0693 - Voodoo in Dortmund
verdammte Loch.
»Nichts - oder?« Das letzte Wort bewies mir, daß sich auch Suko unsicher zeigte.
»Ich weiß es nicht.«
»Dann geh mal weiter.«
Wir betraten das Zimmer und wußten sofort, daß hier etwas passiert war, denn wir sahen das Blut auf dem Boden und fanden Fetzen der Jacke.
Ich trat ans Fenster und zog die Gardine etwas zurück. Vor dem Haus tat sich nichts. Die Umgebung lag eingepackt in eine wattige Stille, als wüßte sie genau, daß sie bestimmten dämonischen Kräften ihren Tribut zollen mußte.
Suko, der zurückgeblieben war, hatte den Lichtschalter gefunden. Ich hörte, wie er ihn herumdrehte.
Nach dem Klacken passierte nichts. Die Deckenleuchte blieb dunkel. Kein heller Schein, der sich im Raum verteilte.
»Da hat jemand etwas manipuliert«, murmelte mein Freund. »Und sicherlich nicht grundlos.«
»Kann sein.«
Ich stand noch immer am Fenster, drehte mich jetzt herum und ging einen Schritt vor.
Da hörte ich das Rasseln!
Auch Suko hatte das Geräusch vernommen, wußte aber ebensowenig wie ich, wie er es einstufen sollte. Dafür drehte er sich auf der Stelle und schaute in die Runde.
»Warst du das, John?«
»Bestimmt nicht.«
»Verdammt, woher…?«
»Psst!« Mein Zischen ließ ihn verstummen, und ich versuchte, herauszufinden, wer dieses Geräusch abgegeben haben könnte. Dieser Jemand mußte sich hier im Zimmer aufhalten, denn von draußen war es nicht aufgeklungen.
Aber wir hatten nichts gesehen. Es sei denn, das Wesen war so klein und schmal, daß es unentdeckt bleiben konnte. Zumindest bei einer oberflächlichen Untersuchung.
»Leuchte du nach links, Suko, ich nehme mir die rechte Seite vor«, sagte ich leise.
»Okay!«
Da hörte ich das Geräusch wieder!
Jetzt nur anders klingend.
Das Rasseln war geblieben, allerdings wurde es von dumpfen, knurrenden Lauten untermalt, die sehr wohl dazu angetan waren, einem Menschen Furcht einzujagen.
Und es hatte diesmal länger gedauert, so daß es mir gelungen war, die Richtung festzustellen.
Durch Handzeichen erregte ich Sukos Aufmerksamkeit. Er wußte, wie er sich zu verhalten hatte, sagte kein Wort und schaute zu, wie ich auf und gleichzeitig unter das alte Bett deutete.
Er nickte.
Ich ging in die Knie, während sich Suko bewegte, damit seine Schrittgeräusche das Ding unter dem Bett ablenkten.
Ich bewegte mich sehr langsam, wollte keinen unnötigen Verdacht erregen, denn ich wußte, daß der Zwischenraum unter dem Bett eine Insel der Schatten und der Gefahr war. Dort konnten der Tod und das Grauen lauern.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung, mit wem ich es zu tun bekommen würde, und meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Bevor ich noch mit den Knien die Bodenbretter berührte, hörte ich abermals ein Geräusch. Diesmal klang es wie ein schriller, dünner, sehr hoher Schrei, und er hörte sich wütend und ärgerlich an.
Der Schatten unter dem Bett sah aus wie eine schwarze Mauer, die nichts durchdringen konnte. Sie war genau richtig für einen Killer, sie deckte ihn.
Die wildesten Vermutungen schossen mir durch den Kopf. Ich dachte an einen mutierten Hund oder an eine Katze, die besonders lange Krallen besaß, schärfer noch als Rasiermesser.
Mein Atem floß nur sehr dünn über die Lippen. Ich wollte den Feind nicht unbedingt schon vorher warnen.
Ich kniete.
Dann drehte ich den Kopf, während ich mich gleichzeitig noch tiefer bückte.
Suko stand in erreichbarer Nähe. Er bewegte nur seine linke Hand mit der Lampe, aber der Strahl wischte von meiner Position weg in die entgegengesetzte Richtung.
In der Rechten hielt er die Beretta, deren Mündung schräg gegen den Fußboden wies.
Ich schaute unter das Bett, ohne jedoch schon in die Schwärze hineinzuleuchten.
Silberne Augen starrten mich an. Fast so sprühend und zuckend wie Wunderkerzen, dann ein böser, schriller Schrei, und im nächsten Moment schoß etwas Langes, Schwarzes, Furchtbares unter dem Bett hervor auf mich, das beinahe nur aus einem Maul bestand, mit angespitzten, mörderischen Reißzähnen…
***
»Du kannst nicht schlafen?« fragte Rita Wedekind. Sie sprach in die Dunkelheit hinein, wo ihr Mann lag, der ihr den Rücken zugedreht hatte.
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Reinhold Wedekind.
Seine Frau seufzte. »Ist es vielleicht wegen morgen, wegen der Börse?«
»Bestimmt nicht. Obwohl…«, Reinhold sprach nicht mehr weiter und überlegte.
»Ja…?«
»Irgendwie hängt es damit zusammen.«
Rita mußte
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