0549 - Amors Teufelspfeile
beschäftigt?«
»Nein!«
Die Antwort war mir etwas voreilig gekommen. »Überlegen Sie genau. Hat Sina Evans sich schon darüber ausgelassen?«
»Wir haben davon nie geredet. Es gab nur uns. Wir waren ineinander verliebt…«
»Ja, schon gut.« Ich merkte, daß ihm das Sprechen schwerfiel. Die Erinnerung trieb ihm die Tränen in die Augen. Ein Wort hatte mich natürlich stutzig gemacht.
Liebe!
Sie wollte der Teufel ausrotten. Er haßte es, wenn sich Menschen mochten, deshalb hatte er sogar den Gott der Liebe nach seinen Ideen umfunktioniert.
»Haben Sie sich den Ort bewußt ausgesucht?« wollte Suko wissen.
»Den Platz im Park?«
»Ja.«
»Es ist still dort. Man wird nicht gestört. Sina wohnte bei ihrer Schwester, die sehr aufpaßte. Da haben wir uns gedacht, im Freien und in lauen Sommernächten…«
»Klar, das verstehe ich.«
»Sind Sie bedroht worden?« wollte ich wissen.
»Von dieser Figur?«
»Zum Beispiel.«
»Nein, aber Sina hat mich bedroht. Sie war verändert. Ich bin geflohen. Sie hätte mich erstochen.«
»Woher hatte sie das Messer?« fragte Suko.
»Das weiß ich auch nicht«, gab der junge Mann zu. »Jedenfalls hatte sie es plötzlich. Sie wurde getroffen, fiel zu Boden, ich dachte, sie wäre tot, dann passierte das andere.«
»Und mehr wissen Sie tatsächlich nicht?« hakte ich noch einmal nach.
»Nein, Sir.«
Ich schaute Suko an, er mich. Wir beide hatten keine Fragen mehr an Abe Scorra. Deshalb ließen wir ihn gehen. Er schlich bedrückt davon. Auch für ihn war es ein harter Schlag gewesen.
Suko nickte mir zu. »Wir stehen wieder am Beginn. Ist doch so, nicht wahr?«
»So ungefähr.«
»Weißt du mehr?«
Ich räusperte mich. »Es gibt da eigentlich nur gewisse Überlegungen. Ich gehe nach wie vor davon aus, daß die Conollys sich in großer Gefahr befinden. Sheila, Johnny und Bill.«
Suko dachte mit. »Es gilt demnach, sie zu schützen.«
»Das meine ich.«
»Wer übernimmt wen?«
»Willst du zu Bill?«
Suko hob die Schultern. »Ich habe nichts dagegen. Ich rufe ihn nur an und…«
»Nein, nein, laß mal. Einen Personenschutz, ohne daß er es merkt. Du bist der richtige Mann.«
»Wenn du meinst.«
»Für den Notfall«, sagte ich und reichte Suko den Schlüssel zum Haus der Conollys.
»Danke.« Er steckte ihn weg. »Wie ich dich kenne, John, schaust du dich im Krankenhaus um.«
»Genau. Ich habe Bill zwar eine großangelegte Bewachung seiner Frau versprochen, aber manchmal sieht ein einzelner mehr als zehn oder fünfzehn Augenpaare.«
»Da hast du recht. Nur eines möchte ich noch«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Daß Sheila wieder gesund wird.«
»Wer von uns will das nicht?«
***
Er war da, aber er hielt sich verborgen!
Fast hätten sie es geschafft, ihn zu vertreiben, denn dieser blonde Mann mit dem Kreuz war brandgefährlich.
Er besaß genau die Waffe, vor der sich der Teufel so fürchtete und dessen Diener ebenfalls. Sie haßten Kirchen oder andere geweihte Stätten. Wo Kreuze standen, wollten sie keinesfalls hin.
Der Mann war gegangen, der andere gekommen. Er befand sich mit seinem Sohn allein im Haus.
Amor hatte Zeit.
Seine geringe Größe gereichte ihm zum Vorteil, so daß er sich verstecken konnte. Auch sein Bogen und seine Pfeile waren nicht zu sehen. In sicherer Deckung klemmte er zwischen den Büschen und wurde zusätzlich noch von Tannen gedeckt.
Er dachte über die Liebe nach. Der Teufel wollte sie ausrotten. Er mochte nicht, wenn es Frieden gab, denn Frieden war nichts anderes als Liebe. Dazu gehörte viel, nicht nur Zuneigung zwischen zwei Menschen, auch zwischen Mensch und Tier.
Der teuflische Amor stutzte, als ihm dieser Gedanke kam. Liebe zwischen Mensch und Tier.
Das war es!
In seinen Augen leuchtete es plötzlich auf. Es war wie eine Zündung und gleichzeitig eine wilde Gier. In diesen Sekunden hatte er sich zu einem finsteren Plan entschlossen.
Noch einmal durchdachte er ihn, denn Satan hatte ihm auch die Fähigkeit des Denkens gegeben. Nur eben auf seiner, der bösen Schiene. Menschlichkeit und Rücksicht kamen für ihn nicht in Betracht.
Der blonde Besucher hatte das Haus verlassen. Das Kind, dessen Vater und diese Wölfin waren zurückgeblieben. Der teuflische Amor hatte auch miterleben müssen, wie Sina Evans aus dem Haus getragen worden war. Ihr Einsatz hatte bereits das erste Opfer gekostet. Für den satanischen Amor auch ein Beweis, daß die andere Seite nicht schlief.
Sein Gesicht veränderte sich zu einer Grimasse.
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