06 - Willlow und das Monsterbaby
gierig in sich hinein. Er bot Xander die geöffnete Packung an. »Magst du welche?«
Xander hob abwehrend die Hände. »Ich passe. Ich bin immer noch mit Paco's Pastries beschäftigt.« Er sah Hutch bei der Arbeit zu.
»Sehr gut«, stieß Hutch nach einer Weile hervor. »Der Computer ist direkt mit Gallivan Industries vernetzt.
Wenn ich jetzt durch ihre Falltüren und Sicherheitsprogramme komme, sind wir schon fast zu Hause.« Xander beobachtete ihn und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Was war, wenn dadurch ein stiller Alarm ausgelöst würde? Einen, den sie da drinnen gar nicht hörten? Diese Vorstellung war alles andere als beruhigend.
27
»Rupert«, sagte eine tiefe Stimme am anderen Ende der Telefonleitung. »Ich hoffe, ich störe dich nicht.«
»Desmond«, rief Giles aus und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Er zog sie aus und legte sie auf die Arbeitsplatte in seiner Küche. Er schaltete die Herdplatte aus und schob sein Abendessen zur Seite. In all den Jahren, in denen er sich auf seine Wächterrolle vorbereitet hatte, und auch in den Zeiten danach, als er dieser Aufgabe nachgegangen war, hatte er sich daran gewöhnt, dass Mahlzeiten manchmal unterbrochen und aufgeschoben werden mussten. »Hattest du schon Gelegenheit, einen Blick auf das Dokument zu werfen, das ich dir zugefaxt habe?«
»Aber selbstverständlich, alter Freund, sonst würde ich dich so spät nicht mehr stören.«
»Da, wo du bist, ist es noch später, mein Freund. Oder ziemlich früh, je nachdem. Das hängt wohl vom Standpunkt ab.«
»Ach ja, und in meinen alten Knochen zieht es auch mittlerweile ganz schön.«
»Ich glaube, du hast noch eine Menge guter Jahre vor dir«, prophezeite Giles.
Desmond Tretsky war über neunzig und zeigte keine Zeichen von Altersschwäche.
»Ich weiß deinen Optimismus zu schätzen. Ich hoffe, du behältst Recht. Um auf den Grund meines Anrufs zurückzukommen, die Dokumente, die du mir geschickt hast, sind sehr interessant. Sie sind voll von unheilvollen Vorzeichen. Weißt du, worum es geht?«
»So ungefähr. Die Angelegenheit scheint ein bisschen heikel zu sein.«
»In unserem Beruf ist das doch an der Tagesordnung. Man lebt ständig am Rande des Abgrunds und nur unser messerscharfer Verstand bewahrt uns vor dem Absturz.«
»Nun, es gibt ja auch noch die Jägerin.«
»Ach, mein lieber Rupert, man hält den Wert derer, die man trainieren muss, weil es vom Schicksal so vorausbestimmt ist, immer hoch. Aber wie viele von ihnen haben wirklich die Zeit zu reifen, um zu ihrer gefährlichen Mission etwas beitragen zu können, was über die speziellen physischen Kräfte und Fähigkeiten, die ihnen für diese Aufgabe verliehen werden, hinausgeht?«
Giles weigerte sich, den Fehdehandschuh aufzunehmen, den Desmond ihm zugeworfen hatte. Er und Desmond waren zwar die besten Freunde, was aber nichts daran änderte, dass ihre Meinungen über die Rolle der Jägerin weit auseinander gingen. »Sie ist sehr gut, weißt du.«
»Ja, und ich bin mir auch sicher, dass du sie gut trainierst, solange dir noch Zeit dafür bleibt.« Giles kratzte sich etwas unbehaglich im Nacken, denn er wusste, dass Desmond darauf anspielte, wie wenig Zeit einem Wächter manchmal für seine Aufgabe blieb. Er wusste, dass Desmond es nie verkraftet hatte, dass sein eigener Jäger, den er über viele Jahre ausgebildet hatte, gestorben war, bevor er die Gelegenheit gehabt hatte, die Ausbildung, die ihm Desmond gegeben hatte, zu nutzen.
»Die Forschungsergebnisse in dieser Sache sind ziemlich interessant.« Giles wechselte Das Thema in der Hoffnung, das Gespräch wieder in positivere Bahnen zu lenken. »Feen sind, wie du weißt, unserer Gruppe nicht ganz unbekannt.«
»Ja, dessen bin ich mir bewusst.«
»Hast du jemals eigene Erfahrungen mit ihnen gemacht?«
»Nein.«
Giles hatte schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht und nicht immer waren sie von seinen Mentoren geduldet worden. Das große Wissen, über das er
verfügte, führte zuweilen zu einer gewissen
Eigenmächtigkeit. »Du wirst es sicher bald selber
herausfinden. Die meisten Feen sind ziemlich hinterhältig. Sie lügen. Sie stehlen. Und einige schrecken selbst vor Mord nicht zurück.«
»So wie die, mit denen wir es jetzt zu tun haben.«
»Genau. Obwohl diese Gattung eigentlich nicht in dein Ressort fällt.«
»Darüber können wir immer noch entscheiden«, antwortete Giles. »Denn ihre
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