065 - Dem Dämon als Geschenk
Stein liegen.
Zwei Kuttengestalten befanden sich bei ihr. Die eine hielt einen Opferdolch in der Hand. Asmodis kam, und dann wurde ein grausiges Blutfest gefeiert.
Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen, und das schreckliche Bild verschwand. Ich sah wieder die leere Teufelskapelle. Über die Steine erreichte ich das Tor. Ich wußte nicht, wozu meine Gegner fähig waren. Das erschwerte meine Lage. Ich hatte die Hexe und ihren Geliebten noch nicht einmal gesehen.
Würden sie sich zeigen, wenn ich ihre Kapelle betrat?
Ich scheute mich nicht, es zu tun, und mir fiel sofort auf, daß hier eine Kraft präsent war, die man nicht unterschätzen durfte. Unheimliche Geräusche flogen von überallher auf mich zu.
Ein seltsames Knistern tanzte über Wände und Decke. Auch über den Boden huschte es und schlug nach meinen Beinen. Das Böse reagierte auf meine unerwünschte Anwesenheit.
Unruhig suchte ich nach einem Ziel für meinen Colt Diamondback, doch es bot sich keines. Schritt um Schritt entfernte ich mich von dem Tor, und mir war, als hörte ich das Todesröcheln eines Menschen.
Kam es hinter dem Altar hervor? Ich eilte darauf zu, federte mit schußbereiter Waffe vor - und mußte erkennen, daß ich genarrt worden war. Die Hexe und ihr Geliebter spielten mit mir Katz und Maus.
Das behagte mir ganz und gar nicht. Und noch weniger gefiel mir, daß sie mich offenbar sehen konnten, während ich nicht wußte, wo sie steckten. Hatten sie nach zweihundert Jahren keinen Körper mehr? Waren sie nur noch unsichtbare Gespenster?
»Na schön!« knurrte ich verdrossen. »Ihr hattet euren Spaß, doch nun sollte die Angelegenheit ernst werden. Zeigt euch. Ich will euch sehen. Jaggom, wo steckst du? Bist du zu feige, mir gegenüberzutreten? Ihr seid zu zweit. Gehört so viel Mut dazu, mich anzugreifen? Mehr Mut, als ihr habt?«
Ich versuchte sie zu reizen, wollte sie aus der Reserve locken, doch sie ließen sich von mir zu nichts verleiten, was sie nicht tun wollten. Das Geschehen bestimmten sie! Sie nahmen Einfluß auf meinen Geist, wollten meine Gedanken verwirren, aber ich wehrte mich mit Erfolg dagegen. Vielleicht gaben sie sich auch nicht genug Mühe.
Jedenfalls ließen sie nach kurzem wieder von mir ab und wirkten dafür auf das Kapellentor ein. Als es sich zu bewegen begann, war mir klar, daß ich das Zufallen nicht verhindern konnte.
Trotzdem jagte ich los, um das aussichtslose Wettrennen wenigstens zu versuchen. Ich hatte erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, als das Tor mit einem dumpfen Knall zufiel.
Ich rannte weiter und versuchte das Tor zu öffnen. Vergeblich.
Da wußte ich, daß ich Vanessa Drake und Zachary Jaggom in die Falle gegangen war. Die beiden hatten mich ausgetrickst, ohne daß ich sie auch nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hätte.
Ich saß fest.
Wer sollte jetzt Esther Parks beschützen?
***
Vicky Bonney schlief nicht so tief wie sonst. Wenn Tony nicht zu Bett ging, beunruhigte sie das immer, und es hatte lange gedauert, bis sie einschlief.
Und nun war sie ganz plötzlich wieder munter.
Sie setzte sich auf und sah zum Fenster. Der Stuhl, auf dem Tony gesessen hatte, als sie einschlief, war leer. »Tony?« fragte sie in die Dunkelheit.
Keine Antwort.
Vicky knipste die Nachttischlampe an und stellte fest, daß sie sich allein im Zimmer befand. Ohne Grund hatte Tony den Raum nicht verlassen. Irgend etwas mußte ihn fortgelockt haben. Für Vicky Bonney war es unmöglich, das Licht zu löschen und weiterzuschlafen. Sie konnte nicht so tun, als wäre alles in Ordnung.
Irgend etwas geschah. Vicky wollte wissen, was.
Sie verließ das Bett und zog sich in Rekordzeit Jeans und einen dicken Rollkragenpullover an. Vorsichtig öffnete sie die Tür und steckte den Kopf hinaus.
Ein schummriger Flur lag vor ihr. Eine Stille wie in einem Grab herrschte in dem alten Herrenhaus. Da Tony vor allem wegen Esther Parks aufgeblieben war, schlich die blonde Schriftstellerin zu deren Zimmer.
Sie lauschte an der Tür. Verschiedene Geräusche ließen sie annehmen, daß Esther nicht schlief. Sie klopfte ganz leise. Sollte Esther doch schlafen, würde sie davon nicht wach werden.
»Ja?« fragte drinnen das Mädchen sofort.
»Ich bin es: Vicky Bonney«, flüsterte die Schriftstellerin.
Esther forderte sie auf, einzutreten. Vicky öffnete die Tür und ließ ihren Blick durch das nett eingerichtete Zimmer schweifen. Tony war nicht hier. Soviel konnte Vicky auch ohne Licht sehen.
Esther
Weitere Kostenlose Bücher