065 - Dem Dämon als Geschenk
Jaggom und der Hexe als Zufluchtsort nicht mehr länger zur Verfügung.
Der Ekto-Vorhang ließ uns ungehindert passieren. Ich spürte, wie sich Kälte auf mein Gesicht legte, als ich den Vorhang durchschritt. Für Zachary Jaggom und Vanessa Drake würde er tödlich sein.
Wir begaben uns zum Haus des Malers. Mein Hals schmerzte. Die Schlinge wäre dem Hexenhenker und mir zum Verhängnis geworden, wenn Mr. Silver nicht eingegriffen hätte. Mit schiefer Miene massierte ich meinen Nackenwirbel.
Tom di Meola trat aus dem Haus und kam uns mit schnellen Schritten entgegen. Ich dachte schon, er hätte mir etwas Erfreuliches über Vicky Bonney mitzuteilen, doch das war nicht der Grund für seine Eile.
»Mr. Parks sprach soeben von einer Lichtung im Wald. Unheiliger Boden soll es sein, auf dem Zachary Jaggom und Vanessa Drake manchmal - vor allem in Vollmondnächten - grausige Feste feierten. Auch dort soll der Teufel hin und wieder zugegen gewesen sein.«
»Wenn sie nicht mehr in die Kapelle können, werden sie irgendwann dort auftauchen«, bemerkte Mr. Silver.
»Kennen Sie den Weg dorthin, Tom?« fragte ich den Maler.
Di Meola nickte. »Möchten Sie, daß ich Sie zu der Lichtung führe?«
Das wollten wir, und di Meola trabte sofort los.
Er sprach kein Wort, dennoch wußte ich, wann wir den Platz erreichten, denn irgend etwas veränderte sich um uns herum.
Da war auf einmal kein Vogelgezwitscher mehr, und die Bäume sahen dürr und krank aus. In der Nähe der Lichtung konnten Pflanzen nur schwer gedeihen, und auf der Lichtung vermochten sie überhaupt nicht zu wachsen. Das war kein Nährboden für sie.
Die Erde war vergiftet vom Bösen. Als wir die Lichtung betraten, kam es mir vor, als wäre die Bodenbeschaffenheit eine andere. Hier ging kein Wind, hier schien die Sonne trübe, hier lebte nichts.
Ich schaute den Ex-Dämon an. Er schien in diesem Moment die Lichtung mit seinen Geistfühlern abzutasten.
»Nun?« fragte ich.
Mr. Silver nickte. »Die Konzentration des Bösen ist hier besonders stark. Wir sollten uns nicht lange auf der Lichtung aufhalten.«
»Wieso nicht?« fragte Tom di Meola. »Besteht sonst für uns irgendeine Gefahr?«
»Sie könnten vom Bösen befallen werden wie von einer Krankheit, die nur sehr schwer heilbar ist«, sagte der Ex-Dämon. »Und mich könnte die Höllenkraft schwächen.«
Da die Lichtung leer und ohnedies nichts zu sehen war, schlug ich vor, umzukehren.
Grausige Feste hatten Vanessa Drake und Zachary Jaggom hier gefeiert. Vor allem in Vollmondnächten.
Meine Kopfhaut spannte sich, als mir einfiel, daß wir auch in der kommenden Nacht Vollmond haben würden.
***
Als der Abend anbrach, hielten sich Jaggom und seine Geliebte nicht länger verborgen. Sie hatten den Tag mit Vicky Bonney in einer Höhle verbracht. Vanessa hatte das blonde Mädchen sofort töten wollen, doch Zachary Jaggom hatte es ihr verwehrt, denn er hatte mit Vicky größere Pläne.
Sie hatten das Blut der Verbrecher getrunken und sich deren Energie geholt. Das sollte fürs erste reichen. Nun wollte Zachary Jaggom darangehen, Asmodis wieder für sich zu gewinnen.
Vanessa behauptete, der Höllenfürst würde nicht kommen, doch Jaggom hatte eine Idee, wie es ihnen doch gelingen konnte, Asmodis zu sich zu holen.
Eine Vollmondnacht stand bevor, und Zachary Jaggom wußte, daß sich der Fürst der Finsternis in solchen Nächten gern auf der Erde sehen ließ.
Wenn sie ihm dann auch noch den Tisch reicher als sonst deckten, war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß Asmodis erscheinen würde. Deshalb gedachte Zachary Jaggom dem Herrn der Finsternis nicht nur ein Mädchen anzubieten, sondern gleich drei.
Vicky Bonney - und Esther und Claudine Parks!
Dieses Angebot würde so verlockend sein, daß Asmodis erscheinen würde, und war er erst einmal hier, ließ er bestimmt auch mit sich reden.
Jaggom hatte die Absicht, ihn zu bitten, ihn und Vanessa mit zusätzlicher Kraft auszustatten, damit sie über Barrywater wie ein vernichtender Feuersturm herfallen konnten. Die Aussichten, daß ihnen der Teufel diese Bitte erfüllte, waren sehr groß. Natürlich würde Jaggom die Bitte erst nach dem Blutmahl an ihn herantragen.
Vanessa Drake mußte zugeben, daß dieser Plan gut war, deshalb tötete sie Vicky Bonney noch nicht. Sie hatte zweihundert Jahre darauf gewartet, wieder töten zu können. Da kam es auf diesen einen Tag auch nicht mehr an.
Vicky Bonneys Ohnmacht hatte nicht lange gedauert.
Als die
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