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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgebaut, um uns auf dem letzten Weg zu begleiten. Für die sind wir schon so gut wie tot. Sie brauchen uns nur den letzten Stoß zu geben, dann werden wir automatisch in das Grab hineinkatapultiert.«
    »Das siehst du zu schwarz.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Aber deine Großmutter befindet sich nicht unter den Leuten?«
    »Ich habe sie nicht gesehen«, flüsterte Colette gegen den Wind.
    Mir war es im Prinzip egal, nur hatte ich keine Lust, noch länger auf dem Fleck zu stehen, und machte ihr klar, dass wir unseren Weg fortsetzen sollten.
    Colette nickte, hob ihre Reisetasche wieder an, auch ich fasste meine, und so schritten wir die nächsten Meter ab, beobachtet, belauert, ohne dass ich ein bekanntes Gesicht sah.
    Das erschien urplötzlich!
    Ohne Vorwarnung tauchte er auf. Er hatte sich bisher hinter einem der Wälle verborgen gehalten und bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gewartet. Dann war er plötzlich da.
    Pfarrer Lerain oder wie er sich auch immer nennen mochte. Er kam wie ein Schatten, blieb breitbeinig stehen und versperrte uns den Weg.
    Wir blieben stehen.
    »Das gibt Ärger!«, hauchte Colette. »John, das wird Ärger geben, ich spüre es.«
    »Abwarten.«
    Böse und finster starrte uns dieser seltsame Pfarrer an. In seinen grauen Augen funkelte es. Ob es Hass auf uns war, konnte ich nicht sagen, aber seine ersten Worte klangen so.
    »Ich habe euch gesagt, dass ihr von der Insel verschwinden sollt. Nun ist die Fähre ohne euch gefahren. Ihr werdet die restlichen Stunden des Tages und die der Nacht hier auf der Ile de Sein verbringen müssen. Und ich sage euch hier, jetzt und unter Zeugen, dass ihr die Insel nie mehr verlassen werdet.«
    »Das hört sich nach einer Drohung an, Monsieur. Und Drohungen hasse ich. Besonders dann, wenn sie gegen meine Person gerichtet sind.«
    »Es ist eine Tatsache.«
    »Wollen Sie uns ermorden?«
    Seine Lippen bewegten sich, ohne dass er eine Antwort gegeben hätte. Er schaute zum Kirchturm hin, wo der Klang der Glocke allmählich leiser wurde. »Es war das Totengeläut, euer Totengeläut. Wenn die Glocke wieder anschlägt, befindet ihr euch nicht mehr unter den Lebenden.« Er nickte, als wollte er sich selbst eine Bestätigung für seine Worte holen.
    Dann ging er weg. Er verschwand so leise, wie er gekommen war. Neben mir regte sich Colette.
    »Das war deutlich genug, John.«
    »Finde ich auch.«
    »Was willst du tun?«
    »Zu deiner Großmutter gehen und…«
    Ich hörte einen scharfen Ruf hinter mir. Wer ihn ausgestoßen hatte, konnte ich nicht feststellen, aber der Befehl war angekommen, denn einige der Zuschauer bückten sich und hoben Steine auf.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, keuchte Colette.
    Im nächsten Augenblick hörten wir die leise gesprochenen oder scharf geflüsterten Sätze.
    »Tod der Druiden-Braut - Tod der Druiden-Braut…«
    Zunächst sprachen nur zwei oder drei Personen. Die übrigen aber fühlten sich dazu animiert, ebenfalls in diesen Chor mit einzufallen, und so stimmten auch sie zu.
    »Tod der Druiden-Braut - Tod der Druiden-Braut…«
    Es war der gleiche Rhythmus, in dem sie redeten. Dabei hoben sie die Arme und auch die Hände, in denen sie die Steine hielten.
    »Weg, Colette!«
    Ich hatte es kaum ausgesprochen, da flogen die ersten Steine bereits auf uns zu.
    Sie waren etwa so groß wie Pflastersteine, nur nicht so eckig, sahen mehr aus wie weißgraue, rissige Bälle, die uns aber nicht trafen, weil sie zu schlecht gezielt waren oder bewusst daneben geworfen wurden.
    Um uns herum schlugen die ersten Steine ein. Wir hatten unsere Taschen aufgenommen, liefen einige Schritte, aber es war verdammt schwer, einem Treffer zu entgehen, denn immer mehr Menschen bewaffneten sich mit den Steinen.
    »Tod der Druiden-Braut. Sie muss sterben. Tod der Druiden-Braut. Sie darf nicht mehr leben…«
    Für uns wurde es kritisch. Mich erwischte es zuerst. Der Stein traf mich an der Hüfte, hinterließ einen ziehenden Schmerz und machte mir klar, dass Angriff in diesem Fall die beste Verteidigung war.
    »Ich werde mir den Werfer holen, Colette. Komm mit!«
    Sie blieb, ich aber duckte mich, zwei weitere Steine verfehlten mich, und Colette blieb hinter mir stehen wie eine lebendige Zielscheibe. »In Deckung, Colette! Wirf dich auf den Boden, verdammt!«
    Ob sie meine Warnung befolgte, konnte ich nicht sehen. Vor mir erschienen die bleichen Gesichter der Menschen. Die Leute hatten nur die Steine geworfen, sich ansonsten nicht gerührt und wie Puppen auf ihren

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