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0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entdeckt?«
    »Nein, aber…«
    »Was heißt das - nein?«
    »Mischke ist jedenfalls nicht mehr hier auf dem Platz, wo er gesehen wurde.«
    »Weiter, Mann, weiter!«, drängte Stahl.
    »Tut mir Leid…«
    »In der Kirche ist er wohl nicht«, sagte ich. »Und auch die Menschen hier sind nicht mehr in Gefahr. Das ist schon etwas wert.« Ich lächelte Stahl zu.
    »Meine Güte, John, Sie haben Nerven…«
    »Die braucht man auch.« Ich wandte mich an Seguro. »Haben Sie nicht gesehen, in welche Richtung er verschwunden ist?«
    »Das schon.« Der Mann drehte sich um und deutete auf eine angeleuchtete Hausfront, die im Licht der Scheinwerfer bläulich schimmerte.
    Die Fassaden waren alt, aber gut erhalten. In manchen Teilen der Messestadt war etwas getan worden, um auch Touristen anzulocken. Es gab in der Nähe zahlreiche Lokale, die allesamt gut frequentiert waren.
    »Steckt er in einem der Häuser?«
    »Weiß ich nicht, da gibt es auch Durchgänge.«
    »Hat ihn denn keiner verfolgt?«, fragte Harry Stahl.
    »Doch, Brinkmann ist hinter ihm her.«
    »Gut. Dann warten Sie hier.«
    »Wer ist Brinkmann?«, fragte ich.
    »Ein Kollege von der Volkspolizei. Ziemlich ehrgeiziger Bursche.« Stahl schüttelte den Kopf.
    »Hoffentlich macht der keinen Fehler und läuft in die Falle.«
    Die Besucher schauten uns überrascht an, weil wir es so eilig hatten. Sie waren gekommen, um sich zu amüsieren. Bei uns sah das alles ganz anders aus.
    Durch das Licht und vor der bläulich angestrahlten Hausfront trieben Wolken hoch. Ob es nun Nebel war oder Dreck, ließ sich so leicht nicht feststellen.
    »In Leipzig ist überall was los«, berichtete der Kommissar. »Ob an der Nicolaikirche oder hier, aber auch auf dem Platz vor dem Gewandhaus versammeln sich die Menschen. Das ist der nackte Wahnsinn. Man könnte meinen, dass es hier eine permanente Messe gibt.«
    »Es ist eben eine offene Stadt.«
    »Ideal für Zombies, nicht?«
    »So würde ich das nicht sehen, Harry. Aber Leipzig hat nun eine gewisse Grusel-Tradition, für die auch Goethe und E.T.A. Hoffmann stehen.«
    »Da haben Sie Recht.«
    An den Arkadengängen der Häuser blieben wir stehen. Die Schaufenster der Geschäfte waren gut gefüllt, hier zeigte man die bessere Seite. Wir blieben dort stehen, wo eine Apotheke ihre Reklame sichtbar ausbreitete. Inzwischen war es dunkel geworden. Über der Stadt lag der Himmel schwarz wie Kohle. Vergeblich hielt ich nach einem Mond oder den Gestirnen Ausschau.
    Zwei Frauen aus dem Westen standen in der Nähe. Sie unterhielten sich über ihre Kopfschmerzen und ärgerten sich darüber, dass die Apotheke geschlossen hatte.
    »Kommen Sie, John!«
    Ich stellte erst jetzt fest, dass mich Harry Stahl allein gelassen hatte. Er war in eine schmale Straße eingetaucht, die durch parkende Westautos noch enger gemacht worden war.
    »Ist es hier gewesen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wir müssen Brinkmann finden. Er kann nur hier sein.«
    Und er war auch in der Nähe.
    Aus einem Hauseingang erschien eine Gestalt in Uniform. Der große, tatsächlich noch junge Mann stellte sich uns in den Weg und nickte dem Kommissar zu.
    »Endlich, Brinkmann, was ist los gewesen?«
    »Ich habe Mischke im Auge behalten.«
    »Verdammt, das will ich nicht wissen. Mich interessiert, wo er sich verborgen hält.«
    »Schwer zu sagen, Kommissar. Er verkroch sich hier gegenüber. In einem der Häuser hat er seinen Unterschlupf gefunden.«
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Ja, ich sah, wie er durch eine Tür verschwand.«
    Stahl schlug gegen seine Stirn. »Meine Güte, Brinkmann, seien Sie doch etwas flotter. Sie sind doch sonst nicht so.«
    »Kommissar, darf ich Ihnen mal etwas sagen?«
    »Immer.«
    »Ich habe Angst. Ich bin einmal nahe an Mischke herangekommen, da sah ich in seine Augen.«
    »Und?«
    »Der Tod, Kommissar. Darin las ich den Tod!«
    »Okay, Sie leben aber.«
    »Zum Glück. Ich zog mich nämlich zurück. Es hat sich herumgesprochen, wie gefährlich Mischke ist.«
    »Kommen Sie trotzdem mit.« Stahl zerrte den Beamten hinter sich her.
    Wir überquerten die Straße, gerieten dabei in Trabbilicht, gingen schneller und erreichten den anderen Gehsteig, auf dem wir stehen blieben und uns umschauten.
    Hier zeigten die Fassaden nicht mehr die Schönheit und den alten Glanz wie auf dem Platz vor der Kirche. Es war düster und roch wie überall in der Stadt, und Brinkmann deutete auf eine schmale Tür, die kaum auffiel, weil sie von zwei Pfosten oder Säulen eingerahmt war und zudem

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