06 - Die Angel Chroniken 1
Kugel knallte gegen die Bande des Billardtisches. Die Musik hämmerte, die üblichen Gestalten tanzten sich die Nacht um die Ohren, und Ford lochte vorschriftsmäßig die achte Kugel ein.
„Ford, du hast es geschafft", sagte Buffy bewundernd. Die ser bereitete schon seinen nächsten Stoß vor, während Xander nervös mit der Kreide die Spitze seines Queue bearbeitete.
Ford lächelte Buffy an. „Das Loch ist ja groß genug."
Willow sagte: „Buffy, Ford hat uns gerade von dem Schönheitswettbewerb in der Neunten erzählt." Sie grinste. „Und von dem . . . äh, Badeanzug-Wettbewerb."
Buffy runzelte in gespielter Empörung die Stirn. Die Geschichte war ihr wirklich peinlich. „Mein Gott, Ford. Hör damit auf. Je mehr Leuten du davon erzählst, um so mehr Leute muß ich umbringen."
Ford stieß die nächstliegende Kugel an. „Du kannst mir gar nix, Summers. Ich kenne alle deine dunklen Geheimnisse."
Xander nölte: „Sollen wir darüber nicht eine kleine Wette
abschließen?"
Buffy sah erst Xander, dann Ford warnend an und sagte:
„Ich gehe mal was zu trinken holen. Ford, versuch einfach, deinen Mund zu halten!"
Buffy ging an die Bar. Als sie ankam, wollte der Mann vor ihr sich gerade mit einem Drink in der Hand herumdrehen. Es war Angel.
„Oh", entfuhr es Buffy leise.
Seine Miene hellte sich auf, als er sie sah. „Hey, ich hatte gehofft, daß du auftauchst."
Er sah gut aus in seinem dunklem Hemd mit dem auffallenden Muster. Es wirkte altmodisch, wie das Kleid des Mädchens. Buffy fragte sich, ob Angel wohl gefiel, wie sie gekleidet war: ganz in schwarz, scharf und gefährlich. Das war ein ganz anderes Jagdfieber als er bislang von ihr kannte.
„Du trinkst?" bemerkte sie überrascht und zeigte auf seine Kaffeetasse. „Ich meine normale Getränke. Wo kein Blut drin ist."
Er entgegnete mit anzüglichem Lächeln - so anzüglich je denfalls, wie es ihm möglich war: „Du weißt noch vieles nicht über mich."
Sie zog ein langes Gesicht und entgegnete kühl: „Das glaube ich."
Ford sah zu Angel und Buffy hinüber. „Das ist Angel", erklärte Willow hilfsbereit.
„Er ist Buffys Kavalier", ergänzte Xander und hoffte, daß das eine enttäuschende Information für Ford sein würde. „Ihr ganz spezieller Freund."
Ford betrachtete ihn. „Er ist nicht mehr auf der Schule, oder? Er sieht älter aus als sie."
„Da liegst du nicht falsch", sagte Xander schelmisch.
Buffy sah Angel in die Augen und stellte die Frage, die sie eigentlich nicht hatte stellen wollen: „Und was hast du gestern abend gemacht?"
Er zuckte mit den Schultern. „Nichts."
Sie hatte nicht fragen wollen, weil sie nicht wissen wollte, ob Angel in der Lage war, sie zu belügen. Jetzt bohrte sie weiter: „Gar nichts? Hast du aufgehört zu existieren, oder was?"
„Nein, ich meine, ich war zu Hause. Ich habe gelesen." Er runzelte leicht die Stirn, als verwirrten ihn diese Fragen.
„Oh." Also log er sie an, und er machte es auch noch gut. Wenn sie ihn nicht letzte Nacht beim „Lesen" erwischt hätte, hätte sie ihm jedes Wort geglaubt. Was hatte sie denn auch von einem Typen erwartet, der sogar der Jägerin verheimlicht hatte, daß er ein Vampir war?
Angel sah sie an. Sie wußte, daß er wußte, daß etwas mit ihr nicht stimmte.
Aber sie hatte gerade jetzt keine Lust, darüber zu sprechen.
Und wahrscheinlich auch zukünftig nicht.
Buffy ging zu ihren Freunden am Billardtisch zurück. Sie wußte, daß Angel ihr folgen würde.
„Wolltest du doch nichts zu trinken?" fragte Ford.
„Kein Durst", sagte sie verlegen.
„Hallo Angel", grüßte Willow. Buffy sah zu Boden. Sie wollte es vermeiden, Angel in die Augen zu sehen.
„Hallo", sagte Ford.
Nun mußte sie höflich sein, und sie versuchte, das Beste aus der Sache zu machen. „Das ist Ford. Wir sind in L.A. zusammen zur Schule gegangen."
Die beiden schüttelten sich die Hände. Ford bekam große Augen. „Wow, kalte Hände!"
„Da liegst du nicht falsch", kommentierte Xander.
Angels Gesicht war starr, als er Ford ansah. „Du bist also bei Buffy zu Besuch?"
„Nein, ich wohne jetzt hier", entgegnete Ford. „Bin gerade umgezogen." Sie waren jetzt eindeutig auf Konfrontationskurs. Buffy mußte zugeben, daß Ford sich ganz gut gegen den älteren, erfahreneren Typen behauptete. Ihren älteren, erfahreneren Typen, der sie belog.
Um die Situation zu entspannen, wie sie es oft tat, wies Willow auf den Billardtisch und fragte: „Angel, hast du Lust zu
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