065 - Dem Dämon als Geschenk
Gestalten sahen grauenerregend aus. Sie waren mumifiziert, völlig eingetrocknet. Dennoch ließ sich erkennen, wer der Mann und wer die Frau war.
Mumien!
Zachary Jaggom und Vanessa Drake hatten die Jahrhunderte als Mumien überlebt. Asmodis hatte sie nicht aufgegeben. Er erhielt sie am Leben, damit sie Rache nehmen konnten an den Nachkommen jener, die sie getötet hatten.
Als auch Kevin Crawford die eingetrockneten Fratzen erkannte, übersprang sein Herz einen Schlag. Seine Augen weiteten sich in panischem Schrecken, und er biß sich in die Faust, um die furchtbare Angst, die ihn überfiel wie ein reißendes Tier, nicht laut herauszuschreien.
»Was sagst du nun, Fred?« stöhnte er.
»Laß dich nicht kopfscheu machen, Kevin. Die sind aus demselben Grund hier wie wir.«
»Begreifst du denn immer noch nicht? Sag mal, wie dämlich bist du eigentlich? Das sind Vanessa Drake und Zachary Jaggom.«
»Du spinnst.«
»Sieh sie dir doch an, verdammt noch mal!«
Mahoney begab sich zu seinem Freund. Die beiden Mumien blieben nicht stehen. Unaufhörlich kamen sie näher.
Crawford überlegte, wo sich die Eisenstange befinden konnte. Hatten sie sie beim Tor liegengelassen? Sie hätte jetzt eine brauchbare Waffe abgegeben.
Sein Herz schlug bis in den Hals hinauf.
Er dachte nur noch an Flucht. Mit diesen grauenerregenden Mumien zu kämpfen kam für ihn nicht in Frage.
»Ich hau' ab!« stieß er aufgewühlt hervor.
Ob Fred Mahoney mitkam oder nicht, interessierte ihn nicht. In diesem Moment war sich jeder selbst der Nächste. Außerdem hatte ihnen Fred diesen Schlamassel eingebrockt, also sollte er selbst sehen, wie er da wieder herauskam.
Er stürmte los.
Bisher hatten sich die Mumien langsam bewegt, doch nun zeigten sie, daß sie auch verdammt schnell sein konnten.
Vanessa Drake bewegte sich zur Seite und schnitt Crawford den Weg ab. Jetzt war er doch gezwungen zu kämpfen. Aber er wollte es so kurz wie möglich machen.
Er versetzte der Hexe einen Stoß, in den er sehr viel Kraft legte. Eigentlich hätte sie mindestens zwei Meter zurücktorkeln müssen, doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
Ihre knöcherne Faust traf Kevin Crawford schmerzhaft. Er stöhnte auf und konnte sich nicht auf den Beinen halten.
Ächzend streckte er die Hände aus. Er suchte Halt und wollte ihn an der Kutte finden.
Seine Finger krallten sich in den Stoff. Die Kutte löste sich von Vanessas Schultern und fiel zu Boden. Als Crawford sah, was zum Vorschein kam, verlor er vor Angst fast den Verstand. Wahnsinn war das. Entsetzlich sah die Hexe aus. Klapperdürr war sie. Eine häßliche pergamentene Haut spannte sich über ihre Knochen.
Angewidert ließ Crawford die Kutte los.
Die Hexe attackierte ihn erneut. Wieder traf ihn ein kräftiger Faustschlag. Er sah einen Sternenregen. In seinem Kopf schien etwas zu explodieren.
Benommen sackte er zur Seite, und aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich Vanessa Drake über ihn beugte. Er glaubte, ein gieriges Fauchen zu hören, rollte auf dem Boden weg von diesem mumifizierten, mordlüsternen Ungeheuer.
Panik schüttelte ihn.
Und das Grauen schnürte ihm hart die Kehle zu. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so viel Angst gehabt.
Und an allem war nur Fred Mahoney schuld.
Er mit seinen großartigen Einfällen, die nichts wert waren!
Verfluchter Mist!
Noch einmal drehte sich Kevin Crawford. Damit entfernte er sich noch weiter von der Hexe. Er hoffte, es schaffen zu können, sprang auf und hetzte gleich wieder los.
Da passierte etwas, das er nun schon gar nicht mehr begreifen konnte. Soeben war Vanessa Drake noch hinter ihm gewesen. Plötzlich tauchte sie vor ihm auf.
Sie verschwand an der einen Stelle und erschien an der anderen. Wie sollte er ihr da noch entkommen?
Vanessa Drake verlor die Geduld. Sie wollte endlich das Leben dieses Mannes haben. Sie brauchte es, um zu regenerieren. Crawfords Blut, seine Energie würden sie wieder so machen, wie sie früher einmal ausgesehen hatte.
Sie hob die spindeldürren Arme und warf sich dem Verbrecher entgegen. Ihr knöcherner Körper prallte gegen ihn. Abermals landete er auf dem Boden.
Diesmal fiel Vanessa mit ihm, und sie sorgte dafür, daß Kevin keine Chance hatte…
Auch Fred Mahoney sollte sterben. Sein Blut und seine Lebenskraft brauchte Zachary Jaggom, und es bestand kein Zweifel, daß der Hexer beides bekommen würde. Aber noch glaubte Mahoney, seine Haut retten zu können.
Er wuchtete sich dem Hexer entgegen. Die
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