0582 - Das Monstrum
Patterson verstand. Er sollte lautlos sterben.
Das Monstrum schlug aus dem Handgelenk zu. Plötzlich blitzte die Machetenklinge vor Pattersons Augen auf. Ein tödlicher Reflex, der ihn erreichte.
Dann erfolgte der Streich, der Aufprall, die Schmerzen, die Pattersons Kopf zu zersprengen suchten.
Der Killer zerplatzte vor seinen Augen. Er löste sich zu einem wahren Sternenhaufen auf, dann kippte Patterson zur Seite, was er nicht mehr mitbekam.
Der Körper lag dem Monstrum im Weg. Er machte einen spitzen Mund, als er ihn mit einem Fußtritt zur Seite hebelte. Patterson hatte Glück gehabt, er war nicht tot. Das Monstrum hatte mit der flachen Seite der Klinge zugeschlagen und den Mann nur ins Reich der Bewußtlosigkeit geschleudert. Eine gewisse perverse Dankbarkeit dafür, daß Patterson den Streifen damals und auch heute wieder in sein Programm mit aufgenommen hatte.
Der Killer streckte sich, bevor er sich vorbeugte und durch das kleine Guckfenster auf die Leinwand schaute, wo sich die Bilder abzeichneten. Die Lippen verzogen sich wieder zu einem Grinsen. In die Augen trat ein kaltes Leuchten, als er sich selbst agieren sah.
Es war einfach herrlich für ihn, die Szenen zu sehen und gleichzeitig die Macht zu spüren, die er besaß.
Ja, er besaß die Macht! Sie hatten ihn fertiggemacht, nicht mehr gewollt, ihn ausgelacht, verstoßen, und sie wußten nicht, wer er tatsächlich gewesen war. Daß es mehr gab als nur ihn. Das noch ein zweiter existierte, mit dem er sich so ungemein stark verbunden gefühlt hatte. Verbunden auch durch die Kräfte des Bösen, an die sie beide geglaubt hatten.
Ihre Wege hatten sich in der Jugend getrennt, dennoch standen sie ständig miteinander in Verbindung. Durch Schwarze Magie. Sie war das Band, das sie zusammenschloß.
Der Kino-Mörder, der jetzt Tote, dessen Kraft auf ihn, den Schauspieler Larry Lane, übergegangen war, und der nun den Auftrag seines Bruders vollenden wollte.
Drei Jahre lagen dazwischen, drei lange Jahre…
Oh, er hatte nichts vergessen. Er wußte genau, wer seine Gegner gewesen waren.
Jetzt saßen sie im Kino. Sie waren seiner Einladung gefolgt, sie hatten einfach kommen müssen, um ihn und auch den Grabstein zu stoppen, der mit der bösen Kraft seines Bruders angefüllt war. Seine Seele steckte in ihm, die Hölle, die Schwarze Magie gab ihm Kraft, die Gesetze der Physik zu überwinden.
Lane, der stellungslose Schauspieler, hatte sich fest vorgenommen, den Kino-Killer wieder aufleben zu lassen. Er würde schon dafür sorgen, daß alles in die Reihe kam. Das Grauen mußte London erschüttern und sich dann ausbreiten.
Lane stellte sich neben den Projektor. Wieder wunderte er sich darüber, wie primitiv hier noch alles war. Für seine Pläne jedoch genau richtig.
Die Machete legte er zur Seite. Sie fand ihren Platz auf einem kleinen Vorsprung, der ähnlich wie eine Fensterbank die gesamte Breite der Kabine einnahm.
Dann verschwand seine Hand unter dem grauen Jackett. Er mußte tief fassen, um seine zweite Waffe hervorholen zu können. Es war eines dieser kurzläufigen Schnellfeuergewehre, das er sich bei einem Hehler besorgt hatte.
Vor drei Wochen in Paris, wo einige Waffenhändler ihre schmutzigen Geschäfte betrieben.
Der Stahl glänzte schwach. Der Killer betrachtete die Waffe genau.
Er liebte sie ebenso wie die Machete. Durch den kurzen Lauf konnte er die Streuwirkung erhöhen. Dazu brauchte er nur kurz mit der Hand zu wedeln, und alles war klar.
Er beugte sich noch weiter vor und schaute durch die Öffnung.
Die Sichtperspektive war nicht optimal, doch die Streuwirkung der Waffe würde einiges wettmachen, so daß er die Zuschauer mit einer Salve erwischen konnte.
Noch einmal schaute er auf seine Hände. Es hatte Zeiten gegeben, da war er schweißnaß gewesen, bevor er die Tat begann. Heute nicht mehr. Die Handfläche war trocken. Wenn er die Waffe nahm, würde sie nicht rutschen. Die Öffnung in der Rückwand besaß ungefähr die Größe eines ausgewachsenen Männerkopfes. Sie mußte ausreichen.
Zuerst schaute der Killer nur nach unten. Schreie gellten ihm entgegen. Er sah sich auf der Leinwand mit der Machete töten.
Er lächelte…
Dann hob er das kurzläufige Gewehr an und schob den Lauf durch die Öffnung.
Für einen Moment wirkte er irritiert, denn es war ihm aufgefallen, daß eine der drei Personen fehlte.
Oder nicht?
Egal, er würde schießen und töten. Der Killer senkte den Lauf und streckte seinen Arm noch weiter vor. Er wußte
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