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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Strohhut auf dem Kopf.
    »Ach, schau mal, das ist doch der merkwürdige Reporter vom ›Postkurier‹!«
    »Laß ihn nicht im Regen stehen, Onkel Lew! Willst du ihn nicht hereinholen und ihm etwas Tee geben? Er ist sicher gekommen, um wegen der Hochzeit Erkundigungen einzuziehen.«
    Lew wunderte sich über ihre lebhafte Anteilnahme, aber so gewitzt er auch war, auf die Idee kam er nicht, daß sie Mr. Harras nur hereinholen wollte, um ihn nach den neuesten Nachrichten über Leslie auszufragen.
    Lew Friedman schickte einen Diener hinaus, um den Reporter ins Haus zu bitten. Josua war zwar vom Regen durchweicht, aber das machte ihm anscheinend nichts aus. Er nahm seinen Strohhut ab und versicherte, daß er schon fünf Winter überstanden habe und noch weitere fünf aushalten werde. Jemand mußte sich um Josua gekümmert haben, denn alle Knöpfe seines Mantels saßen ausnahmsweise in den richtigen Knopflöchern.
    »Ich kann Ihnen kaum viel Neues bieten«, meinte Lew, »nur das eine, das Sie wahrscheinlich ohnehin schon wissen, nämlich, daß Mr. Sutton verheiratet ist. Wenn Sie nähere Einzelheiten erfahren wollen, können Sie sich an Tillman wenden, der wird Ihnen alles erzählen.«
    »Tillman?« Es war schwer auszumachen, ob Josua über diese Nachricht entsetzt war oder ob er sich sonst so heftig für Tillman interessierte. Jedenfalls klang seine Stimme merkwürdig gepreßt. »Ist er hier? Um Gottes willen!«
    Beryl unterbrach diese Unterhaltung. Sie nahm Josua am Arm und führte, ja zog ihn beinah in ein kleines Zimmer, das neben der Halle lag. Lew Friedman freute sich über ihre gute Laune und war Harras dankbar für seine Ankunft, die diesen Umschwung bewirkt hatte. Aber auf einmal begriff er, warum sie sich so für den Reporter interessierte, und er ließ die beiden in dem Zimmer allein.
    Beryl fragte Harras auch sofort nach John Leslie.
    »Nein, ich habe Captain Leslie nicht gesehen«, antwortete Josua.
    »Mr. Harras, könnten Sie mir einen großen Gefallen tun?« fragte sie eindringlich. »Würden Sie hingehen und Geld für ihn überbringen? Es wäre ja möglich, daß er Extraverpflegung bekommen kann. Vielleicht dürfen Sie ihn auch sprechen. Sagen Sie ihm, daß Mr. Friedman einen tüchtigen Anwalt für ihn engagieren will. Aber ich möchte nicht, daß Sie ihm sagen, daß ich schon - verheiratet bin. Das wird er noch früh genug erfahren. Würden Sie das für mich tun?«
    Josua strich sich nachdenklich über die Stirn.
    »Ich werde natürlich alles tun, was in meinen Kräften steht, aber man wird mir nicht gestatten, ihn zu sprechen, denn Sie können sich ja vorstellen, daß Leute meines Berufs nie zu Gefangenen gelassen werden. Es ist natürlich ein Handikap, daß wir die interessantesten Verbre... - Gefangenen nicht persönlich sprechen dürfen.«
    »Aber vielleicht wäre es möglich, ihm eine kleine Nachricht durch Sie zukommen zu lassen? Würden Sie so gut sein und es versuchen? Und mir dann mitteilen, was Sie ausrichten konnten? Vielleicht hat er auch eine Botschaft für mich.«
    Sie öffnete ihre kleine Handtasche, nahm ein Bündel Banknoten heraus und wollte ihm alle geben.
    »Wenn Sie mir eine geben, genügt es vollkommen. Ich werde das Geld dem Polizeiinspektor aushändigen. Soviel ich weiß, ist es schon möglich, einem Untersuchungsgefangenen kleine Annehmlichkeiten zu vermitteln. War Mr. Tillman bei Ihrer Trauung zugegen?«
    »Ja, er war sogar Trauzeuge. Kennen Sie ihn?«
    Harras schaute sie entgeistert an.
    »Ja, ich habe von ihm gehört - aber Sie haben ihm doch hoffentlich nichts über Captain Leslie gesagt?«
    »Ich?« fragte sie erstaunt. »Nein, warum meinen Sie? Würde er ihm irgendwie helfen können?«
    Er überhörte ihre Frage.
    »An Ihrer Stelle, Miss Stedman« - sie freute sich, daß er ihren Mädchennamen gebrauchte -, »würde ich mit niemandem über Captain Leslie sprechen. Sie könnten ihn fragen - nein, es ist sogar besser, Sie fragen ihn nicht. Es fällt mir schwer, darüber zu reden, aber ich weiß, daß Sie dem Captain zugetan sind, und deshalb finde ich, daß es im Interesse aller Parteien ist ... Sie begreifen mich doch?« Er wartete, und sie nickte.
    »Nun ja, ich werde Ihren Auftrag ausführen. Aber Sie verstehen - ich habe nichts über Tillman gesagt!«

19
    Harras hatte sich entfernt, bevor Tillman von seinem Gang zurückkam. Beryl betrachtete den neuen Angestellten Frank Suttons nun mit ganz anderen Augen. Offenbar war er ein fähiger Mensch, den man nicht dadurch

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