0650 - Bestien in New York
die Brüste wie zwei Hügel standen.
Als der Korken aus dem Flaschenhals schoss und dabei ein lautes Geräusch hinterließ, setzte sie sich auf. Ich füllte zwei Gläser, setzte mich ebenfalls auf das Bett und reichte ihr ein Glas.
»Cheers, Nadine.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist ein Wahnsinn, dass wir so etwas noch erleben können.«
Nach dem ersten Schluck erwiderte ich: »Damit hatte ich auch nicht gerechnet.«
»Hattest du mich aufgegeben?«
Ich senkte den Kopf und krauste die Stirn. »Das ist schwer zu sagen, Nadine. Ich hatte dich eigentlich nie direkt aufgegeben, aber Hoffnung war auch kaum vorhanden.«
»Wie bei mir.«
Ich hob das Glas. »Jetzt ist alles anders, Nadine.«
Nachdenklich schaute sie auf das prickelnde Getränk. »Es stimmt, John, alles ist anders. Doch manchmal frage ich mich, ob es auch besser geworden ist.«
»Wie meinst du das denn?«
»Nur so.«
Ich fasste nach ihrer Hand. »Nadine, das stimmt doch nicht. Du bist nicht zufrieden, von glücklich will ich erst gar nicht reden. Was ist los mit dir?«
Sie strich sanft über ihre Stirn. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber es gibt Dinge, die sind nicht so leicht erklärbar.«
»Versuche es trotzdem.«
»Okay.« Sie lächelte kantig. »Früher, als ich noch die Gestalt einer Wölfin hatte, da wusste ich wenigstens, wo ich hingehörte. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
»So ungefähr.«
»Jetzt ist es so, dass ich nichts weiß. Ich schwebe im luftleeren Raum. Ich lebe hier, ich könnte ebenso in London, in Berlin oder Moskau wohnen.«
»Du fühlst dich nicht heimisch?«
»Richtig, John, das ist das Problem. Sei ehrlich. Kann ich zu den Conollys zurück?«
»Da musst du sie fragen. Wie ich Bill…«
»Moment. Und was wird Sheila dazu sagen, wenn eine zweite Frau unter dem gemeinsamen Dach lebt?«
»Keine Ahnung.«
»Doch, John, du willst es mir nur nicht sagen. Sie wäre nicht begeistert, was ich auch verstehen kann. Ich würde ebenso denken wie Sheila. Glaub mir.«
Ich enthielt mich einer Antwort. Was Nadine da angesprochen hatte, konnte tatsächlich zu einem Problem werden, doch eine Lösung des Problems sah ich auch nicht.
»Warum bist du nach New York gegangen?«
»Keine Ahnung.«
»Wirklich nicht?«
Sie lächelte und schüttelte dabei den Kopf. »Was glaubst du eigentlich, John, weshalb ich dich hergeholt habe? Sag mir deine ehrliche Meinung. Denkst du, dass ich eine Lügnerin bin?«
»Nicht direkt, Nadine.«
»Aber du glaubst auch nicht, dass ich dich nach New York gebeten habe, um dir etwas zu sagen und dich an einen Fall heranzubringen. Das glaubst du doch nicht - oder?«
»Es fällt mir zumindest schwer.«
»Dann denkst du, dass ich nach einer Möglichkeit gesucht habe, um mit dir allein sein zu können?«
»Nach allem, was hier zwischen uns geschehen ist, wäre das so unnatürlich gewesen?«
»Nein, glaube ich nicht.«
»Dann liege ich mit meiner Vermutung wohl nicht zu sehr daneben.«
Sie schaute mich direkt an. In den grünen Augen der jungen Frau tanzten Reflexe. »John, du weißt sehr wohl, was ich hinter mir habe. Meine Gestalt habe ich zurückbekommen, ich bin Avalon sehr dankbar und ich werde die Insel nie vergessen. Ich habe sie in mein Herz geschlossen, ich liebe sie. Ich denke auch über einen Rückweg nach. Aber ich möchte dir eines sagen: Obwohl ich so aussehe wie ein Mensch, bin ich nicht mehr so wie früher. Auch ich habe mich innerlich verändert. Etwas ist zurückgeblieben.« Sie tippte sich auf die Brust. »Wie gesagt, es ist einiges in Bewegung geraten und hat sich nun wieder beruhigt. Aber ich habe mich verändert. Ich bin in meinem Innern nicht mehr wie früher. Ich kann etwas fühlen, etwas spüren und ich weiß, dass hier etwas passiert ist.«
»Hängt es mit Werwölfen zusammen?«
»Das weißt du?«
»Ich ahnte es.«
Nadine leerte ihr Glas. Ich schenkte nach, dann begann sie mit ihrer Erklärung. »Ja, es hängt damit zusammen. Ich kann die Werwölfe spüren. Da ist etwas in mir, das sich auf diese Gruppe von Monstern beschränkt. Ich weiß genau, wann sie in der Nähe lauern und ob sie etwas vorhaben. Das alles ist mir bekannt und ich spüre zudem, dass wieder etwas geschehen ist.«
»Du drückst dich umständlich aus.«
Nadine hob die Schultern.
»Gibt es einen konkreten Hinweis?«, fragte ich. »Eine Spur, die wir möglicherweise verfolgen müssen?«
»Ja, es muss sie geben. Nur bin ich nicht dahintergestiegen, wo und wie.«
»Aber New
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