Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0693 - Voodoo in Dortmund

0693 - Voodoo in Dortmund

Titel: 0693 - Voodoo in Dortmund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kreuzes flüchten, was ihnen nicht gelang.
    Dafür fing der Boden an zu brodeln.
    Er köchelte, er sonderte einen stinkenden Atem ab, der uns als beißender Rauch entgegenquoll, so daß wir die Köpfe zur Seite drehten, um nicht alles zu schlucken. Wir wußten auch nicht, ob der Rauch betäubende Essenzen enthielt, jedenfalls war er da, und im Loch selbst wollte das Zischen und Brodeln kein Ende nehmen.
    Ich hielt den Atem an, weil ich doch etwas gesehen hatte.
    Eine Tiefe.
    Eine furchtbare Tiefe, unauslotbar, rötlich schillernd, sich dabei bewegend, als hätte ich einen Blick in die Öffnung eines Vulkans geworfen.
    Die rote Masse kam mir unheimlich und gefährlich vor. Sie sah aus wie ein Höllenfluß; sie kochte, sie brodelte, und es war mein Kreuz, das dagegen ankämpfte. Plötzlich lösten sich von den verschiedenen Enden Blitze, ohne daß ich es extra hätte aktivieren müssen.
    Und sie trafen.
    Das Loch blieb, aber die Blitze erwischten die rote Flüssigkeit. Sie stachen in die höllische Magma ein.
    Ein Schrei erklang.
    Ein furchtbarer Laut aus den Tiefen eines für mich fremden Universums, ein Röhren und Schreien zugleich, das kaum zu beschreiben war. Es klang, als würde jemand Luft holen und sie gleichzeitig wieder ausstoßen. So furchtbar, aber auch quälend und leidend, als wüßte diese Welt, daß ihre Existenz vorbei war.
    Und sie war vorbei.
    Mein Kreuz schloß das Loch!
    Noch einmal kämpfte es dagegen an. Es wühlte sich förmlich auf, es schleuderte mir etwas entgegen, das wie eine lange, dunkle Fontäne aussah oder wie ein schwarzer Schwanz irgendeines Ungeheuers.
    Dann war es vorbei!
    Der Schrei erstickte, als hätte man den Schlamm in ein weit geöffnetes Maul gedrückt.
    Ende…
    Ich zog das Kreuz zurück. Nur mehr dünne Rauchreste durchzitterten die Luft, aber von einer Gefahr aus der Tiefe des Lochs und von der schimmernden Oberfläche war nichts mehr zu sehen. Wir hatten es geschafft und diesen Zugang zerstört.
    »Gut«, sagte Suko und richtete sich auf. »Den Weg wird Lavalle nicht mehr nehmen können.«
    »Du sagst es.«
    Wir umstanden das Loch, das an seinem Grund mit normaler Erde aufgefüllt war. Der Eingang zu den höllischen Voodoo-Reichen war durch mein Kreuz geschlossen worden.
    Suko zerstörte die Vèvès, indem er die Zeichnungen mit seinen Schuhsohlen zerrieb, dabei nickte er mir zu. Auf seinem Gesicht lag sogar ein Lächeln. Er war froh, daß es diese Stelle nicht mehr gab.
    »Lavalle wird Ärger bekommen«, sagte ich.
    »Bestimmt. Und seine kleinen Diener ebenfalls. Sie können nicht mehr zurück.«
    »Dann werden sie morden.«
    »Falls wir sie nicht zuvor erwischen.«
    Ich war skeptisch. »Wo, Suko? Und wo steckt Lavalle? Wir haben ihn bisher nicht zu Gesicht bekommen. Er wird sich irgendwo im Hintergrund aufhalten und nur beobachten.«
    »Bestimmt nicht hier im Haus.«
    »Trotzdem weiß er Bescheid.«
    »Ich bin dafür, daß wir diese ungastliche Stätte verlassen, Alter. Laß uns mal hinausgehen, das Haus durchsuchen. Vielleicht finden wir einen Hinweis auf Lavalle.«
    »Wäre toll.«
    Ihn selbst sahen wir in der nächsten Viertelstunde nicht. Wir bewegten uns trotzdem sehr vorsichtig, denn wir rechneten auch jetzt noch mit einem Angriff dieses aalartigen Geschöpfs. Zudem konnte ich mir nicht vorstellen, daß diese magischen Wurmwesen allein gewesen waren. Sicherlich hatte es noch weitere Artgenossen, die sich in einem Haus wie diesem so herrlich verkriechen konnten.
    In der oberen Etage war es Suko, der eine schmale Tür aufzerrte. Dahinter lag zwar ein Raum, aber er war so klein, daß er nur mehr die Ausmaße einer Besenkammer besaß.
    Sie reichten aus, um die persönliche Habe des Lucien Lavalle aufnehmen zu können.
    Kleidung hing an in die Wand geschlagenen Nägeln. Auf einem schmalen Regal standen zahlreiche Flaschen nebeneinander, die mit irgendwelchen Pülverchen gefüllt waren. Das Zeug schimmerte in allen möglichen Farben. Vom hellen Weiß bis zum tiefen Violett.
    Ich wäre fast über einen Karton gestolpert. Er war etwas von der Wand weggezogen worden und stand deshalb im Weg.
    Den Deckel konnte ich leicht abheben. Ich leuchtete den Inhalt an, der aus einigen Büchern und bunten Comic-Heften bestand.
    Wieso Comics?
    Ich nahm eines hoch und drehte es herum, so daß mein Blick auf das grellbunte Titelcover fallen konnte.
    Da sah ich Lavalle.
    »Das ist er ja!« flüsterte Suko, der mir über die Schulter hinweg zugeschaut hatte.
    Lavalle sah schrecklich aus.

Weitere Kostenlose Bücher