065 - Dem Dämon als Geschenk
einschläfernd wirkten.
Ich wandte den Kopf und betrachtete meine Freundin. Wir waren schon sehr lange zusammen, und ich hatte immer noch nicht genug von ihr, würde nie genug haben.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, mußte ich mir eingestehen, daß ich mir ein Leben ohne dieses hübsche Mädchen gar nicht mehr vorstellen konnte.
Vicky Bonney, das war ein Teil von mir. Der schönste Teil von mir.
Gott, was hatten wir nicht schon alles zusammen erlebt und durchgestanden. Durch viele Höllen waren wir miteinander gegangen. So etwas schweißt zwei Menschen zusammen. Es war mehr als Liebe, was ich für dieses Mädchen empfand.
Ich schaute wieder aus dem Fenster.
Morgen würde ich mir von Tom di Meola die Teufelskapelle zeigen lassen. Wo sie sich befand, hatte er mir gesagt. Ich überlegte, ob wir uns Einlaß verschaffen sollten.
Man muß den Stier bei den Hörnern packen, sagte ich mir.
Da alles Übel von dieser Kapelle ausgehen würde, sollten wir dagegen rechtzeitig etwas unternehmen.
Ich spielte natürlich auch mit dem Gedanken, Mr. Silver herzuholen. Da der Urlaub zum Job geworden war, gehörte der Ex-Dämon nach Möglichkeit an meine Seite.
Ich würde sehen, wie sich die Sache entwickelte, und dann meine Entscheidung treffen.
Vicky Bonney drehte sich um. Das Bett ächzte leise. Nachtwachen sind nicht gerade das, was ich besonders schätze, doch da die finsteren Mächte sich in der Dunkelheit gefährlicher entfalten, mußte ich sehr oft auf den Schlaf verzichten.
Vicky hatte mir angeboten, mit mir zu wachen, doch damit war ich nicht einverstanden. Sie brauchte mir nicht Gesellschaft zu leisten. Wenn ich schon gezwungen war, mir die Nacht um die Ohren zu schlagen, sollte sie es nicht auch noch tun.
Während dieser stillen Stunden, die dahinrannen wie zäher Honig, dachte ich sehr viel an das Gespräch mit Esther Parks.
War ihre Angst berechtigt?
Hatten Vanessa Drake und Zachary Jaggom sie als Opfer ausgewählt? Wann würden sie sich das Mädchen holen? Wieviele Nächte sollte Esther noch von diesen furchtbaren Ängsten gepeinigt werden?
Ich hoffte, dem Mädchen helfen zu können.
Draußen schrie ein Käuzchen so laut, daß der unheimliche Ruf durch das geschlossene Fenster drang. Ich saß auf einem unbequemen Holzstuhl. Ich hatte mich absichtlich dafür entschieden. Es gab auch einen tiefen, weichen Sessel, den ich ans Fenster hätte schieben können, aber darin hätte mich bestimmt der Schlaf übermannt. Das war auf diesem Stuhl nicht zu befürchten.
Ich erhob mich vorsichtig, um Vickys Schlaf nicht zu stören. Das alte Gebäude war voller unheimlicher Geräusche.
Der Maler hörte sie nicht mehr, er war sie gewöhnt, doch mir waren sie fremd, und einige alarmierten mich sogar.
Das Herrenhaus sah nicht nur wie ein Spukhaus aus. Seine Geräusche wirkten auf mich, als würde es in den großen Räumen und dunklen Gängen geistern.
Die Nacht draußen wirkte friedlich. Es schienen keinerlei gefährliche Umtriebe zu befürchten zu sein. Dennoch war ich bemüht, meine Aufmerksamkeit wachzuhalten.
Andernfalls hätte ich mich gleich neben meine Freundin in das breite Himmelbett legen können.
Plötzlich war mir, als hörte ich ein leises Rufen.
Sofort blühte mein Mißtrauen auf. Noch war ich nicht ganz sicher, aber ich glaubte, Stimmen gehört zu haben.
Stimmen in der Nacht! Geisterstimmen?
Ich griff sofort nach dem Fensterriegel und drehte ihn. Ich ließ mir damit Zeit, um kein Geräusch zu verursachen. Lautlos öffnete ich das Fenster, und nun war das Rufen deutlicher zu hören. Ich hatte mich also nicht geirrt.
War es die Stimme einer Frau, die ich hörte? Oder die eines Mannes? Es war nicht zu erkennen. Möglicherweise riefen auch ein Mann und eine Frau gleichzeitig.
Ein Mann und eine Frau!
Meine Kopfhaut spannte sich.
Zachary Jaggom und Vanessa Drake?
Angestrengt konzentrierte ich mich auf die Stimmen, denn ich wollte wissen, was sie riefen. Und dann hatte ich das Gefühl, als würden mir dicke Eiskörner über den Rücken rieseln.
Die Hexe und der Hexer riefen Esther Parks!
Und Esther folgte ihrem Ruf!
***
Ich hörte, wie sich eine Tür öffnete. Das war nun nicht eines von den üblichen Geräuschen im Haus. Sehr leise war es nur zu hören, aber ich habe gute Ohren.
Vanessa Drake und ihr Geliebter schienen zu wissen, daß sich das Mädchen auf dem Weg zu ihnen befand, denn sie riefen kein weiteres Mal.
Aber diese Suppe wollte ich dem Hexenpaar gründlich versalzen. Nicht Esther
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