0575 - Vampir-Gespenster
leicht Menschen zum Verhängnis werden konnte.
Suko rollte weiter. Der zweite See zeigte am Ufer einen dichteren Bewuchs. Er war auch größer als der erste. Krüppelgehölz, dichtes Gras, Schilf, Farbe – und ein grauer, halbrunder Bogen, der über den dichten Bewuchs hinwegschaute.
Die Plane!
Sofort hielt Suko an. Er stieg nicht aus, sondern drehte das Lenkrad nach links.
Er war froh, den BMW stehengelassen zu haben, denn der Bange Rover war für dieses Gelände besser geeignet.
Wasserpfützen glänzten dunkel und geheimnisvoll. Sie spritzen weg, wenn der schwere Wagen hindurchfuhr. Einen Weg entdeckte Suko nicht, aber er sah die Spuren der Planwagenräder und folgte diesen.
Die Depression war von ihm abgefallen. Irgendwie fühlte er die Spannkraft, die wieder zurückkehrte. Daß er den Planwagen so schnell entdecken würde, damit hätte er nicht gerechnet. Der durch ein Gitter gesicherte Kühlergrill schaffte die natürlichen Hindernisse. Er knickte sie um, rumpelte über Bodenerhebungen hinweg, obwohl der Boden sumpfiger geworden war.
Dann sah Suko die Pferde. Sie waren kleiner als der Wagenaufbau.
Er hatte sie von der Straße aus nicht entdecken können. Ihre Gebißketten waren gelöst, so daß sie weiden konnten. Als Suko den Wagen anhielt, hoben sie die Köpfe.
Aus traurig wirkenden Augen schauten sie dem Mann entgegen, der ausstieg und die Tür leise ins Schloß drückte. Suko ließ die Beretta noch stecken, obwohl er mit einem hinterhältigen Angriff des Vampir-Paars rechnete. Wenn sie sich in der Umgebung aufhielten, mußten sie ihn gesehen haben.
Der Wagen stand relativ günstig. Bis zum See waren es nur wenige Schritte. Auf der Strecke gab es so gut wie keine Hindernisse.
Suko erreichte den Wagen. An der rechten Seite passierte er ihn.
Die Plane war dort festgezurrt worden. Nur wenn eine Windbö sie erfaßte, bewegte sie sich.
Sein Ziel war die Rückseite des Fahrzeugs. Bevor er die Ladekante kippte, schaute er sich um.
Diesmal hatte er die Waffe gezogen und hielt sie noch in der Hand, als er die Riegel löste.
Die Klappe fiel nach unten. Durch die offene Plane konnte er auf die Ladefläche schauen.
Viel sah er nicht, es war einfach zu düster. Suko holte die Lampe hervor und entdeckte alles Mögliche, nur keine Menschen oder Vampire. Dafür Decken, die als Lager gedient haben konnten. Kleine Kartons. Einer davon stand offen.
Suko sah bunte Tücher, Decken der unterschiedlichsten Größen und auch schmale, gestickte Borde. Er ging davon aus, daß die Planwagenfahrer versuchten, ihre Waren in den Städten und Dörfern an den Mann oder die Frau zu bringen.
In der rechten Ecke lag eine alte Schleifmaschine, die noch getreten werden mußte, um den Schleifstein in Rotation zu versetzen.
Suko wollte auf Nummer Sicher gehen und erkletterte die Ladefläche.
Kaum wurde er von der Plane umgeben, da spürte er auch etwas von der unheimlichen Atmosphäre auf der Ladefläche. Ein eigentümlicher Geruch fiel ihm auf. Mit einer ländlichen Frische hatte er nichts zu tun. Im Gegenteil, so rochen Vampire. Aber auch ein süßlicher, widerlicher Geruch hing in der Luft.
Blut…
Suko suchte in jeder Ecke nach. Er ließ den Lampenstrahl über die Kissen und Decken gleiten. Im hellen Licht fielen die dunklen Flecken sehr schnell auf.
Der Inspektor schluckte. Er konnte sich gut vorstellen, von wem das Blut stammte: Es war Mary Sinclair, Johns Mutter.
Auch er bekam den Kloß im Hals. Wenn Mallmann tatsächlich seine Drohung in die Tat umsetzte und Mary Sinclair zu einem Vampir machte, würde John durchdrehen.
Suko drehte sich wieder um. Er kannte den Grund selbst nicht. Es war irgendein Gefühl, das ihn dazu zwang.
Sie stand da und rührte sich nicht. Das Gesicht schaute über die Ladekante hinweg. Der Wind spielte mit dem feinen Schleier, der die untere Hälfte bedeckte, so daß der Mund verborgen blieb, doch Suko war sicher, daß er einen der Blutsauger vor sich hatte.
Suko schwenkte seine Beretta und ließ die Frau direkt in die Mündung schauen…
***
Sein Finger bewegte sich am Abzug, er zitterte, er zuckte. Einmal abdrücken, und die Sache war erledigt.
Suko schoß nicht. Er starrte die Person an, die über den Schleier hinweg in den Wagen sah. »Ich weiß, mit welchen Kugeln deine Waffe geladen ist«, erklärte sie flüsternd. »Aber ich würde dir nicht raten, abzudrücken.«
»Was sollte mich daran hindern?«
»Mary Sinclair!«
»Aha.« Suko ging geduckt vor. Die Frau wich zurück und
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