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065 - Dem Dämon als Geschenk

065 - Dem Dämon als Geschenk

Titel: 065 - Dem Dämon als Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Bescheid sagen, daß Sie eingetroffen sind. Er erwartet Sie beide schon mit großer Ungeduld.«
    Das kann ich mir nach dem, was ich in der Polizeistation erfahren habe, sehr gut vorstellen, dachte ich.
    »Ich bringe erst mal Ihr Gepäck nach oben«, sagte der Verwalter. »Das Zimmer zeige ich Ihnen später.«
    »Glauben Sie, es macht Mr. di Meola etwas aus, wenn wir ihn in seinem Atelier aufsuchen?« fragte Vicky.
    »Aber durchaus nicht. Wenn Sie möchten, bringe ich Sie sofort zu ihm.«
    Über eine breite Treppe, an wertvollen Gobelins vorbei, die ausnahmslos Jagdszenen darstellten, gelangten wir in das Obergeschoß, das noch düsterer war als die Halle.
    Dieses alte Haus schien von einem Mann gebaut worden zu sein, der das Licht haßte. Und die schweren Gardinen trugen auch nicht gerade dazu bei, daß das Tageslicht den schummrigen Flur erhellen konnte.
    Ein Vampir hätte sich in diesem Haus wohlfühlen müssen. Er hätte nie zu befürchten gehabt, daß ihn mal ein Sonnenstrahl traf, denn hier konnte sich keiner herein verirren.
    Timothy Parks führte uns über eine schmale Treppe noch einen Stock höher. Er klopfte an eine weißlackierte Tür, öffnete diese und trat vor uns ein.
    »Mr. di Meola«, sagte er. »Miß Bonney und Mr. Ballard sind soeben eingetroffen.«
    »Tatsächlich? Ich habe den Wagen nicht kommen hören«, sagte der Maler und wandte sich von der Staffelei ab.
    Er sah trotz seines bekleckerten Malerkittels sehr gut aus, war blond, hatte dichtes, zurückgekämmtes Haar und ein offenes, ehrliches Gesicht. Man mußte ihn mögen.
    »Miß Bonney! Mr. Ballard!« Seine Herzlichkeit war nicht gespielt. »Was für eine Freude, Sie zu sehen.«
    Er wischte sich die Hände an einem Fetzen ab, den er anschließend in der Kitteltasche verschwinden ließ, und kam auf uns zu.
    Er reichte Vicky beide Hände. Dann mir.
    Der Verwalter zog sich mit unseren Reisetaschen zurück.
    »Ich hatte Sie etwas früher erwartet«, sagte Tom di Meola.
    »Wir fuhren kurz nach Mittag von Paddington ab«, sagte Vicky.
    Der Maler blickte auf seine Uhr. »Dann war es eine sehr lange Fahrt.«
    »Eine Fahrt mit Unterbrechungen«, sagte ich und erzählte von unserem Erlebnis.
    Der Maler blickte mich betroffen an. »Himmel, das ist ja entsetzlich.«
    »Die Kerle gehörten zum Glück nicht gerade zur ersten Garnitur der Straßenräuber«, bemerkte ich schmunzelnd. »Deshalb wurden wir verhältnismäßig leicht mit ihnen fertig.«
    Di Meola atmete erleichtert auf. Er schüttelte den Kopf. »Dieses arbeitsscheue Gesindel wird immer dreister. Finden Sie nicht?«
    »Sie werden bekommen, was ihnen zusteht«, sagte ich und zuckte mit den Schultern.
    Das Atelier war wohl der einzige helle Raum. Ein Beweis dafür, daß di Meola kein gefährlicher Blutsauger war. Hier hätte er nicht existieren können.
    Ich schaute mich um. Der Maler bemerkte meinen interessierten Blick und fühlte sich geschmeichelt. Er zeigte uns seine neuesten Werke, und mir fiel auf, daß sich di Meolas Stil, Technik und Aussagekraft merklich verändert hatte.
    Die Bilder waren irgendwie düsterer geworden, bedrückender. Als hätte der Maler sie während einer depressiven Phase geschaffen.
    Zuletzt sahen wir uns das Gemälde an, an dem di Meola zur Zeit arbeitete. Es war von der Aussage her das beklemmendste von allen. Ich erinnerte mich an die früheren Werke des Meisters. Sie hatten mich vor allem deshalb angesprochen, weil sie einen fast aufdringlichen Optimismus versprühten. Davon war hier nichts mehr zu erkennen.
    Die Bilder verrieten mir, wie sich di Meola fühlte: Nicht sehr gut. Der Künstler hatte Angst, und seit meinem Besuch in der Polizeistation wußte ich auch, wovor.
    Merkte das auch Vicky Bonney? Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und glaubte zu erkennen, daß sie so dachte wie ich.
    Der Maler zog den Kittel aus, warf ihn über einen Stuhl und zog ein Sportjackett mit Lederflicken an den Ellenbogen an.
    »Wir müssen unbedingt einen Begrüßungsdrink nehmen«, sagte er lächelnd, aber so heiter, wie er tat, war ihm nicht zumute.
    Ich wartete ab. Vielleicht würde er die Katze selbst aus dem Sack lassen. Wenn nicht, würde ich ihn direkt auf das, was mir Inspektor Andrews erzählte, ansprechen.
    Er führte uns in den großen Salon, der mit wertvollen antiken Möbeln eingerichtet war, und pries einen zwölf Jahre alten Scotch an, als hätte er ihn selbst destilliert. Wir waren mit dem Angebot einverstanden.
    Tom di Meola füllte drei Gläser, und dann setzten

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