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060 - Der Henker von London

060 - Der Henker von London

Titel: 060 - Der Henker von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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vorwärtsgehen. Wenn wir der Bevölkerung auch keinen Mörder auf dem Tablett servieren konnten, so mußten wir doch mit kleinen Fortschritten und Ergebnissen aufwarten, um nicht an Ansehen zu verlieren.
    Die erste Spur erhielten wir am Nachmittag. Ein junger Mann mit weißem Kittel kam in unser neues Sonderbüro. Er brachte den Laborbericht, erklärte uns allerlei, bis er endlich auf das Wesentliche zu sprechen kam: „Wir haben einige Gramm von weißlichem Puder gefunden“, sagte der junge Mann und versuchte ein kluges Gesicht zu machen. „Der Puder war überall in der Nähe des Ermordeten zu finden. Auch an seiner Kleidung und im ausgelaufenen Blut. Vor allem aber auf dem Boden.“
    „Und was ist das für ein Puder?“ fragte Dan, der ebenfalls der Sondergruppe angehörte. „Ich erinnere mich an diesen weißen Staub.“
    „Es ist zu Staub gemahlenes Glas“, antwortete der junge Mann. „Unsere Tests haben ergeben, daß der Mörder diese Puderspuren beim Gehen hinterlassen haben muß. Der Mann, die Frau oder das Wesen – nennen Sie es, wie Sie wollen – hat einen schlurfenden, schleppenden Gang. Der Glasstaub entsteht dabei durch die Reibung, wenn die Schuhsohlen über das Straßenpflaster streifen.“
    „Aber – das hieße, der Mörder hätte Schuhe aus Glas getragen?“ Reed starrte den jungen Mann betroffen an. „Oder gibt es dafür noch eine andere Erklärung?“
    Der Mann nickte.
    „Wir haben das Pulver genau untersucht und herausgefunden, daß es Spuren von menschlicher Haut enthält. Ähnlich wie die einer besonders harten Hornhaut. Um es kraß auszudrücken, meine Herren: Die Haut des Mörders enthält Spuren von Glas. So viel, daß man sagen kann, wir haben es mit einem gläsernen Wesen zu tun.“
    Ich sprang in die Höhe, starrte den jungen Burschen aus dem Labor entgeistert an. Ganz langsam wurde mir klar, was das bedeutete. „Sagen Sie das noch mal“, flüsterte ich heiser. „Sonst glaube ich es nicht.“
    Der junge Mann lächelte mich schadenfroh an, nickte mir zu und wiederholte es: „Die Haut des Mörders besteht zum größten Teil aus einer gläsernen Substanz. Bevor ich zu Ihnen heraufkam, habe ich mich noch mit Dr. Hall unterhalten, der den Toten untersucht. Dr. Hall erzählte mir seine Theorie von dem eigenartigen Erfrierungstod des Opfers. Vielleicht gibt, es zwischen dieser Art von Tod und der Haut des Mörders einen Zusammenhang.“
    „Darauf wären wir auch ohne Sie gekommen“, sagte Reed unfreundlich. „Aber eine andere Frage: Wo auf dieser ganzen Erde gibt es ein Monstrum, das so beschaffen ist? Irgendwo müssen wir doch mit der Suche anfangen.“
    „Darauf müssen Sie auch ohne mich kommen“, sagte der junge Mann mit Verachtung in der Stimme. „Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg, meine Herren.“
    Er ging. Minutenlang war es still. Jeder hing seinen Gedanken nach. Die Bilder vom Dock zogen an meinem geistigen Auge vorbei. Ich versuchte mir das gräßliche Wesen vorzustellen, aber meine Gedanken folgten nicht so recht. Es war, als brauchte mein Gehirn heute eine Ruhepause. Ich sah auf meine Uhr. Halb sieben.
    „Mir geht’s schlecht“, sagte ich in die Stille hinein. „Ich glaube, ich fahre nach Hause. Heute können wir ohnehin nichts mehr tun.“
    Dan Reed nickte mir zu.
    „Ich werde das gleiche tun“, entgegnete er. „Fühle mich hundeelend heute. Und morgen will ich ausgeschlafen sein. Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, wir alle sollten Schlaf im voraus tanken. Vielleicht brauchen wir noch Kraftreserven.“
    Wir erhoben uns. Gerade stand ich an der Tür, als das Telefon auf meinem Schreibtisch läutete. Rasch ging ich wieder zurück, hob den Hörer aus der Gabel.
    „Ja, Inspektor Condell …“
    „Sergeant Miller, Sir“, sagte eine Stimme am anderen Ende. „Ich gehöre zur Außenabteilung Ihrer Sondergruppe.“
    „Okay, Sergeant. Was gibt’s?“
    „Wir haben uns die Wohnung des Toten einmal angesehen. Der Mann hatte die Rechnung eines kleinen Hotels in der Broadwick Street in der Jacke, und dort wohnte er auch bis zu seinem Tod.“
    „Und – haben Sie etwas gefunden?“
    „In seinem Zimmer nicht, Sir. Aber der Besitzer des Hotels, ein alter Italiener, sah Jo O’Neil heute nacht die Treppe heruntersteigen. Das muß etwa eine Stunde vor der Tatzeit gewesen sein.“
    „Lieber Himmel!“ rief ich aus. „Nun lassen Sie sich doch nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen!“
    „O’Neil war wie in Trance, sagt der Italiener. Starr wie

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