0569 - Teufel im Leib
»Außerdem brauchen wir uns nicht allein auf London zu konzentrieren. Ich hörte von Gunhilla, daß es überall passieren kann.«
»Auf der ganzen Welt?«
»Das weiß ich eben nicht, Suko. Ich meine jedoch, daß wir uns eher auf Europa konzentrieren müßten.«
Er winkte ab. »Auch das ist noch viel zu groß.«
»Stimmt.«
»Sollen wir an alle Stationen ein Fernschreiben schicken, daß man die Augen aufhält, was Vampire angeht?«
»Nein, so nicht.«
»Wie dann?«
»Wir könnten zumindest die Deutschen einweihen.«
»Kommissar Mallmann?«
»Sehr richtig. Vielleicht ist die Brut irgendwo auf dem Balkan entstanden und durchquert auf ihrem Weg Germany. Will Mallmann weiß, um was es uns geht. Er hat oft genug an unserer Seite gestanden.«
Suko zeigte auf das Telefon. »Ruf an, John!«
»Das werde ich auch.«
Ich kannte Wills Nummer und wußte demnach, wie ich ihn direkt erreichen konnte.
In seinem Büro erwischte ich ihn nicht, wählte eine andere Nummer und ließ mich mit einem Regierungsrat oder einem ähnlichen Knaben verbinden, dem mein Name ein Begriff war.
»Ja, Mr. Sinclair«, er sprach Englisch. »Der Kommissar ist leider unterwegs.«
»Und wo?«
»Sorry, das kann und darf ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Es ist eine geheime Kommandosache.«
»Sie wissen, wer ich bin?«
»Selbstverständlich.«
»Fällt der Fall in unseren Bereich?«
»Nein, überhaupt nicht.« Er lachte. »Mit Geistern oder Dämonen hat das nichts zu tun.«
»Danke. Noch eine letzte Frage. Sie wissen nicht, wann der Kommissar wieder zurückkehrt?«
»Das ist mir wirklich unbekannt.«
»Schön, dann hinterlassen Sie ihm eine Nachricht, daß er mich anrufen soll.«
»Mache ich gern.«
Nach dem Gespräch schaute ich Suko an und hob die Schultern.
»Weißt du, daß es eine verdammte Scheiße ist«, sagte ich voller Wut.
»Da hocken wir hier, wissen, daß sich etwas ereignet und…«
»Bist du sicher?«
»Wieso nicht?«
»Wenn Gunhilla von Draben gelogen hat?«
»Nein, Suko, das will und kann ich nicht glauben. Sie und Arisis haben nicht umsonst die Organisation aufgebaut. Da steckt mehr dahinter, als wir bisher angenommen haben.«
Er bewegte seinen Kopf. »Wir werden sehen, John, was herauskommen wird. Hoffentlich haben wir Glück.«
»Das wünsche ich mir auch.«
»Wie wäre es, wenn wir Sir James informierten. Sollte der Fall Kreise ziehen, muß er Bescheid wissen.«
Ich hatte nichts dagegen. Sir James war im Hause. Als wir zu ihm gingen, überkam nicht nur mich ein ungutes Gefühl. Auch Suko sah aus, als würde er auf seinen Schultern eine Zentnerlast tragen…
***
Augenblicklich fiel Gerd Bode ein, was man sich über den Anführer der Aktion D erzählte.
Es sollte sich dabei um eine Frau handeln, um ein Weib, das kalt wie Eis war. Sie hieß Reva, mehr war nicht herauszubekommen gewesen. Und diese Person innerhalb der Nebelschwaden wirkte so, allerdings auch wie ein 100.000-Volt-Weib, eine Person, die unter Strom stand.
Gerd Bode war kein Kostverächter. Die Frauen, die er liebte, mußten jedoch Klasse haben, und die Person, die über den schrägen Hang schritt, hatte Klasse.
Bode senkte die Waffe nicht. Er hörte aus dem Nebel das dumpf klingende Lachen und dann die Frage: »Willst du schießen, Junge?«
»Wenn es sein muß…«
»Laß es lieber sein.«
Sie kam näher und kümmerte sich nicht darum, daß Bode bewaffnet war. Er konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Was er sah, faszinierte ihn. Ihr Haar war schwarz, aber auch rot. Dunkel von der Grundfarbe her. Rote Strähnen durchwuchsen es und wirkten wie schimmerndes Mahagoniholz. Sie war ungewöhnlich angezogen, jedenfalls trug sie keine Kleidung für den Wald. Zwar eine lange, sehr eng sitzende Hose, die in einem dunkelroten Samtstoff schimmerte, aber für den Wald schien sie Bode nicht geeignet zu sein. Einen hellen Staubmantel im Trenchschnitt hatte sie locker über die Schulter gehängt, und der dunkle Pullover umschmeichelte eng ihre Figur.
Sie kam ohne Scheu näher, so daß sich Bode auf ihr Gesicht konzentrieren konnte. Obwohl er es noch nie gesehen hatte, kam es ihm irgendwie bekannt vor. Er erinnerte sich an Abbildungen, an Anzeigen in Illustrierten, wo eine Frau allein durch ihr Gesicht wirkte und somit für ihre Produktion warb.
Jetzt erinnerte er sich wieder. Das schöne glätte Gesicht besaß Ähnlichkeit mit dem der Paloma Picasso. Selbst durch den Dunst erkannte er die ungewöhnlich helle Haut. Da existierte keine
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