064 - Die Orgie der Teufel
vergeblich, den Eichenpfahl an dem fingerlang aus ihrem Körper ragenden Stummel herauszuziehen...
Inzwischen war der dritte Vampir auf den Lärm aufmerksam geworden. Claire sah ihn durch die Öffnung in die Hauptkammer treten, den Blick ungläubig auf die gepfählte Vampirin gerichtet. "Schwester... "
Er fuhr herum, als er aus dem Augenwinkel den Eindringling sah. Er witterte die Ausstrahlung und wußte, daß es sich um einen Sterblichen handelte. Und dieser Sterbliche war ein geübter Vampirtöter, denn in seinem ponchoartigen Umhang steckten noch weitere Eichenpfähle.
Der Vampir erkannte, daß er nur eine einzige Chance hatte. Er mußte sich verwandeln - in ein flugfähiges Geschöpf, in eine Fledermaus. Doch bevor sein Körper in eine fortgeschrittene Phase der Metamorphose treten konnte, traf ihn ein faustgroßer Stein am Kopf, der ihn benommen machte. Und ehe er sich von dem Schlag erholte hatte, war sein Henker über ihm und trieb ihm mit einem weiteren Stein den Pfahl ins Herz...
„Kommen Sie heraus, Claire. Es ist vorbei."
Jetzt erst erkannte Claire in ihrem Retter Dorian Hunter. Sie ließ sich kraftlos gegen ihn sinken. „Machen Sie jetzt nicht schlapp, Claire", sagte er fast brutal. „Wir müssen schleunigst fort von hier... "
Dorian schenkte dem Mädchen sein Vertrauen. Sie hatte die Probe bestanden. Sie konnte nicht der Dämon sein, von dem der Mann ohne Gesicht gesprochen hatte.
Während sie sich von dem Hünengrab entfernten, erholte sich Claire zusehends. Dorian wußte, daß sie sich mit der Existenz von Dämonen und Schwarzer Magie abgefunden hatte. Ihre Erfahrungen sprachen für sich.
Wenig später war sie wieder in der Lage, ihm alle Auskünfte zu geben, die er von ihr haben wollte. So erfuhr er, daß ihre Gruppe aufgesplittert worden war.
„Hat sich von den anderen jemand irgendwie seltsam benommen?" fragte Dorian weiter. „Ich meine, hat jemand etwas getan, womit er sich verdächtig gemacht hat?"
„Verdächtig inwiefern?"
„Nun, würden Sie einen der anderen für einen Dämon halten?"
„Hm", machte Claire. „Seltsam, daß Sie diesen Verdacht äußern. Jakob hält nämlich Sie für einen Dämon, Dorian. Spricht das gegen ihn?"
„Nicht unbedingt." Der Dämonenkiller runzelte die Stirn. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, warum Hekate einen Dämon in die Reihen ihrer Opfer schmuggeln sollte. Es liegt kein Grund dafür vor. Was hätte sie davon? Sie muß sich doch völlig sicher sein."
Claire blickte ihn unsicher an.
„Ist das auch Ihre Meinung, daß es für uns kein Entrinnen gibt, Dorian?" Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Sagen Sie es mir. Ich kann die Wahrheit vertragen. Denn ich habe meinen Tod miterlebt."
„Was Sie gesehen haben, war nur eine Fiktion, Claire", antwortete Dorian. „Betrachten Sie es als eine Art Hochrechnung mit hochgradiger Wahrscheinlichkeit. Aber es bleibt dennoch eine Fiktion. Das uns zubestimmte Schicksal ist nicht unumstößlich. Wir alle sind so gut wie tot. Aber der Kreis hat sich noch nicht geschlossen."
„Was halten Sie von folgender Theorie", sagte sie. Sie erklärte ihm, was sie mit Herbert Ohm kombiniert hatte. „Kann es sein, daß wir Bruchteile vor unserem Tod hierhergeholt wurden und daß wir uns praktisch in einem zeitlosen Zustand befinden? Etwa in dem Sinn, daß die Zeit in der Realität angehalten wird. Erst wenn wir hier unsere Aufgabe erfüllt haben, werden wir in unsere Körper zurückversetzt, so daß sich unser Schicksal erfüllen kann."
„Ich glaube, Sie kommen der Wahrheit sehr nahe", sagte Dorian anerkennend. „Sie dürfen das alles nur nicht so wissenschaftlich sehen. Zunächst einmal, Claire: Das, was Sie hier erleben, das ist Wirklichkeit. Die Ungeheuer, die Sie hier bedrohen, sind lebende Wesen. Wenn Sie ihnen zum Opfer fallen, dann sind Sie unabänderlich tot. Das müssen Sie sich vor Augen halten."
„Aber ein Körper kann nicht zugleich an zwei Orten sein", warf sie ein.
„Jetzt wenden Sie schon wieder die herkömmlichen Naturgesetze an", tadelte er sie. Er fügte aber sofort hinzu: „Sie haben dennoch recht. Es ist jedoch so, daß Sie in diesem Augenblick nur hier existent sind. In diesem Moment gibt es Sie in der brennenden Liftkabine nicht. Versuchen Sie keine Erklärung dafür zu finden. Das würde Sie nur um den Verstand bringen. Ich suche auch nach keiner Erklärung, obwohl ich die Kräfte der Schwarzen Magie besser kenne als Sie.. Ich nehme die Phänomene der Schwarzen
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