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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir vernichten wollten.
    Wir wunderten uns über die Breite. Sie kam mir vor, als wäre sie für einen Galaauftritt geschaffen worden. Wir konnten sogar nebeneinander hergehen.
    Die Tiefe schluckte uns. Hinzu kam eine schlechte Luft, in der es nach Verbranntem roch.
    Und diese Ruhe. Diese verdammte Stille, die uns umgab wie ein Gewebe. Sie hüllte uns ein, sie machte uns beklommen und ließ unsere Herzen schneller schlagen.
    Am Ende der Stufen blieben wir stehen. Ich fand einen Lichtschalter. Rasch wurde es hell.
    Eine Helligkeit, die irgendwie paßte. Sie war mehr düster, das Graue überwog, als wäre das Licht von einem Netz aus Spinnweben überzogen worden. Glatter Steinboden zog sich wie ein Band aus Schiefer in den Hintergrund des Kellers.
    Dann sahen wir die Türen. Die Eingänge wirkten abweisend, denn wer schaffte sich schon schwarze Türen an?
    Für uns ein Zeichen…
    Entweder wohnte hier jemand, der nicht ganz dicht im Kopf war oder es tatsächlich mit finsteren Mächten aufgenommen hatte. Suko löste sich von meiner Seite und ging mit zügigen Schritten in den Hintergrund des Kellers, wo er etwas anleuchtete, das überhaupt nicht hierher paßte.
    Es war ein Vorhang, pechschwarz und glatt. Nicht die kleinste Falte entdeckte ich. Der dicke Stoff bewegte sich auch unter keinem Windzug. Suko hatte die Hand ausgestreckt und berührte den Stoff.
    Er wartete, bis ich gekommen war, und nickte mir leicht zu. »John, dahinter werden wir es finden.«
    Ich zog meine Beretta. »Okay, zieh ihn auf.« Meine Stimme war kaum zu verstehen.
    Einen Spalt sahen wir nicht. Suko umklammerte den Stoff mit der rechten Hand.
    Ich blickte noch einmal zurück, sah die leere Treppe und hörte auch sonst kein verdächtiges Geräusch. Wir schienen die einzigen Personen im Haus zu sein.
    Dann zog er den Vorhang auf. Die Metallringe, die ihn auf der Stange führten, klimperten.
    Nun war der zweite Teil des Kellers zu sehen. Wie hatte Carol Lindsey noch gesagt?
    Er liebt die Farbe Schwarz. Schwarz ist für ihn die Hölle. Und es war die Hölle, die wir zu sehen bekamen.
    Grauen absolut!
    Suko sprach aus, was ich dachte und einfach nicht wahrhaben wollte. »Mein Gott, John, sie… sie sind …«
    ***
    Er hatte recht. Himmel, er hatte so recht. Sie lagen da, als würden sie schlafen. Eine Frau, ein Mädchen und ein Junge. Aber sie schliefen nicht, denn über ihre Lippen drang kein Atemgeräusch. Sie waren so still, so unbeweglich, so starr und so tot…
    Von Knochen hatte Mrs. Lindsey gesprochen, die der Mann aus den Gräbern geholt hatte.
    Wir sahen die Knochen. Sie lagen zwischen den Toten verteilt und glänzten dermaßen bleich, als wären sie gereinigt worden. Als Muster zeigten sie ein Dreieck, das unten spitz zulief.
    Ich dachte an die Fratze des Teufels, die ebenfalls die Form eines Dreiecks besaß. Es konnte durchaus sein, daß sie durch die Lage der Knochen versinnbildlicht worden war.
    Wir gingen auf die Toten zu. Der Mörder hatte seine Familie nicht durch Kugeln getötet, er mußte dazu einen spitzen Gegenstand genommen haben. Es schimmerte auch kaum Blut aus den Einstichwunden. Die Leichen lagen auf schwarzem Samt, wobei ihre Gesichter noch bleicher wirkten, als sie schon waren.
    Mit Teppichboden war der Keller ausgelegt worden. Die Wände versteckten sich ebenfalls hinter dunklen Stoff. Der Raum glich einer Totenhöhle.
    In den wächsernen Gesichtern der Leichen lasen wir den Schrecken, den die Menschen in den letzten Sekunden ihres Lebens empfunden haben mußten. Er stand dort wie festgeschrieben und sah aus, als würde er erst verschwinden, wenn diese Menschen wieder zum Leben erweckt wurden. Das würden sie nicht.
    Suko beugte sich über die Frau. Ihr Haar war gefärbt. Man erkannte es, weil der Haaransatz dunkel war. Sie hieß Erica und trug eine schwarze Bluse, die zahlreiche Falten warf. In einer der Falten steckte etwas Helles, das Suko hervorzog.
    Es war ein Zettel, zusammengeknickt, eine Botschaft, die mir der Inspektor vorlas.
    »Sie haben sich nicht auf meine Seite stellen wollen. Die Hölle kennt keine Konzessionen, der Teufel will alles.«
    »Leider.«
    Suko knüllte das Papier zusammen und steckte es ein. »Drei Tote«, ächzte er, schüttelte den Kopf und strich über seine Augen. »Dabei waren sie noch so jung…«
    Auch mir saß längst ein dicker Kloß im Hals. Und wenn ich neunzig wurde, so abgebrüht konnte ich gar nicht sein, als daß ich mich über so etwas nicht schockiert gezeigt hätte. Diese

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