0711 - Die Psycho-Bombe
ruckte und wie die breiten Slicks dann vom Boden abhoben.
Für einen Moment zuckte ein Lächeln über seine Lippen, dann mußte, er bereits den Kopf zurücklegen, um den Weg des Rennwagens verfolgen zu können.
Er schwebte in die Höhe, und er ließ sich allein durch die Kraft des Jungen lenken.
Ein schwerer Wagen, der fliegen, der schweben konnte und unter Nicos Kontrolle stand.
Er würde ihn leiten, er würde ihn zu seinem Ziel bringen, und er bestimmte, wann er landete und wann nicht und ob bei dieser Landung auch was passierte.
Ein vielstimmiger Schrei vermischte sich zu einer brandenden Woge, die an den Fassaden der Häuser entlangglitt. Niemand war da, der es begriff. Die Menschen waren konsterniert, sie wußten nicht, was sie unternehmen sollten.
Niemand floh.
Jeder schaute dem schwebenden Wagen nach, der sich dem schlanken Bau von New Scotland Yard näherte…
***
Ich hatte das Gefühl, von einem mächtigen Huftritt irgendwo in der Magengegend erwischt worden zu sein, zwinkerte mit den Augen, schaute hin, drehte mich hastig um, sah Glenda Perkins, die mir wie eine Fremde vorkam und konzentrierte mich wieder auf das Bild vor dem Fenster.
Es war kein Irrtum!
Dort schwebte ein Rennwagen vorbei. Einer, der in der Formel 1 benutzt wurde.
Als ich aufsprang, sauste der Schreibtischstuhl zurück. Ich drehte mich, hatte das Fenster mit einem Sprung erreicht und zerrte den Flügel auf.
Beinahe zum Greifen nah segelte dieses Fahrzeug an mir vorbei. Aus der Tiefe der Straßenschlucht brandeten die Stimmen der Zeugen zu mir hoch wie ein dumpfes Grollen.
Zahlreiche Zeugen schauten zu, aber keiner konnte eine Erklärung abgeben.
Das schaffte auch ich nicht.
Und der Wagen glitt weiter. Für einen Moment befürchtete ich, daß er stoppen und sich drehen könnte, um dann mit ungemein starker Wucht gegen die Hauswand und gegen das Fenster zu rammen.
Das passierte nicht.
Er schwebte weiter. Ähnlich wie ein Segelflugzeug und sogar von einem leichten Rauschen begleitet.
Glenda hatte es ebenfalls nicht mehr an ihrem Platz gehalten. Sie stand auf einmal neben mir und klammerte sich so hart an meiner Schulter fest, daß es schon weh tat.
Ihr Blick bestand aus reinem Staunen, und sie flüsterte immer wieder, daß es nicht wahr sein konnte.
Ich hatte meinen Schock überwunden und beugte mich aus dem Fenster heraus.
Der Wagen drehte sich.
Das geschah so schnell, daß ich es erst kapierte, als mich seine flache Kühlerschnauze anglotzte.
Und da überkam mich die Angst!
Es war ein Gefühl wie ein Hammerschlag, der mir gleichzeitig so etwas wie ein Wissen einpeitschte.
Ich wußte plötzlich, daß dieser schwebende Wagen allein mir galt, daß jemand dabei war, seine Macht zu zeigen, die mich klein machen sollte. Ein ungeheuerlicher Vorgang, dem ich leider nichts entgegensetzen konnte. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Hoffnung darauf, daß der Wagen nicht auf die Straße stürzte und dort ein Chaos verursachte, bei dem es Tote und Verletzte gab.
Glendas Stimme klang flüsternd und erstickt. »Laß uns von hier verschwinden, John. Verdammt noch mal, laß uns gehen. Der… der Wagen ist ein Killer auf vier Rädern.«
Das Gefühl hatte ich auch.
Obwohl ich mich irrte und mir die Einbildung einen Streich spielte, glaubte ich, auf der Kühlerschnauze etwas zu sehen, das aussah wie ein Gesicht.
Nein, wie eine Fratze!
Kalt und glatt, schief zusammengesetzt, haarlos und auf eine bestimmte Art und Weise widerlich.
Ich wußte sehr genau, daß ich diese Fratze schon einmal gesehen hatte, kam aber nicht darauf, wo dies gewesen war. Zudem zog sie sich auch ebenso rasch wieder zurück.
Und mit ihr der Wagen.
Ich stieß die Luft aus, und es hörte sich verdammt erleichtert an, als ich endlich begriff, daß dieses Fahrzeug nicht nach vorn rammte, um Fenster und Hauswand in dieser Etage einzuschlagen. Es drehte sich wieder und glitt seidenweich unter den Wolken her, aber noch über den Hausdächern.
Ab und zu verlor sich ein Sonnenstrahl, der durch ein Loch in der Wolkendecke blinkte, auf seiner hellblauen Karosserie.
Glenda war zurückgegangen. Als ich mich umdrehte, saß sie wieder auf ihrem Platz und schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen, wischte über ihre Augen und nahm kaum wahr, daß ich sie ansprach und ihr bedeutete, im Büro zu bleiben.
Ich eilte hinaus.
Im Vorzimmer meldete sich das Telefon. Auf dem Weg zur Tür hob ich den Hörer ab.
»Haben Sie das gesehen, John?«
»Ja, Sir
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