0601 - Aibons Monster-Troll
wirkten wie blaßweiße Knüppel. Der Körper selbst besaß einen Buckel, die Augen in den Höhlen glänzten, waren aber keine Karfunkelsteine, wie es eigentlich bei Baphomet hätte sein sollen.
Der weiße Bart war auch nicht vorhanden, dafür zeigte der breite Mund ein widerliches Grinsen, faunisch, debil und wissend zugleich. Die Mundwinkel standen hoch, als wollten sie mit ihren Enden in die Wangen hineinstechen.
Dieses Gesicht wirkte auf meine Faust magnetisch. Ich hätte am liebsten hineingedroschen, überlegte es mir aber, denn mit Durchdrehen kam ich zu nichts.
Noch stand ich am Rand der Lichtung. Meine Gestalt und der Körper des weißen Hirsches wurden vom Grün der Umgebung gedeckt.
Ab und zu zuckten Sonnenstrahlen durch den Wald.
Was sollte geschehen?
Okay, ich konnte versuchen, Baphomet zu vernichten. Als Statue war es eine Kleinigkeit, ich konnte sie aber auch stehenlassen und darauf warten, daß die Horror-Reiter erschienen. Ich ging davon aus, daß sich die Horror-Reiter und Baphomet dieses Gebiet hier gewissermaßen als Zentrum des neuen Reichs ausgesucht hatten. Das andere Böse war bereits durch Baphomet manifestiert und hatte die ursprüngliche Magie, vertreten durch Hook, vielleicht zurückgedrängt.
Eine Theorie, die ich gern bewiesen hätte. Ich überlegte hin und her, dabei blieb es bei meinem ersten Entschluß.
Vernichte das Böse, wo immer du kannst!
Nach dieser Devise ging ich vor, denn Baphomet war für mich etwas Böses, auch wenn er nicht als Person vor mir stand, sondern als Kultfigur. Ich wußte ja, daß die verfluchte Person wiedergeboren war. Damals, in Paris war es geschehen.
Nicht grundlos hatten sich die Templer in zwei große Hälften gespalten. Auf der einen Seite, die, die dem Weg des Lichts folgten, auf der anderen die Baphomet-Jünger, die mit großem Vergnügen dem Bösen dienten und die alte Magie des Mittelalters wieder auferstehen lassen wollten.
Auf meinem Ritt hatte ich Hooks Reich und vor allen Dingen den Wald einigermaßen kennengelernt. Ich war stets von Geräuschen begleitet gewesen. Da hatten Tiere geschrien, gekrächzt, geraschelt oder gepfiffen. Übliche Laute, die auch in einen Erdenwald gepaßt hätten.
Im Umkreis der Statue war es still. Der Wald schwieg. Nur das Rascheln der Blätter in den Baumkronen war zu hören, wenn der Wind mit seinen Armen hindurchschaufelte. Hin und wieder blitzte ein Stück Blau durch den grünen Vorhang über mir, aber andere Tiere entdeckte ich nicht. Möglicherweise waren sie geflohen oder hatten sich bewußt verborgen. Baphomet schien bereits die Macht des mir unbekannten Hook gebrochen zu haben. Kein Wunder bei seiner Macht.
Ich holte meinen Bumerang hervor. Wenn ich die Statue schon zerstörte, dann wollte ich ihr den Kopf abschlagen. Ein Wurf mußte dazu reichen. Ich blieb auf dem Rücken meines Hirsches sitzen und schwang den rechten Arm zurück.
Um genau zu treffen, mußte ich den Wurf etwas schräg ansetzen, dann konnte ich nicht vorbeiwerfen.
Schon vor dem Wurf merkte ich die innerliche Freude. Wann immer ich die Chance bekam, gegen das Böse anzugehen, wollte ich sie nutzen.
Ich warf!
Fast schon kometenhaft schnell schickte ich den Bumerang auf die Reise. Obwohl ich im Werfen der Waffe keine besondere Übung besaß, war die silberne Banane für mich wie geschaffen. Manchmal überkam mich der Eindruck, als würde sie von selbst das Ziel treffen und ich nur mehr so etwas wie ein Handlanger sein.
Auch diesmal war es so.
Ich hörte das dumpfe Geräusch, als der Bumerang dicht unter dem spitzen Kinn des Kopfes in den Hals der Statue schlug. Aus welchem Material sie auch immer gebaut sein mochte, es hielt der magischen Kraft des Bumerangs nicht stand. Polternd fiel der Kopf zu Boden.
Auch die silberne Banane raste noch weiter, jagte wie eine Drehscheibe am Rand des Unterholzes entlang, bevor sie wieder zu mir zurückflog.
Geschafft. Mit diesem guten Gefühl fing ich den Bumerang wieder auf und war gespannt, was folgen würde.
Zunächst einmal nichts.
Drei, vier und auch mehr Sekunden vergingen in der nahezu atemlosen Stille. Der häßliche Kopf Baphomets lag im hohen Gras verborgen, doch ich wußte genau, wo sich die Stelle befand, denn von ihr aus quoll etwas in die Höhe.
Dünne Rauchschwaden. Nicht grau, sondern schwefelgelb und mit grünlichen Schlieren versehen.
Der Torso stand noch. Wenn ich den Kopf vorstreckte, konnte ich in die Halsöffnung schielen, in der ich eine Bewegung entdeckte, denn auch
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