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0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

0636 - Das Blut der Schwarzen Priester

Titel: 0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
Autoren: Jason Dark
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steigen, ich aber hielt ihn fest, weil mir etwas aufgefallen war.
    »Was ist denn?«
    »Schauen Sie nach vorn!«
    Meine Stimme erschreckte ihn zwar, aber er kam meinem Wunsch nach und blickte den schmalen Weg entlang, der das Gelände teilte.
    Wie ich sah er ebenfalls die Bewegungen unter der lehmigen und mit Unkraut bedeckten Erde. Diese Bewegungen übertrugen sich auf den Grund, der sich in Wellen oder Schlangenlinien bewegte und mir wie ein Meer vorkam.
    »O Scheiße!«, flüsterte er. »Erdbeben gibt es hier doch nicht.«
    »Das ist auch kein Erdbeben«, sagte ich laut. »Hauen Sie ab, Russo, hier wird gleich die Hölle los sein.«
    Meine Warnung kam zu spät.
    Etwa zehn Schritte von uns entfernt brach der Boden mit Urgewalt auf. Dreck, Grassoden und kleine Steine flogen hoch in die Luft. Das alles hätten wir hingenommen, denn das Zeug prasselte als Regen auf unsere geduckten Körper.
    Viel Schlimmer war der mächtige Fangarm, der tornadoartig aus dem Loch schnellte.
    Ich wusste, was es war: der Fangarm eines Kraken!
    ***
    Britta Seels hatte sich in der Zelle einigermaßen sicher gefühlt, nach dem Besuch des Yard-Mannes war diese Beruhigung gewichen. Plötzlich kam ihr der Raum so verdammt eng vor, und die Wände schienen sie zu zerquetschen.
    Manchmal hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und sie schaffte es nicht mehr, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Die Skizze wurde nicht fertig. Immer wenn sie den Kohlestift ansetzte, war sie der Meinung, dass ein anderer ihre Hand führte, nur nicht sie selbst, denn was sie zeichnete, entsprach nicht ihrem Strich.
    Schließlich hörte sie auf, lehnte sich zurück und brach den Stift entzwei.
    Tief atmete sie durch. Britta hoffte, dass sie Ruhe vor bestimmten Erinnerungen fand, doch sie wurden immer wieder hochgespült. Ihre Gedanken kreisten zudem um Rick Morano. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber sie wurde den Eindruck nicht los, dass Rick zu ihr nicht mehr zurückkehren würde. Dass es ihn erwischt hatte, weil er eben zu viel gewagt hatte.
    Schritte unterbrachen ihre dumpfen Gedanken. An der Tür erschien das freundliche Gesicht des Wärters. Britta und der schon ältere Mann hatten sich angefreundet.
    »Na, Britta, wie geht es Ihnen? Kommen Sie voran?«
    »Nein, James, überhaupt nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Der Besuch dieses Mannes hat mich einfach innerlich zu sehr aufgeregt und aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich komme damit einfach nicht zurecht, verstehen Sie?«
    Er winkte ab. »Das wird sich geben. Wir Polizisten müssen eben Fragen stellen. Jedenfalls ist das Bild, das Sie mir gemalt und dann geschenkt haben, toll.«
    »Wirklich? Ist es nicht zu düster?«
    »Nein.«
    »Na ja, wie man es nimmt. Dieses Bild gibt etwas von meiner Stimmung wider, die mich überfallen hat.«
    Dagegen sprach James. »Sie sollten das optimistischer sehen, Britta. Hier sind Sie sicher. Hier haben Sie nichts zu befürchten. Niemand kommt herein, wenn wir das nicht wollen.«
    »Meinen Sie?« Leiser Spott klang in der Frage mit.
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Britta sprach dagegen. »Wissen Sie, James, es ist doch so. Ich habe es hier mit Kräften oder Gegnern zu tun, die Sie nicht mit normalen Maßstäben messen können.«
    »Daran kann ich nicht glauben, Britta. Was Sie als Kräfte bezeichnen, das ist Ihre eigene Angst. Davon sollten Sie sich befreien - und wenn es durch die Malerei ist.«
    »Danke für den Mut, den Sie mir machen wollen. Nur glaube ich persönlich nicht daran. Das Netz, das sich über meinem Kopf zusammenzieht, wird immer enger. Wenn es fällt, habe ich keine Chance, mich zu befreien, James.«
    James lächelte wie ein Vater, der seiner Tochter Mut machen will. »Wissen Sie, was mir meine Eltern früher immer rieten?«
    »Nein.«
    »Wenn du Probleme hast, Junge, dann rede mit uns darüber und iss anschließend etwas. Das sagten sie immer.«
    »Sie wollen mir etwas zu essen holen?«
    »So ist es.«
    »Danke, James, das ist sehr lieb von Ihnen, aber ich werde darauf wohl verzichten.«
    »Überlegen Sie es sich.« Er blickte auf seine Uhr. »In einer Stunde ist meine Schicht vorbei. Ich kann in die Kantine gehen…«
    »Wirklich nicht.«
    »Gut.« Er hob die Schultern. »Zu trinken haben Sie ja noch.«
    »Danke, ja.«
    Der Wärter zog sich zurück. Er gehörte zu den Menschen, die auch andere leben ließen. Seine Vorurteile hielten sich in schmalen Grenzen. Britta Seels gehörte eben einer anderen Generation an und versuchte, auf ihre Art und
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