0689 - Draculas Blutuhr
des Blutsaugers. Der andere wollte ihn herum- und hochreißen.
Dylan hielt dagegen.
Plötzlich war er da. Plötzlich schwang er herum und gleichzeitig hoch.
Mit ihm der Arm und die lange Zange.
Suko sah sie im letzten Augenblick. Er schnellte hoch, aber er kam nicht mehr weg.
Die Zange erwischte ihn seitlich an der rechten Stirn. Sie schrammte dort entlang, scheuerte die Haut auf, und Schmerzstöße zuckten durch seinen Kopf, als er zurücktaumelte.
Er fiel gegen die Werkzeugkisten, wollte die Benommenheit abschütteln, als es um ihn herum plötzlich stockfinster wurde.
Es war keine Bewusstlosigkeit oder Ohnmacht, die ihre Schwingen nach ihm ausgestreckt hatte, es war der Vampir gewesen, der eine Decke nach ihm geschleudert und ausgezeichnet getroffen hatte.
Der Blutsauger selbst, obwohl von einem rasenden Durst nach Blut gepeinigt, griff Suko nicht an.
Er hatte sich aufgerafft und taumelte der schmalen Ausgangstür entgegen, die ihn auf das Deck des Reparaturschiffes brachte, aber auch hinein in das Tageslicht, das ihn einfach schwächen musste, obgleich es nicht von den Strahlen einer hellen Sonne erfüllt war.
Suko hatte genug mit sich selbst zu tun. Der Teufel persönlich schien sich auf die Seite des Vampirs gestellt zu haben, denn die geschleuderten Kleidungsstücke hatten sich dermaßen raffiniert um die Gestalt des Chinesen gedreht, dass dieser Mühe hatte, sich daraus zu befreien. Hinzu kam der Schmerz in seinem Kopf, der sich bis in den hinteren Teil des Schädels ausbreitete.
Aber Suko war ein harter Knochen. In gewissen Situationen stellte er sein eigenes Schicksal zurück.
Er durfte den Blutsauger auf keinen Fall entkommen lassen. Die Informationen hatte er erhalten, jetzt musste das Schienen-Phantom gestellt werden, denn ein Blutsauger war wie ein Saatkorn, das im Boden lag und sich ausbreitete, damit sehr bald ein Feld zum Blühen gebracht werden konnte.
Ein Feld des Bösen…
Suko schleuderte die alten Lumpen endlich von sich. Auch er stank jetzt nach Öl und Schmiere.
Sofort drückte er sich nach links. Die Bewegung war sehr heftig, der Schmerz hinter der Stirn nahm es ihm übel. Aber Suko verließ die enge Behausung.
Der Blutsauger hatte es noch nicht geschafft, das Deck zu verlassen. Er besaß tatsächlich nicht die Kraft eines normalen Menschen, der schon längst verschwunden gewesen wäre. Wie ein Gespenst taumelte er über das Deck und suchte an verschiedenen Stellen nach Halt.
Suko blieb ihm auf den Fersen. Mit einer flüssigen Bewegung holte er die Beretta hervor, und genau das schien der Blutsauger geahnt zu haben, denn er drehte sich um.
Er stand am Heck, die Reling war nicht groß. Er musste die dunkle Waffe einfach sehen.
Suko wollte schießen.
Da kippte Dylan einfach weg.
Im letzten Augenblick zog Suko den Zeigefinger zurück. Die Kugel wäre aller Wahrscheinlichkeit ins Leere gegangen. Dafür hörte er ein hartes Klatschen, als der Wiedergänger in das Wasser fiel, das sofort über ihm zusammenschwappte.
In wenigen Sätzen hatte Suko das Heck des Schiffes erreicht. Er schaute dorthin, wo Dylan verschwunden sein musste. Genau an diesem Ort kräuselten sich die Wellen, als wollten sie ihn, den Zuschauer, schlichtweg verhöhnen.
Von Dylan keine Spur.
Suko dachte nach. Sollte er ihm hinterher springen? Das Wasser des Kanals war nicht nur kalt, sondern auch schmutzig. Dazu hatte Suko keine Lust. Er dachte daran, dass fließendes Wasser für Vampire tödlich war, nur floss das Wasser in einem Kanal kaum.
Konnte er es deshalb schaffen?
Suko wartete ab.
Die Sekunden wurden für ihn zu einer Qual, denn der Blutsauger zeigte sich nicht.
Nur an einer Stelle bewegte sich das Wasser, an anderen nicht. Wenn Dylan schwamm, musste er sich unter Wasser weiterbewegen oder möglicherweise über einen schlammigen Grund kriechen.
Suko zerbiss einen Fluch auf den Lippen. An die Schmerzen im Kopf wagte er nicht zu denken.
Wo steckte Dylan?
Er konzentrierte sich auch auf andere Stellen des Kanals und schaute bis zum anderen Ufer hinüber.
Vielleicht dort?
Auch da bewegte sich nichts - bis er plötzlich die Wellen sah, die sich auf der ansonsten ruhigen Oberfläche abzeichneten. Und sie kräuselten dort, wo in die Wand eine der zahlreichen Leitern eingelassen worden war, die einem Menschen dabei halfen, aus dem Kanal zu klettern.
Zwei Atemzüge später erschien eine Hand. Ein Arm folgte. Er stach aus dem dunklen Wasser wie ein Stück altes Geäst. Dann bewegte sich die Hand nach
Weitere Kostenlose Bücher