0687 - Sie sind wieder da
Jahrtausenden angeblich existierten und nur von gewissen Personen gesprochen werden konnten.
An diesem Tag war es so weit…
Da wehte der Wind nicht nur, er flüsterte die Botschaft in die alten Gräber hinein. Er brachte jeden Buchstaben mit, denn er hatte sich mit der Hölle verbündet.
Unruhe entstand in den Gräbern…
Von außen her nicht zu sehen und auch nicht zu hören. Aber sie war existent, was eigentlich nur die in der Tiefe liegenden Leichen erfahren konnten, denn für sie war die Botschaft bestimmt.
Und sie reagierten.
Einige Zeit verging noch, dann bewegte sich etwas im Innern der Erde. Da hatte eine weitere Botschaft das tote, das verdorbene, das vermoderte Fleisch erreicht, und diese Botschaft hatte die Wirkung eines Stromstoßes.
Starre Körper regten sich.
Hände begannen zu zucken. Augen, die schon ausgelaufen und mit Lehm und Würmern gefüllt waren, bewegten sich. Die alten, lappigen Lippen, die wie eingetrocknete Eiterstreifen aussahen, stemmten sich gegen den Druck der Erde, öffneten sich und bildeten Löcher, in die der Dreck hineinrann und die Münder bis tief in die Kehlen ausfüllte.
Normalerweise wären Menschen längst erstickt. Aber wer hier unten dahinmoderte, gehörte nicht mehr zu den Menschen, er konnte nicht ersticken, aber er lebte, obwohl er tot war.
Es war ein Zombieleben…
Der Wind frischte noch stärker auf. Er spielte mit den Gewächsen. Er rüttelte an den Büschen, er bog die Zweige dem Boden entgegen, als sollten sie dabei helfen, den Friedhof aufzureißen.
Die Botschaft nahm an Stärke zu. Sie sorgte dafür, dass sich die Leichen besser bewegen konnten und gegen den Druck ankämpften. Von mehreren Seiten presste er die Körper in ihre engen Gefängnisse, als wollte er alles an ihnen vernichten.
Sie aber kämpften dagegen an.
Sie schafften es dank einer kaum erklärbaren Kraft, die Tücken zu überwinden.
Die Toten waren erwacht…
Dennoch vergingen Stunden, und der graue Apriltag schlich allmählich dahin.
Dicht an einer Hecke passierte es zum ersten Mal. Da hatte es eine Leiche geschafft, einen Teil des mühevollen Wegs hinter sich zu lassen. Sie war sehr kräftig. Aus der Tiefe hatte sie sich regelrecht in die Höhe gebohrt, bis die Oberfläche des Grabs erreicht worden war.
Sie wurde von einem flachen und platt getretenen Stück Erde gebildet, auf dem Unkraut wucherte, das sich ebenfalls bewegte, als der Druck zu stark wurde.
Ein Riss entstand…
Ungefähr so breit wie eine Handkante. Erdkrumen rollten nach, ohne die Öffnungen allerdings wieder schließen zu können, denn noch mehr Druck von unten verbreiterte den Spalt.
Die Tiefe lebte, die Tiefe wollte ihr Grauen entlassen, und es ließ sich nicht aufhalten.
Aus der Lücke erschien eine Hand.
Fünf bleiche, mit dünner Haut überzogene Finger krochen hervor. Ein erster Beweis.
Sie waren wieder da…
***
New York!
Wir hatten es geschafft, wir waren gelandet, wir standen auf einem der abseits gebauten Rollfeldern am Kennedy Airport, aber ich konnte nicht sagen, dass es mir deshalb besser ging.
Der Druck und die Angst waren nicht nur geblieben, sie hatten sie noch mehr verstärkt, denn diese Aufenthaltszeit hier in New York war entscheidend.
Mittlerweile wussten die Passagiere, was ihnen bevorstand. Kapitän Sarrel, Bill Conolly, Tricia Black und ich hatten alles versucht, um sie zu beruhigen.
Wir hatten uns gute Ausreden einfallen lassen und dabei von einer gewissen Erpressung gesprochen, der wir einfach nachgeben mussten. Nur dann war die Sicherheit der Passagiere garantiert.
Es hatte einen gewaltigen Aufstand gegeben, einen riesigen Wirbel, der nur allzu verständlich war.
Man hatte uns und der Fluggesellschaft mit Regressansprüchen gedroht. Das alles nahmen wir hin und blieben trotzdem eisern.
Ich hatte auch sehr lange mit Abe Douglas gesprochen und ihn schließlich überzeugen können. Jetzt wartete ich auf sein Eintreffen, denn vor dem Start wollte er noch mit uns persönlich reden.
Ich stand am Ausstieg und schaute auf das Rollfeld. Nur ein Scheinwerfer leuchtete die Maschine an. Sein breiter Strahl durchdrang das graue Licht der Dämmerung. Leichte Dunstschleier wehten in ihn hinein und bewegten sich dort wie träge Rollen.
Noch war von Abe nichts zu sehen. Aber er würde kommen, auf ihn konnte ich mich verlassen.
Bill hielt sich zusammen mit Tricia Black im Passagierraum auf. Auch die beiden waren nervös, hatten sich aber sehr gut gehalten und redeten auch jetzt mit den
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