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071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes

071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes

Titel: 071 - Im Angesicht des schwarzen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hingekommen?
    Plötzlich machte sein Herz einen Freudensprung. Wer immer für dieses Chaos verantwortlich zeichnete; an der Schatulle hatte er zum Glück kein Interesse gezeigt. Da lag sie, neben einem Sessel!
    Weathers bückte sich, und ein gieriges Lächeln erschien in seinem Gesicht. Mit beiden Händen hob er das handgeschnitzte Kästchen auf.
    Für die Talan-Jünger war das ein Heiligtum.
    Für Weathers auch.
    Er strahlte selig, setzte sich mit der Schatulle auf den umgeworfenen Schreibtisch.
    Die schwarze Kralle!
    Er hatte sie wieder, und nie mehr würde er sich von ihr trennen.
    Seine Hand zitterte vor gieriger Erregung, als er die Kralle vom roten Samt nahm. Es glich einer feierlichen Zeremonie, als er sich die Todeskralle an den Finger steckte.
    Wieder durchpulste ihn dieses irre Gefühl, und diesmal empfand er alles noch viel stärker. Er hatte das Gefühl, nicht er hätte von der Kralle, sondern sie von ihm Besitz ergriffen. Ja, mehr noch… Die schwarze Kralle schien mit seinem Finger eine Verbindung einzugehen.
    Verwuchs die Kralle mit seinem Finger?
    Talans Magie strömte in den Verbrecher, füllte ihn mehr und mehr aus. Er glaubte nicht, daß es ihm noch einmal möglich sein würde, sich von der Kralle zu trennen.
    Aber er wollte das auch gar nicht. Sie gehörte ihm. Er gehörte ihr. Sie gehörten zusammen… Für immer!
    ***
    Wir erreichten Croydon, und ich hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Ein Mann war vor meinen Augen zum Wertiger geworden.
    Vor meinen Augen, und doch meilenweit von mir entfernt. Yuums Auge hatte es möglich gemacht, daß ich ihn sah, und nun war die Bestie unterwegs.
    Allein der Gedanke, er könnte bereits ein Opfer gefunden und grausam getötet haben, schnürte mir die Kehle zu. Viele beunruhigende Gedanken gingen mir durch den Kopf.
    Konzentriert hielt ich nach der Straße Ausschau, deren Namen wir durch Yuums Auge erfahren hatten.
    Wir mußten unser Ziel bald erreicht haben, deshalb bat ich meine Freunde, ebenfalls die Augen offenzuhalten.
    »Die Bestie kann uns auch hier schon über den Weg laufen«, sagte ich.
    »Ich wollte, sie würde es«, erwiderte Mr. Silver. »Ich kann ja eine ganze Menge, aber eines kann ich schlecht: mich in Geduld fassen.«
    Ich bog rechts an.
    »Hier!« rief Fystanat plötzlich erregt aus. »An dieser Stelle haben wir den Wertiger gesehen.«
    Ich sah das Straßenschild. Es stimmte, was der Mann aus der Welt des Guten sagte.
    Ich erinnerte mich noch sehr genau an den Weg, den das Monster eingeschlagen hatte, und so war es nicht schwierig, das Haus zu erreichen, in dem es zur Metamorphose gekommen war.
    Unter dem Klingelknopf stand ein Name: JACQUES DEJOUX. Der Wertiger war ein Franzose.
    Wir standen vor der offenen Haustür.
    »Was tun wir jetzt?« fragte Mason Marchand.
    »Wir, sollten uns trennen«, bemerkte Mr. Silver.
    Ich nickte. »Wollte ich gerade vorschlagen. Zwei von uns begeben sich auf die Suche nach dem Wertiger, zwei warten in seinem Haus, für den Fall, daß er heimkommt.«
    »Wichtig ist noch, daß wir die schwarze Kralle in unseren Besitz bringen«, sagte Fystanat.
    »Sie muß sich im Arbeitszimmer befinden«, sagte ich, denn Dejoux hatte sie nicht beachtet, als er zum Tiger wurde.
    »Wer bleibt hier?« fragte Mr. Silver.
    Er wollte hören, daß ich mich mit Fystanat meldete, doch ich sagte: »Du - und Roxane.«
    »Ich würde aber viel lieber…«
    Ich grinste. »Dann hättest du die Frage anders stellen müssen.«
    »Dieser Tony Ballard ist der durchtriebenste Bursche, den ich kenne. Der haut sogar seinen besten Freund übers Ohr, ohne mit der Wimper zu zucken«, maulte Mr. Silver.
    »Aber nur, wenn es dieser Freund nicht besser verdient«, sagte ich und kehrte mit Fystanat zum Rover zurück.
    ***
    Weathers genoß die Kraft, die ihn durchflutete. Er wußte nicht, daß es die alte Tigermanie war, die von ihm Besitz ergriff. Er spürte nur dieses unvergleichliche Gefühl. Stark, unheimlich stark fühlte er sich. Unbesiegbar. Kräfte standen ihm mit einemmal zur Verfügung, die er nie zuvor in sich gespürt hatte.
    Und er merkte, daß in ihm etwas erwachte.
    Ein unbändiger Mordtrieb.
    Er hob die rechte Hand, an deren Mittelfinger die Höllenkralle steckte, und starrte sie an. Er wußte, daß die enorme Kraft, die sich in ihm eingenistet hatte, von ihr ausging, und er wußte auch, wie er sie einsetzen mußte.
    Talan wollte Blut sehen!
    Ein Geräusch ließ Weathers hochschnellen. Seiner Kehle entrang sich ein dumpfes,

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