0613 - Stygias Höllen-Sklaven
wollen, wußte sie jetzt. Gryf war erschossen worden, und Stygia hatte ihn mit sich genommen.
Aber warum?
Was lag ihr an einem toten Gryf?
Nicole war wie erschlagen. Gryfs Tod schockierte sie. Da überlebte dieser Mann mehr als 8000 Jahre, legte sich ständig mit Dämonen, Vampiren und gehörnten Ehemännern an, um schließlich nicht durch Magie, sondern von einer simplen Kugel getötet zu werden!
Wenngleich die Patrone Nicole auch nicht ganz normal erschien. Sie wollte das Geschoß auf jeden Fall im Château genauer untersuchen…
In diesem Moment schleppte der Drache eine junge Frau mit sich heran.
Sie sträubte sich, versuchte immer wieder, sich loszureißen, und sie wurde offensichtlich von panischer Angst beherrscht.
Aber Fooly hielt sie eisern am Handgelenk fest.
»Fast hätte ich sie nicht mehr eingeholt«, sagte er. »Sie wollte mit einem Auto verduften. Ich mußte doch tatsächlich fliegen, um sie noch zu erwischen.«
Dabei wedelte Fooly mit den Stummelflügeln, die eigentlich viel zu klein waren, um das Gewicht des Jungdrachen durch die Lüfte tragen zu können. Aber da war wohl auch Drachenmagie im Spiel.
»Sie hatte sich versteckt«, erklärte Fooly. »Ich bin sicher, daß sie eine Zeugin ist. Sie kann uns bestimmt erzählen, was hier passiert ist.«
»Wie heißen Sie?« fragte Nicole. »Mein Name ist Nicole Duval, und das hier ist Mr. MacFool.«
Die Frau schwieg.
»Wir nehmen sie erst mal mit ins Château«, beschloß Nicole.
»Schließlich muß ja auch Zamorra erfahren, was hier vorgefallen ist.«
Sie bemerkte nicht die Tränen, die ihr vor Trauer um den guten Freund übers Gesicht liefen…
***
Zamorra wechselte dann selbst nach Anglesey hinüber. Er begutachtete nicht nur den Grabstein, sondern auch mittels der
Zeitschau
den Moment, in dem Gryf niedergeschossen worden war.
Sehr schweigsam kehrte er eine Stunde später wieder zurück ins Château und gesellte sich zu Nicole, Fooly und der Frau, die sich Ivana nannte, aber mehr nicht über sich verraten wollte.
Immerhin war sie schon ein wenig aufgetaut. Sie hatte schon verstanden, daß niemand hier sie töten wollte. Aber so ganz traute sie dem Frieden immer noch nicht.
Als Zamorra Nicole kurz aus dem Raum bat und Ivana mit dem Drachen alleinblieb, überkam sie wieder Angst und Panik.
Sie hielt Fooly trotz seiner ständig demonstrierten Friedfertigkeit nach wie vor für ein Monster.
Draußen auf dem Korridor sah Zamorra Nicole fragend an.
»Ich habe ein bißchen in ihren Gedanken gelauscht«, sagte Nicole. »Sie heißt Ivana Rudyard und hat sich vor etwa zwei Monaten beim Eisteddfod an Gryf herangemacht. Zusammen mit diesem Jackson hat sie die Schutzzeichen um Gryfs Haus entfernt, damit Stygia vordringen konnte. Aber Jackson wollte sein eigenes Spielchen treiben und hat Gryf niedergeschossen. Jackson und sie hatten beide bereits ihre Erfahrungen mit Magie gemacht. Jackson scheint eine Art Berufskiller gewesen zu sein, der hin und wieder auch für magische Wesen gearbeitet hat - für Dämonen, Teufel, oder auch für Zauberer, die sich ihre eigenen Fingerchen nicht dreckig machen wollten.«
»Das widerspricht dem Kodex der Schwarzblütigen«, entgegnete Zamorra.
Nicole zuckte mit den Schultern. »Eine neue Zeit ist angebrochen. Vielleicht ändern sich die Ansichten der Schwarzblütigen allmählich. Asmodis ist schon lange nicht mehr Fürst der Finsternis, und Stygia denkt in anderen Kategorien. Für sie entheiligt der Zweck die Mittel. Sie geht auch ungewöhnliche Wege, um ihre Ziele zu erreichen.«
»Und was ist mit Ivana Rudyard?«
»Ich glaube, sie ist in der ganzen Geschichte selbst kaum mehr als ein Opfer. Sie steht unter einem Bann, ist manipuliert worden. Das erste Mal habe ich es bemerkt, als wir die Regenbogenblumen benutzten, um von Anglesey hierher zu gelangen. Sie hatte plötzlich enorme Kopfschmerzen und wäre mir beinahe umgekippt. Fooly hat irgendwas mit ihr gemacht, ohne daß sie es selbst so richtig mitgekriegt hat. Aber hin und wieder hat sie noch ihre Schwierigkeiten. Die M-Abwehr wird sie vermutlich nicht stören, immerhin hat sie die um Gryfs Hütte durchschreiten können. Aber unsere Blumen sind ja auch weißmagisch abgeschirmt.«
»Deiner langen Rede Sinn ist also: Rudyard wurde zu ihrem Tun gezwungen!«
»Das las ich aus ihren Gedanken«, bestätigte Nicole. »Ich glaube, sie hat es nicht einmal selbst begriffen. Der Para-Block, mit dem sie belegt worden ist, hindert sie daran, über diese Sache
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