0551 - Mörderische Drillinge
Blätter stachen in das grüne, auch unergründlich scheinende Wasser, ohne viel Spritzer hochzuschleudern. Über dem See hing die Feuchtigkeit. Sie klebte an meiner Lederjacke wie ein dünnes Tuch.
Vor mir erschien ein Schilfgürtel. Wie eine lange, grüne, schmale Nase stach er in den See. Ich hatte mir vorgenommen, ihn zu umrunden, denn auf der anderen Seite des Gürtels hoffte ich, ein ruhiges Plätzchen für meine Beobachtungen zu finden.
Der See war ein Paradies für Frösche und andere Wassertiere.
Winzige Fische huschten dicht unter der Oberfläche schattengleich weg und schnappten hin und wieder nach Mücken.
Ich bekam meinen Kahn nicht mehr ganz heran und streifte deshalb außenbords am Schilf entlang. Die Stäbe zitterten. Zwischen ihnen schaute Gras aus dem Wasser.
Ich ruderte weiter bis zum Ende des Gürtels und gelangte auf die andere Seite.
Hier sah das Wasser dunkler aus. Vom Boden her waren Schlamm und Algen aufgewirbelt worden. Sie hatten sich zusammengeklumpt und trieben lautlos an mir vorbei.
Wieder donnerten die Schrotflinten auf. Vogelschwärme erhoben sich in die Luft und verdunkelten einen Teil des blauen Herbsthimmels.
Von irgendwoher hörte ich ein Lachen. Wenn mich nicht alles täuschte, war es Sir Peter gewesen.
Nach dieser Jagd sollte ein Picknick gemacht werden. Abschließend ging es ins Gelände. Da wurden dann Hasen und auch Rebhühner geschossen. Mir paßte das überhaupt nicht.
Ich dachte wieder an den Toten. War er möglicherweise indirekt das erste Opfer der Jäger geworden? Oder steckte noch ein anderes Motiv dahinter?
Die Ruhe umgab mich wie ein Tuch. Nur hin und wieder hörte ich etwas von den anderen. Mal einen lauten Ruf, ein Kommando, auch Schüsse, die schnell verklangen.
Über meinem Kopf rauschte ein Schwarm dunkler Vögel hinweg.
Der See war unruhig geworden. Die kleinen Wellen rollten auch gegen das Schilf und ließen es zittern.
Links von mir lag das Ufer. Ein flacher Streifen, bewachsen durch hohes Gras und auch mit Moos, das als Teppich auf dem Boden lag.
Nicht weit wuchs dichtes Gestrüpp, das mich an dornige Brombeersträucher erinnerte.
Mein Boot schaukelte leicht. Wenn ich mich hinstellte, schaute ich über den grünen Gürtel hinweg. Am anderen Ufer schwamm ein mit zwei Männern besetzter Kahn dahin. Auch er schien im leichten Dunst festzuhängen wie in einem Netz.
Im Moment war Ruhe eingetreten. Ich wußte nicht, wie viele Enten ihr Leben verloren hatten, hoffte allerdings, daß es jetzt mit der Jagerei reichte.
Verdächtige Dinge erkannte ich nicht. Die Ruhe blieb, aber sie kam mir unnatürlich vor. Hätte ich den Toten nicht gesehen, wären mir diese Gedanken bestimmt nicht gekommen. So aber hatte ich das Gefühl, vor dem verschlossenen Tor der Hölle zu stehen, das sich jeden Moment überraschend öffnen konnte, um das Grauen auszuspeien.
Es war so still, daß ich meinen eigenen Herzschlag sehr deutlich hören konnte. Im Kopf spürte ich einen leichten Druck. Nicht weit entfernt, vielleicht zwanzig Yards vom Ufer weg, schaute eine Insel wie ein Buckel aus dem See hervor.
Auch dieses Stück Sumpfland schimmerte in einer dunklen Farbe.
Meistens Grün, aber vermischt mit satten Brauntönen, die wie Streifen wirkten. Wellen rollten heran.
Diesmal stärker und breiter. Das Boot begann zu schwanken. Ich sah zu, daß ich mich auf die Bank setzte.
Meine Unruhe wurde schlimmer. Bisher hatte ich die Ursache für die neuen Wellen nicht entdecken können. Boote fuhren nicht in der Nähe vorbei, und es war auch niemand aus dem Wasser gestiegen.
Weshalb dann die Wellen?
Ein Gurgeln und Schmatzen unterbrach die Stille. Nur eine Körperlänge von meinem Boot an der Steuerbordseite entfernt. Und dort tat sich tatsächlich etwas.
Das grüne Wasser war in Bewegung geraten. Es brodelte auf und bildete an der Oberfläche dichte Schaumblasen. Ein Trichter entstand, in dem sich etwas bewegte.
Ich konnte nur soviel erkennen, daß es sich dabei um einen dunklen Gegenstand handelte.
Und der schoß plötzlich hervor.
Selbst ich, der ich nicht so leicht zu erschrecken war, zuckte zusammen und duckte mich aus. Was da die Tiefe des schlammigen Untergrunds verlassen hatte, war ein schwarzes, monströses Geschöpf. Ein Mittelding zwischen Roboter und Untier.
Ich sah das breite Maul, die mörderischen Zähne, die grausam leuchtenden Augen und auch die blassen Haare, die wie Tang auf dem halbrunden Kopf lagen.
Dann kamen die Pranken.
Lange Röhren, mit
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