0562 - Mordnacht in Paris
das?«
»So ist es.«
Der Einsatzleiter kam näher. »Weshalb haben Sie uns denn nicht gewarnt?«
»Weil ich es leider zu spät erfahren habe. Sie, meine Herren, jagen einen Killer, das steht fest. Aber einen, der mit dem Leibhaftigen im Bunde steht und über Fähigkeiten verfügt, die Ihnen die Haare zu Berge stehen lassen. Machen Sie sich auf weitere Morde gefaßt, falls es Ihnen nicht gelingt, ihn so schnell wie möglich zu stellen. Aber mit Kugeln ist da nichts zu machen.«
»Womit dann?«
»Geweihtes Silber vielleicht, Kreuze. Jedenfalls Dinge, vor denen sich der Teufel fürchtet.«
»Und Sie besitzen diese Waffen?«
»Leider nicht, aber ich kenne jemanden…«
»Laß dich doch nicht von der Tante verrückt machen, Serge. Die spinnt doch. Teufel, Hölle, Zombie«, der Mann winkte ab. »Das gehört doch ins Kino.«
»Die Realität müßte Sie eigentlich vom Gegenteil überzeugt haben«, erklärte Sarah.
»Hören Sie auf zu reden! Sie kommen mir vor, als stünden Sie mit diesem Killer unter einer Decke.«
»Bitte!« Lady Sarahs Stimme nahm einen scharfen Tonfall an. »Das verbitte ich mir.«
»Schon gut.«
Der Einsatzleiter mischte sich ein. Er schaute die Horror-Oma an und knetete sein Kinn. »Hören Sie, Madame! Wenn Sie schon so gut Bescheid wissen, wäre es nur recht und billig, daß Sie uns einen Ausweg aus dieser verfahrenen Lage nennen.«
Sarah Goldwyn überlegte lange. »Vielleicht kann ich das sogar.«
»Und?«
»Es müßte jemand aus London sein, Monsieur. Ein guter Bekannter von mir. Er kennt sich aus.«
»Ach nein. Und wie heißt der Mann?«
»John Sinclair.«
Serge Adami, Einsatzleiter der Sondergruppe, hob die Schultern.
»Der Name sagt mir nichts.«
»Soll ich ihm Bescheid geben?«
»Ich glaube, wir werden allein mit unseren Problemen fertig, Madame.«
»Wie Sie wollen.«
»Aber ich möchte gern wissen, wo ich Sie finden kann, wenn wir Sie benötigen.«
Lady Sarah nannte den Namen des Hotels. »Bon, wann werden Sie wieder abreisen?«
Da lächelte die Horror-Oma. »Das kann ich Ihnen genau sagen, Monsieur. Wenn dieser verfluchte Killer dingfest gemacht worden ist.« Sie drehte sich um und ging.
Die Männer starrten ihr mit offenen Mündern nach. Einer von ihnen sagte leise, damit die anderen ihn nicht hören konnten: »Das kann allerdings dauern, fürchte ich.«
***
Lady Sarah hatte wirklich keine Lust mehr, mit den anderen Mitgliedern der Reisegruppe zu feiern. In der Lobby des Hotels verlangte sie ihren Zimmerschlüssel und ließ sich mit dem Lift in die achte Etage bringen.
Daß ihr die Polizisten nicht glauben wollten, lag auf der Hand. Im Prinzip war es auch unwahrscheinlich, doch für Lady Sarah gab es keine andere Möglichkeit. Irgend etwas war mit diesem Killer geschehen, das ihn in den Dunstkreis der Hölle gebracht hatte.
Sie hätte mehr über ihn wissen müssen, über seine Motive, seine Herkunft. Das war bestimmt den Polizisten bekannt, aber die würden wohl kaum auspacken.
Allein stand sie in der Riesenstadt Paris auch auf verlorenem Posten. Helfen konnte ihr an sich nur John Sinclair. Er mußte eben die Sachen packen und rüberdüsen.
Es war noch nicht spät. Bei diesem Zeitunterschied würde sie John bestimmt zu Hause antreffen, vorausgesetzt, er und Suko hatten den letzten Fall abgeschlossen.
Sie versuchte es. Das Hotel gehörte zur oberen Klassen und besaß ein Selbstwähltelefon im Zimmer. Lady Sarah tippte die Vorwahl der Insel ein, dann den Anschluß. Es läutete durch, der Anschluß war nicht gestört, das wiederum bereitete ihr Freude. Nach dem vierten Signal hob tatsächlich jemand ab.
»Hallo, John.« Sie mußte lachen, als sie die Reaktion des Geisterjägers hörte.
»Du?«
»Ja, ich.«
»Das heißt, es gibt Probleme. Dann raus mit der Sprache.«
Lady Sarah hatte es gelernt, sich kurz zu fassen. Innerhalb von zwei Minuten hatte sie dem Geisterjäger alles Wissenswerte mitgeteilt.
»Und ich soll kommen?«
»Du mußt, John. Zudem wird es besser sein, wenn du Suko mitbringst. Dieser Quasimodo kann hier in Paris eine Hölle entfachen.«
»Ja, ich weiß. Bist du eigentlich deshalb nach Paris gefahren?«
»Nein, es hatte einen anderen Grund, aber den kann ich jetzt vergessen. Kommst du?«
»Ich sage dir noch Bescheid. Gib mir deine Durchwahl.«
»Die kannst du haben.« Sie diktierte dem Geisterjäger die Zahlenfolge.
»Wunderbar, Sarah. Wenn wir kommen, dann treffen wir morgen früh mit der ersten Maschine ein.«
»Okay, ich erwarte
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