0667 - Lord der Apokalypse

herannahendes Schicksal. Asmodis, damals noch Fürst der Finsternis, hatte bei seinem letzten geheimen Gespräch mit dem Höllenkaiser seinem Gebieter einen Nagel der Klaue seiner rechten Hand hinterlassen. Einer Hand, die durch Amun-Re’s Zauberkunst entstanden war. Und durch welche LUZIFER nun die Gedanken des Schwarzmagiers lesen konnte. Die grausigen Pläne des Zauberkönigs von Atlantis lagen vor LUZIFER wie ein offenes Buch.
    Ein Buch, in dem LUZIFER seinen Tod lesen konnte. Und mit ihm den Tod aller Kreaturen des Reiches der Verdammten. Die alte Prophezeiung war erfüllt. Und nichts, gar nichts konnte das Schicksal wenden.
    Wenn ein Teufel fluchen kann, dann verfluchte LUZIFER jetzt den Augenblick, in welchem er Asmodis jenen geheimen Auftrag erteilt hatte, der den Fürsten der Finsternis für eine gewisse Zeitspanne aus dem Zwang der Hölle löste. Der Listenreiche, der sonst immer Rat wußte, hatte also auf einen geheimen Befehl des Kaisers die Hölle verlassen. Nicht einmal Lucifuge Rofocale, Satans Ministerpräsident und engster Vertrauter der höllischen Trinität, war über die Hintergründe dieser Aktion informiert.
    Asmodis hatte sich damals scherzhaft als ›James Bond der Schwefelklüfte‹ bezeichnet. Und er war von LUZIFER auch mit der ›Lizenz zum Dämonentöten‹ ausgestattet worden. Aber wenn der Höllenkaiser die Entwicklung der Dinge betrachtete, war er mit dem, was aus dem einstigen Fürsten der Finsternis geworden war, nicht mehr ganz glücklich.
    Als Sid Amos war Asmodis in ein neues Bewußtsein getreten. Gewiß, es war bisher alles nach den Plänen des Höllengebieters gelaufen. Und auch Asmodis war nur eine Schachfigur in dem großen Strategiespiel zwischen den Mächten des Himmels und den Gewalten der Hölle. Wenn auch ein sehr hoher Spielstein - der jetzt dringend gebraucht wurde, um bei einem Schachzug der Hölle als Bauernopfer zu dienen.
    Niemand, nicht einmal LUZIFER selbst, hatte geahnt, wie stark Amun-Re war, wenn er zu sich selbst gefunden hatte. Und nun, nach Jahren des Meditierens unter dem Eis der Antarktis, war er endlich im Vollbesitz all seiner Kräfte. Nun besaß der Herrscher des Krakenthrones die Macht, über die er schon einmal geboten hatte, damals, bevor Atlantis von Fluten des unendlichen Ozeans hinab geschlürft wurde.
    Obwohl Amun-Re nur ein Mensch war, besaß er das »Alte Wissen«, das schon halb vergessen war, bevor Luzifer, der herrlichste und glänzendste der Engel, hinabgestürzt wurde in die Welt der ewig brennenden Flamme. Der Herrscher von Atlantis beherrschte Zauberkünste aus den Äonen, bevor sich LUZIFER gegen seinen Gebieter erhob und gegen die Throne und Herrschaften des Allerhöchsten rebellierte. Als LUZIFER und alle gefallenen Engel hinabgeschleudert wurden, lag Amun-Re bereits in der verfluchten Akropolis von Atlantis auf dem Grund des Meeres. Die unheiligen Mächte und Künste der Hölle, so stark sie waren, bildeten keinen Schutz, wenn Amun-Re von der Magie des ›Alten Wissens‹ Gebrauch machte. Dann wurden magische Kräfte geweckt, denen auch die höllische Trias in all ihrer Stärke nicht gewachsen war.
    Der Gebieter der Hölle kannte die Pläne des Amun-Re. Die Teufel, die der Schwarzzauberer einst bei einem seiner verfluchten Rituale geopfert hatte, schrien heraus, daß Amun-Re das gesamte Schwarze Blut der Hölle brauchte, um seine eigenen Götzen in diese Welt herüberzuholen. Das aber bedeutete nicht nur das Ende aller Dämonen, Teufel und verdammten Geister der falschen Hierarchie, sondern auch für Kaiser LUZIFER in all seiner Allmacht den Tod.
    Dämonentod!
    War die Stunde nun für LUZIFER gekommen? Logen die alten Prophezeiungen, in denen die Schlacht von Armageddon vorausgesagt wurde? Eine Schlacht, deren Ausgang eigentlich offen war. Denn das Buch, in dem diese Offenbarung zu lesen ist, stellte die Sicht der Gegenseite dar. Und in jedem Krieg sagt jede der kriegführenden Parteien ihren Sieg voraus. In der Apokalypse des Johannes siegen die Mächte der Lichtwelt. Doch noch waren die Heere nicht aufgestellt, und bei dem Zustrom, den die Hölle ständig hatte, war eine Übermacht des Dämonenheeres klar zu erkennen.
    Das Ergebnis der Schlacht von Armageddon war völlig offen.
    Doch wenn Amun-Re seine Macht ausspielte, war der Tag von Armageddon nicht mehr nötig. Dann wurde die Hölle vernichtet, ohne daß der ›Weiße Reiter‹ mit dem Schwert die Scharen LUZIFERS und seiner Vasallen niedermähte.
    Wie eine Krallenhand