0696 - Botschafter des Friedens
Vertrauen, von einer friedlichen und angenehmen Umgebung aufgenommen zu werden, war er unvorbereitet in diese Galaxis gekommen. Nun mußte er erfahren, daß die Fremdartigkeit der hier lebenden Intelligenzen doch größer war, als er angenommen hatte.
Frieden war offenbar nicht identisch mit allgemeinem Verständnis füreinander.
Es war auch denkbar, daß die Verhältnisse auf Tahun sich von denen in der übrigen Galaxis unterschieden. Die Terraner, die hier lebten, schienen den Umgang mit Fremdintelligenzen gewohnt zu sein. Vielleicht erklärte das die Zurückhaltung und Kühle, mit denen sie ihm bisher begegnet waren.
Wenn Callsa und sein fleißiges Team sich mit ihm beschäftigten, hatte er den Eindruck, ein Objekt zu sein, ein Instrument, das repariert werden mußte.
Callsa hatte eingehende Untersuchungen angekündigt. Dann erst wollte er mit seiner Therapie beginnen. Kroiterfahrn bezweifelte ernstlich, daß der Terraner die Probleme eines Greikos verstehen konnte.
Außerdem war Kroiterfahrn nicht in diese Galaxis gekommen, um in Quarantäne abgeschlossen von der übrigen Bevölkerung zu leben. Das Konzil der Sieben hatte diese Galaxis in ein Paradies des Friedens verwandelt. Kroiterfahrn wollte dieses Paradies erleben.
Er beschloß, vorläufig keine Forderungen zu stellen. Schließlich war er Gast dieser Wesen, und sie schienen bemüht zu sein, ihm zu helfen. Wenn sie intelligent waren, mußten sie früher oder später merken, worauf es ihm ankam. Erstaunlich, daß sie so wenig Einfühlungsvermögen besaßen, um nicht schon jetzt auf die richtige Idee zu kommen.
Eigentlich hatten die Greikos nie ausführliche Berichte aus dieser Galaxis erhalten. Die Konzilsvölker, die hier tätig waren, in erster Linie die Laren, hatten lediglich von den Fortschritten bei den Friedensbemühungen berichtet, Kroiterfahrn verließ sein Bett und begab sich zum Fenster.
Er blickte in den Park hinaus. Die verschiedenen Bäume und der gepflegte Rasen mit den vielen bunten Blüten darin waren ein angenehmer Anblick. Trotzdem vermittelte das Bild nicht die Harmonie, die Kroiterfahrn von vergleichbaren greikoschen Anlagen her kannte. Auf eine Art, die der Kranke sich nicht erklären konnte, wirkte alles steril. Es schien, als hätte sich jemand beim Anlegen dieses Parks einer Pflicht entledigt. Die ganze Sache war ohne innere Anteilnahme der Erbauer entstanden.
Ein schrecklicher Verdacht stieg in Kroiterfahrn auf.
Die Terraner hatten diesen Park überhaupt nicht eigenhändig angelegt, sondern diese Arbeit von Robotern verrichten lassen.
Unvorstellbar!
Die Natur dem völligen Eingriff der Technik zu überlassen.
Kroiterfahrn stand da wie versteinert.
Ich muß hier weg! dachte er.
Lange würde er es in der Quarantäne nicht aushalten. Er brauchte den ständigen Kontakt zu warmherzigen und freundlichen Wesen.
Weit im Hintergrund entstand im Park zwischen den Bäumen Bewegung.
Kroiterfahrn sah einen Mann, der rannte.
Er schien auf der Flucht zu sein.
*
Braunter Schulz gab sich einen Ruck und rannte los. Einer inneren Eingebung folgend, zog er sich nicht in den Park zurück, sondern floh in Richtung der Klinik.
„Halt!" rief einer der beiden Männer, die auf ihn zugekommen waren.
„Stehenbleiben!" rief der andere.
Schulz wußte, daß er von Mikrokameras verfolgt wurde. In einem Versteck in der Hauptklinik saßen Laren oder Soldaten Leticrons vor großen Bildschirmen und beobachteten jede seiner Bewegungen. Schon in diesem Augenblick würden bewaffnete Männer aufbrechen, um ihn möglichst schnell zu stellen.
Die Laren brauchten keine Nachforschungen mehr anzustellen, Schulz demonstrierte durch sein Verhalten deutlich genug, auf welcher Seite er stand.
Schulz Atem ging keuchend. Niemals zuvor in seinem Leben war er so schnell gerannt. Zwischen den Bäumen ,sah er einen Teil jener Gebäude, die zu den Hauptkliniken gehörten. Er griff in seine Jackentasche und zog die beiden Mikrobomben hervor, die er aus dem Versteck mitgebracht hatte. Sie sollten dazu dienen, die Aufmerksamkeit des Fremden zu erregen. Jetzt bezweifelte er allerdings, ob er noch Gelegenheit dazu, bekommen würde, sie an geeigneter Stelle zu zünden. Der Knall der Explosion war für die Laren leicht zu erklären - sie brauchten dem Fremden nur zu sagen, daß bestimmte Arbeiten diese Detonationen erforderlich machten. Die beiden Bomben hatten nur einen Sinn, wenn sie die wahren Verhältnisse auf Tahun sichtbar machen konnten.
Wie hatte er nur
Weitere Kostenlose Bücher