Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0569 - Teufel im Leib

0569 - Teufel im Leib

Titel: 0569 - Teufel im Leib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schon etwas Geduld haben müssen. Bis zum Sonnenaufgang müßten wir es geschafft haben, Herr Kommissar.«
    »Ich weiß, Vampire mögen die Sonne nicht.«
    »So ist es. Sie schwächt uns. Sie kann uns vernichten. Obwohl die fahle Wintersonne nicht so schlimm ist wie sich manche Leute wünschen würden. Auch wir haben uns ein wenig anpassen können. Das ist jetzt zweitrangig. Bitte, nach Ihnen, Kommissar.« Sie blieb vor der Tür stehen und deutete in das Atelier.
    Bode stand vor der Tür und hielt eisern Wache wie ein Zinnsoldat.
    Auch jetzt zeigte sein Gesicht kein Gefühl.
    Räume in Schlössern gehörten nicht zu den kleinsten, das war Mallmann bekannt. Als er dieses Atelier betrat, wunderte er sich doch, wie gewaltig die Ausmaße waren. Da hatte man sicherlich umgebaut und Wände eingerissen.
    »Gehen Sie ruhig weiter«, flüsterte Reva. »Schauen Sie sich um. Es ist wunderbar.«
    Mallmann spürte wieder das weiche Gefühl in seinen Knien. Seine Lippen waren trocken geworden. Er hätte die dünne Haut darauf so abreißen können. Ein glatter Steinboden lag unter seinen Füßen. Er glänzte wie die Oberfläche eines Sees.
    In der Mitte des durch Kerzenlicht erhellten Raumes standen zwei Staffeleien.
    Auf der einen stand ein mit Leinwand bespanntes Rechteck aus Holz.
    Auf der zweiten – sie stand im rechten Winkel zur ersten – sah Will einen leeren pechschwarzen Rahmen. Er war glatt, ohne Verzierung und ohne Intarsien. Dem Licht der Kerze konnte er schon als Spiegel dienen.
    Im Hintergrund entdeckte Will eine flache Couch. Er sah auch mit Leinen bezogene Sessel und einige Hocker. Den meisten Platz jedoch nahmen die Bilder ein.
    Sie hingen nicht nur an den Wänden, sie standen auch, durch Gestelle gestützt, auf dem Fußboden.
    Mallmann schaute sich die Motive an. In der Regel handelte es sich um Porträts. Manche sehr gegenständlich gemalt, auch wunderbar in der Technik. Die Frauen- und Männergesichter sahen aus, als würden sie leben und im nächsten Moment anfangen sich zu bewegen.
    Andere wiederum wiesen eine picassohafte Überzeichnung auf.
    Völlig verkehrt, abstrakt, da stimmten die Proportionen überhaupt nicht. Eines allerdings hatten sie gemeinsam.
    Es war die düstere Grundfarbe und die etwas traurige Stimmung, die sie auszeichnete.
    Traurig war nicht der richtige Ausdruck. Eher unheimlich, mit einem Schuß Melancholie und Vergänglichkeit versehen. Möglicherweise lag es auch am Licht der Kerzen, daß die Werke auf den Kommissar einen derart ungewöhnlichen Eindruck machten.
    Seine Blicke suchten die Fenster.
    Es mußte sie geben, nur hatte Reva die Vorhänge vor die Scheiben gezogen. Die langen Fahnen streiften mit ihren Enden den Boden und bewegten sich zitternd.
    Reva war dem Kommissar gefolgt. Mallmann drehte sich in dem Augenblick um, als Bode die Tür mit einem lauten Knall schloß.
    »Gefallen Sie Ihnen, Kommissar?«
    Will hob die Schultern. »Ich meine immer, daß es reine Geschmacksache ist.«
    »Da haben Sie nicht unrecht. Mir sagen sie zu. Ich kann mich auf der Leinwand austoben. Sie sehen was, was ich da gezeichnet habe. Einmal konkret, einmal abstrakt.«
    »Wer sind diese Menschen?«
    »Leute, die mir im Laufe meines Lebens begegneten…«
    »Im Vampirleben, nicht?« Er lachte bitter.
    »Auch das.«
    Will wollte weitergehen und spürte ihre Finger auf seiner rechten Schulter. »Nein, Kommissar, bleiben Sie hier. Ich habe einen Platz für Sie ausgesucht.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie vergessen, daß ich Sie malen möchte?«
    »Bei dem Licht?« wunderte sich Will.
    »Ja, es schafft die idealen Rahmenbedingungen für meine Arbeit. Nur so kann ich Sie treffen, wie ich es mir vorgestellt habe. Bitte, vertrauen Sie mir.«
    »Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
    »So ist es.« Sie deutete auf den schwarzen Rahmen, der Will schon zuvor aufgefallen war. »Was halten Sie von ihm?«
    »Er ist mir zu düster.«
    »Nein. Kommissar. Er ist eigentlich ideal. Er wird genau passen. Ich habe den Rahmen für Ihr Porträt ausgesucht. Sie werden später sehen, wie recht ich gehabt habe. Dann nehmen Sie bitte auf diesem Stuhl Platz.«
    Der Stuhl wurde wie auf Stichwort von Bode gebracht. Er trug ihn mit der Sitzfläche voran und stellte ihn so hin, daß Will direkt in der passenden Position saß.
    »Danke, Gerd.«
    »Die Palette auch?«
    »Sofort bitte.«
    Bode verschwand. Mallmann stand noch immer neben dem Stuhl.
    Wieder dachte er über einen Ausbruchversuch nach, und abermals schien Reva seine

Weitere Kostenlose Bücher