Schatz kannst du für dich behalten, doch bei dem Schatz ist ein kleines, rotes Büchlein. Das mußt du mir bringen. Mehr verlange ich nicht von dir.“
    Nun staunte Warringer doch. Er hatte sich bereits auf einen hohen Preis gefaßt gemacht.
    „Mehr willst du nicht von mir?“
    „Nein, das ist alles. Doch versuche nicht, mich zu betrügen. Wenn du nicht zu dem Ort reist, an dem der Schatz verborgen ist, wird Esther dich verlassen. Außerdem kann ich dich töten, wo du auch bist.“
    Sie stand auf, kam auf den gebannt dastehenden Warringer zu. Die dürren Krallenfinger streckten sich nach ihm aus. Warringer fühlte ein leichtes Zupfen am Kopf. Die Urwaldhexe hatte ihm ein Haar ausgerissen.
    Der einäugige Mann stand wie gebannt. Er sah die Alte aus Lehm eine Puppe kneten, um deren Hals sie das Haar band. Dann zog sie eine Nadel aus den Falten ihres Gewandes, murmelte einen Zauberspruch und stieß die Nadel in das Bein der Puppe.
    Warringer schrie auf. Ein schrecklicher Schmerz raste durch sein linkes Bein, als werde es von einem glühenden Schwert durchbohrt. Gavra kicherte höhnisch.
    „So“, sagte sie, „jetzt weißt du, daß du in meiner Macht bist. Wenn ich die Nadel durch das Herz der Puppe steche, dann stirbst du.“
    Sie stellte die Puppe auf ein Regal zu einer Unmenge anderer Puppen. Dann nahm sie ein kleines Fläschchen, gab es Warringer.
    „Geh jetzt“, forderte sie ihn auf. „Und zögere nicht, zu dem Ort zu reisen, an dem sich der Schatz befindet, sobald Esther Souza in deiner Macht ist.“
    Warringer nahm das Fläschchen und stolperte hinaus. Sein Kopf schmerzte, er bekam kaum noch Luft. Als er im Urwald untertauchte, hörte er aus Gavras Hütte ein gellendes, dämonisches Hohngelächter, das nichts Menschliches mehr an sich hatte. Als triumphierten Dämonen, als lachte der Satan über den Gewinn einer armen Seele.
     

     
    Das nächste Schiff, das nach Cabinda kam, war ein Holländer. Warringer kannte den Kapitän, einen rotbärtigen Hünen, der wegen seiner Brutalität bei der Mannschaft berüchtigt war. Warringer stand am Kai, als die Mannschaft von Bord ging.
    Es war keiner mit einem Bein darunter. Warringer fluchte. Schon ärgerte er sich, den Worten der Urwaldhexe Glauben geschenkt zu haben. Er wandte sich zum Gehen.
    Da hörte er hinter sich eine heisere Stimme.
    „He, Senor, können Sie mir sagen, wo ich die Kaschemme des Joaquin Moro finde?“
    Warringer drehte sich um. Ein einbeiniger alter Mann stand hinter ihm. Sein Gesicht war von Pockennarben bedeckt. Er sah wüst und verschlagen aus.
    Warringer beschrieb ihm den Weg. Es gab nur zwei Wirtshäuser in Cabinda. Das des Joaquin Moro war eine üble Spelunke, in der es öfters blutige Schlägereien gab.
    Warringer begleitete den Alten. Er setzte sich zu

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