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06 - Die Angel Chroniken 1

06 - Die Angel Chroniken 1

Titel: 06 - Die Angel Chroniken 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder
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vergnügt durch die Dunkelheit, über die Straßen und Wege zu den Lagerhäusern und diversen anderen heruntergekommenen Gebäuden. Vor einem besonders verfallenen Bauwerk blieb er stehen und klopfte an die große Metalltür. Über der Tür hing ein gemaltes Schild. Es standen keinerlei Hinweise darauf, nur ein Sonnenuntergang war abgebildet.
    Ein kleines Fenster in der Tür ging auf. Der Türsteher spähte hinaus, erkannte Ford und schloß das Fenster wieder.
    Die Tür wurde geöffnet.
    Ford trat ein. Er klopfte einem Kerl mit schwarzen Lippen auf die Schulter, der etwas an der Türangel einer zweiten Tür schweißte. Funken stoben in alle Richtungen. Bald würde es noch viel mehr Funken regnen.
    Ford betrat eine andere Welt. Die Welt des Sunset-Clubs. Er stand auf einer Galerie, die in blaues Neonlicht getaucht war, das den Clubgästen ein unheimliches, ungesundes Aussehen gab. Es schien ihnen zu gefallen. Unten tanzten Paare zu ätherischer Musik und träumten von anderen dunkleren Welten. Sie trugen schwarze Rosen und spitzenbesetzte Rüschenhemden und Umhänge, und wenn sie es sich hätten leisten können, hätten sie in satingefütterten Särgen geschlafen. Die Tischtücher waren von tiefer, blutroter Farbe, und alle tranken aus Kelchen. Er wußte, was sie alle dachten: „Wenn wir nur wirklich so leben könnten ... "
    Er ging die Treppe hinunter. Als er unten angekommen war, lief ihm ausgerechnet Marvin vor die Füße, der schwachköpfigste aller Möchtegernvampire, der je unter der Sonne existiert hatte. Das Rüschenhemd und der glänzende blaue Umhang, den er trug, betonten die Erbärmlichkeit seiner Existenz. Er war kein Tom Cruise. Auch kein Brad Pitt. Er war Marvin und würde immer Marvin bleiben.
    „Ford? Hallo, Ford", grüßte Marvin nervös.
    „Hallo", sagte Ford und wünschte sich - nicht zum ersten Mal -, er hätte einen anderen Partner.
    „Und? Wie ist es gelaufen?" Marvin flatterte vor Aufregung wie ein Mädchen bei ihrem ersten Date. Ford konnte seine Gegenwart kaum ertragen.
    „Gut", antwortete Ford einsilbig.
    „Gut? Sonst nichts? Das ist alles? Wann machen wir denn ..."
    „Bald", versicherte ihm Ford. Das stimmte wenigstens.
    Aber Marvin war immer noch sehr erregt. „Oh, bald, hm, okay." Er war beleidigt. „Weißt du, du könntest mir schon ein paar Informationen mehr geben. Ich vertraue dir. Ich stehe immerhin mutterseelenallein da - ganz zu schweigen davon, daß die Pacht für den Laden hier bald fällig ist. Wer soll das bezahlen?"
    „Marvin", unterbrach Ford eilig seinen Redeschwall.
    „Diego", korrigierte ihn Marvin und sah sich verstohlen um, ob niemand den Namen, der nicht ausgesprochen werden durfte, gehört hatte. „Mensch, ich heiße jetzt Diego."
    Ford hatte es fast vergessen. Marvin hatte sich einen Namen ausgesucht, den er für finsterer, romantischer hielt. „Diego, beruhige dich", ermahnte er seinen zappeligen Freund. „Alles wird gut."
    Eine aufreizende Blondine in einem langen, schwarzen, tiefausgeschnittenen Kleid mit sehr, sehr weißem Make-up und blutrot gefärbten Lippen kam mit ein paar Kelchen auf Diego und Ford zugeschwebt. Früher war ihr Name Joan gewesen, aber wie Marvin hatte sie sich mittlerweile eine neue Persönlichkeit zugelegt. Jetzt hieß sie Chantarelle. Ford nahm sich einen Kelch, klappte sein Pillendöschen auf und spülte eine Pille hinunter. Er fuhr fort: „Sieh du nur einfach zu, daß du bereit bist, wenn ich es sage." Er lächelte Chantarelle an.
    Sie erwiderte sein Lächeln. Sie war nervös, aber gleichzeitig auch voller Vorfreude. „Ich kann es kaum erwarten."
    „Also, ich glaube immer noch, ich sollte mehr wissen", murrte Diego.
    „Diego, du mußt mir vertrauen", sagte Ford und schaute an ihm vorbei auf die Videomonitore, die an strategischen Orten im ganzen Club aufgehängt waren. Jack Palance spielte Dracula.
    Ford starrte auf den Monitor direkt hinter Marvin, während er einen Schluck aus seinem Kelch nahm. Er kannte jede Textzeile, jede kleine Geste.
    Er kannte die Lebensart.
    Er kannte das Versprechen.
    Beruhigend sagte er zu seinem Strohmann: „Noch ein paar Tage, und wir werden zu etwas in der Lage sein, das jeder amerikanische Teenager können sollte. Jung sterben" - er lächelte Diego und Chantarelle an - „und schön bleiben."
    Dann verlor er sich in dem Film und sprach jede Silbe genauso nach, wie Dracula sie sagte. Es war ja nicht wirklich ein Spielfilm, oder? Eher ein Dokumentarfilm:
    „Ihr wollt euch also mit mir

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