0553 - Totenlade mit dem Satan
Teppichfloor überdeckte es unsere Füße. So hoch war es bei unserer Ankunft nicht gewesen. Demnach hatte Mandragoros Zauber auch den Untergrund verändert.
Jane tastete nach meiner Hand. »Ich denke an die drei Hexen«, flüsterte sie. »Der Teufel hat sie ihm weggenommen. Vielleicht existieren sie irgendwie noch.«
»Was willst du damit sagen?«
Sie hob die Schultern. »Es könnte doch sein, daß wir es schaffen, sie wiederzuholen.«
Ich lachte auf. »Das glaube ich kaum. Wenn, dann müßte ich in das Reich des Teufels steigen.«
»Es wäre nicht das erste Mal, John. Oder würdest du für mich so etwas nicht tun?«
»Immer.« Ich tätschelte ihre Wange. »Nur ist der Zeitpunkt etwas unglücklich. Ich glaube, wenn wir den Wald durchqueren und es glücklich überstanden haben, liegt eine Hölle bereits hinter uns.«
Diese Worte waren so etwas wie ein Startsignal.
Die dunkle Masse wirkte auf mich wie ein Magnet. Der dichte Grasboden endete nicht direkt am Saum des Waldes, er hörte vorher auf. Genau dort, wo ein dünner Gürtel aus Unterholz wuchs. Zähes Gestrüpp mit Armen wie Gummi.
Ich schaute mich um. Jane hatte sich neben mich gestellt und leicht geduckt. Der Wind wehte über das Gelände in unsere Gesichter und kühlte den Schweiß. Die Luft war sehr klar, anders als sonst, viel würziger kam sie mir vor.
Mandragoro sorgte eben für eine reine Umwelt, wenn auch mit Methoden, die man nicht billigen konnte.
Jane sah das Licht. Da sie noch immer meine Hand hielt, zog sie mich zurück. »Schau nach rechts.«
Die Helligkeit funkelte wie ein Stern zwischen den Bäumen. An der Seite mußte das Sport-Center liegen.
Mandragoro! Ein Name, den ich kannte. Ich dachte über ihn nach, über die Begegnungen, die wir schon miteinander gehabt hatten. Es war nie einfach gewesen, und ich hatte so manches Mal Verständnis für ihn aufbringen können, weil er die Natur schützen wollte. Nur konnte ich die Mittel nicht billigen, mit denen er dies tat.
Wie würde er gegen uns angehen? Wichtig war für ihn Jane Collins. Wenn er sie schnappte, besaß er ein Druckmittel gegen den Teufel. Nur fragte ich mich, ob der Teufel noch so stark an Jane Collins interessiert war, daß er einem Tausch gegen die Waldhexen zustimmte, vorausgesetzt, die existierten noch.
»Du machst dir Sorgen meinetwegen«, sagte Jane.
»So ähnlich.«
»Wir müssen alles auf uns zu kommen lassen. Mandragoro wird sich zeigen. Er muß einfach aus der Reserve kommen.«
»Wobei ich mich frage, welche Tricks er einsetzen wird. Schau dich doch mal um, Jane. Er hat es geschafft, die Natur zu verändern. Das wiederum bereitet mir Sorge. Um so etwas zu schaffen, muß man eine sehr große Macht besitzen.«
»Ihm gehörte das Land hier.«
»Was heißt gehören? So kann man heute nicht mehr rechnen, Jane. Eine alte Rechnung steht zwischen ihm und dem Teufel offen. Ich will auf keinen Fall, daß wir sie bezahlen.«
»Wir? Ich muß…«
»Nein, nein. Er wird längst wissen, daß du nicht allein gekommen bist. Möglicherweise hat er auch damit gerechnet.«
»Beinahe wären wir zu dritt gewesen. Lady Sarah wollte auch mit. Ich habe sie nur mühsam davon überzeugen können, zu Hause zu bleiben.«
»Da sei froh.«
Lady Sarah Goldwyn war auch eine langjährige Freundin von mir.
Trotz des gewaltigen Altersunterschieds verstanden wir uns prächtig. Wie alt Sarah Goldwyn genau war, wollte sie mir nicht sagen. Jedenfalls hätte sie meine Mutter sein können.
Den Spitznamen Horror-Oma hatte sie bekommen, weil sie alles sammelte, was mit dem Gebiet Horror, Grusel und Okkultismus zusammenhing. Da kannte sie kein Pardon. Angefangen vom populärwissenschaftlichen Buch bis hin zum Gruselfilm, befand sich so ziemlich alles in ihrem Haus, was das Herz eines Grusel-Fans höherschlagen ließ.
Jane Collins wohnte seit einiger Zeit bei ihr. Sarah Goldwyn paßte praktisch auf die Detektivin auf. Es störte sie auch nicht, daß Jane am Tage mit einem derart häßlichen Schädel umherlief. Sie hatte sich daran gewöhnt. Innerlich hatte sich Jane nicht verändert.
»Dir geht das Licht nicht aus dem Kopf, wie?« sprach sie mich an.
»So ist es.«
»Weshalb?«
Ich hob die Schultern. »Überall ist es dunkel, auch in dem Haus, aus dem wir gekommen sind. Weshalb brennt dort hinten Licht? Hat es einen besonderen Grund? Halten sich da Menschen auf?«
»Möglich. Das ist ein Sport-Center.«
»Als wir kamen, war es leer.«
»Hast du es durchsucht?«
»Eben nicht. Wenn sich
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