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0564 - Die Gräber seiner Ahnen

0564 - Die Gräber seiner Ahnen

Titel: 0564 - Die Gräber seiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und Heilige, Hexen und Zauberer, und alle wurden auf diesem Friedhof beigesetzt. Er ist schlimm. In ihm toben die Kräfte des Guten und des Bösen. Bisher hatten die des Guten die Überhand behalten, aber die anderen ruhten nicht. Sie wollten den Friedhof zu einem Hort machen, der ihnen gehörte, und sie haben es fast geschafft. Ich fehle noch.«
    »Welchen Weg bist du nun gegangen?« fragte Suko.
    »Es gab nur den einen für mich«, sprach der Abbé über das leere Grab hinweg. »Nur den einen Weg, keinen anderen: dank der Opferung. Ich mußte mich für meine Freunde und die Menschen in Alet-les-Bains opfern. Hätte ich dies nicht getan, wären sie gestorben. Man hätte sie gnadenlos getötet und ihre Seelen einkassiert.«
    »Du solltest dich begraben lassen?«
    »Ja, ich war zu feige. Ich bin gegangen, geflohen, hielt mich versteckt und konnte nur hoffen, daß ihr etwas erfahren würdet, denn in meinem Raum, in meiner Kammer hockte längst ein anderer. Einer, der dem Teufel und damit auch Baphomet Treue geschworen hatte. Der in seinem Leben viel Böses tat, der Menschen umbrachte und schändete. Das alles hat er auch heute vorgehabt. Er wollte die Kontrolle über den Friedhof bekommen. Sein Geist irrte durch die Unendlichkeit, obwohl er es auch schaffte, sich zu materialisieren. Er konnte einen Körper annehmen, aber auch nur sein Gesicht zeigen. Ich versteckte mich in der Kathedrale und konnte nur Hoffen, daß ihr den Weg finden würdet. Das silberne Skelett Hector de Valois’ hat mich schließlich davon überzeugt, daß es besser ist, wenn ich mich stelle. Deshalb bin ich hier.«
    »Und der andere nahm dir den Würfel?«
    »Ja, er will damit ein Regiment des Schreckens errichten.«
    Suko lachte kratzig auf. »Auch wenn ich ihn nicht kenne, aber das glaube ich ihm aufs Wort. Du hast mir noch immer nicht seinen Namen genannt.«
    »Es fällt mir auch schwer.«
    »Versuche es trotzdem.«
    Der Abbé atmete tief durch. »Ich müßte mich schämen«, sagte er leise. »Aber er heißt auch Bloch!«
    »Was?« rief Suko dermaßen laut, daß sich die anderen erschreckten.
    »Ja, denn er war mein Vater!«
    ***
    Daß eine besondere Beziehung zwischen dem »anderen« und dem Abbé bestand, hatte Suko bereits geahnt. Daß diese Beziehung aber dermaßen eng war, haute ihn fast um.
    Der Abbé hörte, wie Suko den Atem scharf ausstieß und sah, wie sein Gesicht an Farbe verlor. Über die Haut kroch eine zweite. Der Hals saß zu, Suko konnte kaum reden. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und er strich über sein Gesicht.
    »Dein Vater…«
    »Ja, mein Freund, es war mein Vater. Und noch etwas ist schlimm daran. Wir glichen oder wir gleichen uns wie Zwillinge. Kannst du nun verstehen, begreifst du?«
    Der Inspektor nickte wie in Zeitlupe. »Ja, ich begreife!« hauchte er.
    »Ich begreife sogar sehr gut. Verflucht noch mal, das ist ein schweres Geschütz. Wenn er dir gleicht, dann ist es auch möglich, daß sich der Zeuge, der den Mord beobachtete, irrte.«
    »Er hat sich geirrt. Nicht ich war es, sondern mein Vater, der es schaffte, das Grab zu verlassen und seine immaterielle Existenz in eine materielle umzuwandeln. Er will Anführer der Toten werden. Er will die Herrschaft übernehmen.«
    »Hat er sie auch früher schon besessen?« fragte Suko.
    »Ja und nein. Er hat in dieser Gegend gelebt, war nie besonders beliebt gewesen. Ich verließ ihn schon früh, weil er sich mit schlimmen Dingen umgab.«
    »Wie kam er um?«
    »Nach dem Krieg wurde er erschossen, weil er sich mit dem Feind zusammengetan hatte. Sie brachten seine Leiche hier in den Ort. Auf dem Friedhof begruben sie ihn.«
    »Warst du dabei?«
    »Nein, Suko. Ich habe mich zumeist von meinem Vater ferngehalten. Ich spürte, daß er nicht zu mir paßte. Er war eben anders, wir kamen auf keinen Nenner.«
    »War er Templer?«
    »Er war alles, Suko: Heide, Templer, Teufelsanbeter. Wie es ihm gerade paßte.«
    »Und deine Mutter?«
    »Ich kenne sie nicht. Man gab mich schon sehr früh in ein Internat. Wenn ich meinen Vater nach ihr fragte, lachte er nur oder sagte: Vergiß die Schlampe. Ich forschte mal nach und stellte fest, daß sie Sängerin gewesen sein muß. Irgendwo an der Oper hat sie gesungen, und nicht schlecht, wie ich hörte.«
    »Dann hättest du ihn hier nicht begraben dürfen.«
    »Ja, das stimmt. Er stand mit der Hölle in Verbindung.« Der Abbé hob die Schultern. »Jetzt ist es zu spät.«
    »Wie hätte dein Weg ausgesehen?« fragte Suko.
    »Ich habe dir nicht

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