058 - Der Kampf um den Ring
Untoten.
Der bleiche Killer brach zusammen und wälzte sich auf den Rücken. Cruv stand sofort über ihm.
Die Dreizackspitzen zuckten nach unten. Als sie sein schwarzes Herz trafen, bäumte sich der Zombie auf, und seine zitternden Hände umklammerten den Ebenholzschaft, doch sie hielten ihn nur wenige Sekunden fest, dann erschlaffen sie und fielen seitlich herab.
»Bravo, Kleiner«, sagte Mr. Silver plötzlich hinter dem Gnom. Er hatte die Endphase des Kampfes miterlebt und hätte eingegriffen, falls es nötig gewesen wäre. »Das hast du großartig gemacht. Ich werde dafür sorgen, daß man dir die goldene Nahkampfspange verleiht. Wenn du erlaubst, piekse ich sie dir persönlich durch die Knollennase.«
Cruv drehte den Knauf in die entgegengesetzte Richtung, und die Metallspitzen verschwanden wieder im Stock.
Er keuchte noch, aber er war stolz darauf, daß er mit dem Zombie so souverän fertiggeworden war. Das gab ihm Auftrieb und entschädigte ihn für die Niederlage, die er im Keller der Hausruine einstecken mußte.
»Anstatt dumme Sprüche zu klopfen, solltest du dir lieber überlegen, woher dieser Zombie kommt«, maulte der Kleine.
»Kannst du zwei und zwei zusammenzählen, Cruv?«
»Ich denke schon.«
»Dann laß mal hören, zu welchem Ergebnis du kommst, wenn du folgendes hörst: Frank Esslin - ein Zombie…«
»Yora«, sagte der Gnom wie aus der Pistole geschossen.
»Sehr richtig, Kleiner. Ich sehe, du hast deine Schulaufgaben gemacht. Und jetzt sieh dir den Mann, den du besiegt hast, einmal genau an. Was fällt dir an ihm auf?«
»Die Halsverletzung.«
»Was schließt du daraus?«
»Daß der Mann nicht von Yora, sondern von einem Untoten zum Zombie gemacht wurde.«
»Schon wieder richtig. Kleiner, du verblüffst mich. Komm, das müssen wir sofort Tony erzählen. Hier muß sich mindestens noch ein weiterer Zombie herumtreiben. Und vielleicht auch Yora.«
***
Alberto Renda genoß Gino Zadoras vollstes Vertrauen, deshalb kam auch kein anderer als Geldbote in Frage. Eine dreiviertel Million Dollar befand sich in dem schwarzen Aktenkoffer, den Renda überbringen sollte. Sauer zusammengekratztes Geld, das Gino Zadora niemandem sonst anvertraut hätte.
Geld, das sich Luigi Zadora holen wollte, um seinem Bruder einen vernichtenden Schlag zu versetzen und mit Wanda Haddow irgendwo eine gesicherte Existenz aufbauen zu können.
Renda kam mehrmals im Jahr nach Amsterdam - entweder in Gino Zadoras Auftrag, oder privat.
Es zog ihn nicht ohne Grund so oft in die Grachtenstadt.
Mia Poelkej wohnte hier, und die schöne Kunststudentin hatte es ihm angetan. Wenn sie mit dem Studium fertig war, würde er sie mit nach Chicago nehmen.
Das war für ihn beschlossene Sache. Mit ihr hatte er darüber noch nicht gesprochen, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß sie etwas dagegen hatte, zu ihm zu ziehen, schließlich liebte sie ihn.
Er kannte ein paar Leute, die ihr einen Job verschaffen konnten. Die Zukunft sah für sie beide nicht schlecht aus, dachte Alberto Renda.
Daß er sich sein Geld auf der anderen Seite des Gesetzes verdiente, wußte Mia nicht, und er hatte auch nicht die Absicht, es ihr zu sagen.
Er kannte sie zwar schon sehr gut, aber er wußte nicht, wie sie darauf reagiert hätte. Er wollte sie nicht verlieren, hatte noch lange nicht genug von ihr.
Aber er war nüchtern genug, um zu wissen, daß er irgendwann an diesem Punkt anlangen würde. Nichts hält ewig.
Doch soweit waren sie noch nicht. Noch versanken sie in einem wilden Sinnesrausch, wenn sie beisammen waren, und ein Ende dieser Beziehung war für sie beide noch nicht abzusehen.
Das blonde Mädchen räkelte sich auf dem Bett. Nackt lag sie auf dem Rücken, und Renda betrachtete angetan die Hügel und Täler des wunderbaren Körpers.
Er hatte geduscht und zog sich nun an. Mia richtete sich auf und sah ihm dabei zu.
»Was soll das, Alberto?«
»Ich muß kurz weg.«
»Das ist nicht dein Ernst«, schmollte sie. »Du kannst doch jetzt nicht einfach weggehen.«
»Ich muß, aber ich verspreche dir, daß es nicht lange dauert.«
»Es war vorhin so schön…«
»Wir beginnen das Ganze noch mal von vorn, wenn ich zurück bin, Baby. Du kannst sicher sein, daß du heute nacht noch voll auf deine Kosten kommst.«
»Wohin gehst du?«
Darauf antwortete er nicht. Er wies auf den Eiskübel, in dem eine Flasche Pommery steckte. »Hör zu, du trinkst jetzt ein Gläschen auf mich, eines auf dich und eines auf uns - und schon bin ich wieder
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