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0635 - Das steinerne Gehirn

Titel: 0635 - Das steinerne Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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breiten Tor, das mit abstrakten Bildern bemalt war.
    Rhodan glaubte in den zahlreichen farbigen Windungen symbolhaft die Ganglinien eines Gehirn zu erkennen.
    Draymon hob den Stab. Das Tor glitt auf.
    Rhodan hielt unwillkürlich den Atem an.
    Er blickte in einen mit Blumen und Gräsern überfüllten Raum.
    Die Pflanzen bewegten sich und erzeugten dabei Geräusche.
    Es war fast, als würde man in einen Raum blicken, in dem es von Tieren wimmelte.
    Rhodan sah langstielige Blumen, die gravitätisch einherschritten. Sie benutzten dabei ihre Wurzeln als Füße. Der Boden, auf dem sie sich bewegten, bestand aus einer humusartigen Schicht. Gedrungene Büsche mit lanzenförmigen Blättern krochen über den Boden. Sogar kleinere Bäume schlängelten sich durch das Gras. Überall ragten Wurzeln aus Wänden, Decke und Boden.
    „Der Vorraum des Halimonars". sagte Draymon. Er sprach so leise, daß seine Stimme fast vom Lärm der Pflanzen übertönt wurde. „Die Priester werden jetzt zurückbleiben."
    Die sieben bewaffneten Männer ließen sich auf den Boden sinken und legten sich flach auf den Bauch. In dieser Stellung verharrten sie.
    Rhodan blickte wieder in das scheinbar chaotische Durcheinander im Raum vor ihm. Woher kamen diese unheimlichen Pflanzen? Verschiedene Arten hatte Rhodan bereits auf der Oberfläche des Generationenschiffs gesehen, aber dort hatten sie sich nicht in dieser Weise bewegt.
    Wurden die Pflanzen hier unten für den Anbau an der Oberfläche gezüchtet?
    Besaßen diese Lebensformen vielleicht sogar eine gewisse Intelligenz?
    „Spürst du Furlochs Macht?" flüsterte Draymon.
    Rhodan wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er,gab sich Mühe, gelassen zu erscheinen.
    „Ich sehe nur ein paar Pflanzen", sagte er. „Das ist alles."
    Draymon hob drohend den Leuchtstab.
    „Diese Pflanzen sind von Furlochs Kraft durchdrungen", krächzte er. „Sie leben durch Furloch."
    Rhodan atmete den betäubenden Duft der Blüten ein. Er fühlte, daß hinter dieser Wand aus Pflanzen noch etwas war, etwas Unheimliches, Unerklärliches.
    Draymon lächelte wissend.
    „Du kannst Furloch spüren, nicht wahr?"
    „Ja", gab Rhodan widerstrebend zu. „Aber das hat nichts zu bedeuten. Es kann sich um einen parapsychischen Trick handeln. Ich will diesen Furloch sehen."
    „Dann komm!" forderte Draymon ihn auf.
    Die Scheibe glitt durch den Eingang zwischen die Pflanzen.
    Rhodan sah, daß die Blüten vor der Antigravscheibe zurückwichen und scheinbar bereitwillig eine Gasse bildeten. Nur die Wurzeln bewegten sich kaum. Draymon mußte seinen Flugkörper um sie herum steuern.
    Rhodan blieb wie erstarrt an seinem Platz stehen. Er stellte fest, daß er plötzlich nicht mehr die innere Kraft besaß, um eine Entscheidung zu treffen. Irgend etwas beeinflußte sein Bewußtsein, eine unsichtbare Macht, die ganz in der Nähe war.
    Da richtete sich Draymon auf seiner Scheibe auf und deutete mit dem Leuchtstab auf Rhodan.
    „Komm!" rief er. Seine Stimme klang jetzt kraftvoll und auch seine Bewegungen wirkten nicht mehr so schwerfällig. Es war, als könnte er aus dieser seltsamen Umgebung neue Energie schöpfen.
    Rhodan setzte sich in Bewegung. Seine Schritte wirkten mechanisch, und er wurde das Gefühl nicht los, daß ein anderer seine Beine lenkte.
    Er folgte dem Oberpriester. Der Boden unter seinen Füßen war nachgiebig. Pflanzen streiften ihn, schienen mit ihren Stengeln und Blüten gierig nach ihm zu greifen. Aber sie berührten ihn nur sanft. Das Wispern und Rascheln nahm an Intensität zu, ganz so, als hätte sich der hier versammelten Gewächse große Erregung bemächtigt. Rhodan begann die Männer zu verstehen, die draußen im Vorraum auf dem Boden lagen. Auch in seinem Bewußtsein breitete sich jetzt Furcht aus. Etwas zwang ihn, Draymon und der Antigravscheibe zu folgen, sonst hätte er sich umgedreht und wäre aus diesem unheimlichen Raum gestürmt.
    Draymon hockte wie ein Gespenst auf dem Polster und hielt den Leuchtstab umklammert. Seine Blicke waren starr geradeaus gerichtet.
    Die beiden Männer drangen immer tiefer in den Raum ein. Als Rhodan sich umdrehte, konnte er den Eingang nicht mehr sehen.
    Er war hinter einer Pflanzenmauer verschwunden. Auch von den Wänden war nichts mehr zu erkennen. Rhodan war von verschiedenen Gewächsen umzingelt, die nur widerstrebend eine Gasse für ihn bildeten.
    Er hatte jetzt keine andere Wahl mehr, als dem Oberpriester zu folgen.
    Entweder kannte Draymon den Weg genau, oder er wurde von seinem

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