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0701 - Sprung in die Freiheit

Titel: 0701 - Sprung in die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Temperatur von durchschnittlich minus achtundfünfzig Grad Celsius herrschte. Das stimmte ganz und gar nicht mit den Daten überein, die über Carrent-Fort vorlagen.
    Aber die Abkühlung war wohl darauf zurückzuführen, daß die Sonne Malibu von der Dunkelwolke angezapft worden war, so daß ihre Strahlungsleistung erheblich abgesunken war.
    Mentro Kosum setzte die Riesenkugel mit Hilfe der Antigravaggregate sanft auf dem Raumhafen auf. Er schwitzte dabei Blut und Wasser, weil er sich vorstellte, was geschehen mußte, wenn die Dunkelwolke während des Landevorgangs der SZ-l den größten Teil der Energie entzog. Das Schiff würde unweigerlich abstürzen und mitsamt dem Raumhafen auch die Tiefbunker zerstören, in denen die Siedler Schutz vor der Kälte gesucht hatten.
    Doch alles ging gut.
    Kaum hatte die SZ-1 aufgesetzt, als aus den Schächten der Tiefbunker die Kolonisten eilten, Männer, Frauen und Kinder in wattierten Kombinationen und mit ihrer persönlichen Habe bepackt.
    Kosum, der die SERT-Haube wieder hochgefahren hatte, schickte einen verzweifelten Blick an die Decke der Hauptzentrale und murmelte ein Stoßgebet. Danach öffnete er die Bodenschleusen.
    „Was haben Sie, Kosum?" erkundigte sich Tolot, dessen Planhirnberechnungen inzwischen abgeschlossen waren.
    „Da fragen Sie noch!" erwiderte Mentro Kosum. „Die Kolonisten bestehen zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern - jedenfalls war das zum Zeitpunkt ihrer Übersiedlung nach Carrent-Fort der Fall. Jetzt haben sie sich um einige tausend Kinder vermehrt. Stellen Sie sich vor, Tolot! Die SOL als gigantischster Kindergarten des Universums. Überall liegt Spielzeug herum, es riecht nach vollen Windeln, und die kleinen Scheißerchen wimmeln auf allen Stationen umher!"
    Icho Tolot stand einen Augenblick starr, dann riß er seinen Rachenmund auf und produzierte das lauteste Gelächter, das jemals Menschen von einem Haluter gehört hatten. Drei weibliche Offiziere der Hauptzentrale fielen in Ohnmacht, und Kosum stellte verbittert fest, daß sein linkes Trommelfell geplatzt war.
    „Köstlich!" brüllte Tolot, als sein Gelachter verstummt war.
    „Einfach köstlich! Perry Rhodan wird sich freuen."
    „O ja, das wird er", sagte Kosum und preßte eine Hand auf sein linkes Ohr. „Das kann ich mir lebhaft vorstellen, so wie ich den Chef kenne. Ich stelle mir direkt vor, wie er auf seinem Kommandosessel sitzt, auf jedem Knie ein plärrendes Baby."
    Er schlug die Hände vors Gesicht.
    „Aber man kann doch zehntausend Frauen und Männern keine totale Enthaltsamkeit befehlen", sagte Tolot verwundert. „Und man kann auch nicht verlangen, daß sie in vierzig langen Jahren nicht ein einziges Kind zeugen."
    Kosum erwiderte: „Aber begreifen Sie denn nicht, daß niemand daran gedacht hat. An alles ist bei der Konstruktion und beim Bau der SOL gedacht worden, an Solarien, Einkaufsstraßen Theater, Restaurants, Sportstadien und sogar an Standesämter und Scheidungsgerichte. Aber kein Mensch hat daran gedacht, daß in einer fliegenden Stadt auch Kinder geboren werden könnten."
    „Dabei ist das die natürlichste Sache von der Welt", erklärte der Haluter. „In jeder Stadt werden Kinder geboren, warum also nicht auch in einer fliegenden Stadt. Ich halte das sogar für richtig und vorteilhaft. Es unterstützt die Motivation der Besatzung, denn eigene Kinder erinnern sie ständig daran, daß sie ihre ganze Kraft einsetzen müssen, um der Menschheit und damit auch ihren Kindern wieder ein menschenwürdiges Leben auf der Erde und auf anderen Planeten zu ermöglichen."
    Mentro Kosum dachte eine Weile nach, dann nickte er.
    „Wenn man es so betrachtet, dann allerdings...!" meinte er. „Ja, ich denke, Sie haben recht, Tolot. Ha, jetzt kann ich mich wenigstens auf Rhodans dummes Gesicht freuen!"
    Er schaltete die Rundrufanlage ein und sagte: „Hier spricht der Kommandant! Ich begrüße die künftige Besatzung der SOL mitsamt ihren Familien und heiße Sie herzlich an Bord willkommen. Bitte, haben Sie Verständnis dafür, daß die Notbesatzung der SZ-l sich nicht um Sie kümmern kann.
    Organisieren Sie bitte einen eigenen Versorgungsdienst. Sobald wir ans Mutterschiff angekoppelt haben, wird eine Einteilung vorgenommen. Und noch etwas! Wir müssen die Dunkelwolke durchstoßen, die das Malibu-System umgibt. Es ist möglich, daß es dabei zu harten Erschütterungen kommt. Also suchen Sie sich Plätze, wo Sie sich anschnallen können. Der Start erfolgt in einer halben Stunde.

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