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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Mantel, während der obere Teil seines Gesichts durch einen tief in die Stirn gezogenen breitrandigen Hut verdeckt wurde.
    Er trat an Benny heran.
    »Mr. Lamb?« fragte er.
    »So heiße ich«, gab Benny zurück. Er warf einen mißtrauischen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, daß der Preller allein gekommen war. Es schien so zu sein, denn er sah niemand in der Nähe.
    »Kommen Sie, wir wollen hier diese Straße benutzen. Sie ist menschenleer«, lud ihn Anthony ein. Seite an Seite schritten sie dahin.
    »Ich will keine langen Umschweife machen«, meinte der Preller. »Wollen wir die Sache mit dem Inder zusammen drehen?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie meinen«, gab der andere unwirsch zurück. »Wenn Sie darauf ausgehen, mich zu einer Beichte über eine beabsichtigte Schwindelei zu verleiten, dann sind Sie an den Unrechten gekommen. Ich wäre Ihrer Einladung überhaupt nicht gefolgt, aber ich wollte nicht, daß Sie glauben, ich fürchte mich.«
    »Lassen Sie doch diesen Unsinn«, forderte ihn der Preller auf. »Wollen Sie oder wollen Sie nicht mit mir teilen?«
    »Haben Sie wirklich im Ernst geglaubt, ich würde, falls ich hinter den Diamanten des Fürsten her wäre, sie mit jemand teilen? Eines möchte ich Ihnen noch sagen!« Er blieb stehen und starrte dem andern ins Gesicht. »Sie sind der Herr, der Ganoven die Tour vermasselt, nicht wahr? Nun, wenn Sie mich als Opfer vorgesehen haben, dann können Sie sich diesen Gedanken ruhig aus dem Kopf schlagen. Wenn ich die Diamanten erwische, werde ich sie auch zu behalten wissen.«
    »Wer sagt Ihnen denn, daß ich Ihnen die Sore abnehmen wollte?« fragte Anthony höhnisch. »Ich kam hierher, um Ihnen einen Vorschlag zu machen. Wollen Sie teilen?«
    »Eher soll Sie der Teufel holen«, erklärte Benny.
    »Schön, dann ist unsere Unterredung beendet.« Er wollte sich abwenden, als ihn der andere am Arm faßte.
    »Ehe Sie gehen, möchte ich gern noch einen Blick in Ihr Gesicht werfen«, rief er dem Preller zu.
    Er wollte ihm den Hut vom Kopf reißen, als ihn ein harter Schlag ans Kinn traf. Ohne einen Laut von sich zu geben, sank er aufs Pflaster. Erst glaubte er, sein Gegner hätte zum Niederschlagen den Spazierstock benutzt, mußte sich aber schnell genug überzeugen, daß es die harte Faust des Prellers gewesen war, die ihn kampfunfähig gemacht hatte.
    »Stehen Sie auf!« befahl ihm sein Überwinder streng, »und entschuldigen Sie sich für Ihre Unverschämtheit.«
    Mr. Benny Lamb war so zerknirscht, daß er es wirklich fertigbrachte, die verlangte Entschuldigung zu stammeln. Anthony musterte ihn noch einen Augenblick, dann wandte er sich lachend von ihm ab. Mr. Lamb versuchte nicht, ihm zu folgen, berichtete auch seinen Kumpanen nichts von seinem Mißgeschick, denn er fühlte, daß die Episode für ihn wenig Schmeichelhaftes enthielt. Er wollte den Kinnhaken vergessen, bis die Zeit gekommen war, ihn mit Zinsen zurückzugeben. Er wußte nicht, daß er nur einer von etwa zwei Dutzend Leuten war, die einen gleichen Vorsatz gefaßt hatten.
    Am nächsten Morgen suchte er seinen Freund Faukenberg auf, der in Clerkenwell ein großes Juweliergeschäft betrieb. Der Hehler widersprach dem Verlangen des ihm bekannten Benny nicht. Er war zu vernünftig, um nicht zu wissen, daß Lamb seinen Coup ohne seine Hilfe nicht auszuführen vermochte.
    »Ich weiß, wo ich einen derartigen Stein finden könnte«, erklärte er, als er die Absicht des anderen erfahren hatte. »Aber billig wird die Leihgebühr dafür nicht sein, Benny, das wirst du dir denken können. Der Stein kostet dreißigtausend Pfund. Lew hat ihn von Frankreich mitgebracht, wo er ihn einer Gräfin abserviert hat. Ich habe vorläufig noch nicht versucht, ihn zu verkaufen; erst muß über die Geschichte ein wenig Gras gewachsen sein. Es hat den Anschein, als wäre es für dich der passendste Stein. Vielleicht könntest du sogar mehr verdienen, wenn du ihn wirklich an den Fürsten verkauftest. Er wird wohl nicht wissen, wo er herstammt, und ihn vielleicht gut bezahlen. Tausend Pfund, Benny, für Leihgebühr, und du kannst ihn für drei Tage bekommen. Natürlich werde ich als Sicherheit für den Stein einstweilen dein Guthaben behalten, das du bei mir stehen hast.«
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn der andere lächelnd. »Dein Diamant wird nicht verlorengehen.«
    Pünktlich traf er bei dem Inder ein, nicht ohne sich vorher durch einen Anruf im Hotel vergewissert zu haben, daß ihn der Fürst empfangen

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